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Milchkrisen: Drei-Punkte-Plan von Karsten Schmal

Auf dem Milchmarkt muss sich dringend etwas ändern! Forderungen von Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes: Milchpreise absichern, Mengen planen und steuern sowie Preissignale früh weitergeben.

Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Milchmarkt muss sich dringend etwas ändern! Forderungen von Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes.Ein Beitrag aus der aktuellen top agrar-Ausgabe (9/2017, Seite R6).

 

Wir vom Deutschen Bauernverband haben in den letzten Monaten wiederholt marktgerechte und moderne Lieferbeziehungen für die Milch gefordert. Doch was steht konkret dahinter? Wie lassen sich einige Probleme der vergangenen Preiskrise lösen? Dazu drei Punkte:



1. Milchpreise langfristig absichern

Mit zunehmender Liberalisierung der Agrarpolitik wirtschaften wir deutschen Milchbauern seit nunmehr zehn Jahren zu Weltmarktpreisen. Zuvor hingen die Milchpreise vor allem von politischen Entscheidungen über die Höhe der Interventionspreise ab. Mittlerweile haben aber globale politische und wirtschaftliche Entwicklungen direkte Auswirkungen auf unser Einkommen. Das erschwert Investitionsentscheidungen und Liquiditätsplanungen.

 

Das Phänomen schwankender Preise ist im Vergleich zu anderen Agrarsektoren bei der Milch nicht nur vergleichsweise jung, sondern auch besonders stark (Übersicht 1). In den letzten vier Jahren schwankten die deutschen Erzeugerpreise zwischen 23 (Juni 2016) und 41 ct/kg (November 2013). Ein Ende der Volatilität ist nicht zu erwarten. Das langfristige Absichern von Milchpreisen muss deshalb auch im deutschen Milchsektor an Bedeutung gewinnen! Hierbei sehe ich vor allem unsere Molkereien in der Pflicht. Sie müssen praktikable Angebote in die Umsetzung bringen. Festpreiskontrakte, die zum Beispiel in der Getreidevermarktung oder der irischen Milchwirtschaft etabliert sind, haben sich als Instrument des Risikomanagements bewährt.

 

Für größere Teilmengen stehen die Erzeugerpreise bereits lange vor der Milchabholung fest. Deshalb könnten die Molkereien schon heute ein entsprechendes Preismodell anbieten: durch die Absicherung über langfristige Verträge mit Abnehmern aus der Lebensmittelindustrie und dem -handel oder über Warenterminbörsen.

 

2. Mengen genau planen und steuern

Die Molkereien haben derzeit eine sehr geringe Verlässlichkeit über die künftigen Anlieferungsmengen, für die sie im Sinne der Milchbauern eine möglichst hohe Verwertung sicherstellen sollen. Nach dem Auslaufen der Milchquote sind gleichzeitig wichtige Milchmärkte in Russland oder Südostasien weggebrochen. Die Anlieferungsmengen überraschten bzw. überforderten daraufhin einzelne Molkereien.

 

Deshalb müssen sich Molkereien und Milcherzeuger verbindlicher über die künftigen Anlieferungsmengen abstimmen. Vorstellbar wären finanzielle Anreize, damit Milcherzeuger ihre einzelbetrieblichen Mengenplanungen nicht nur angeben, sondern auch einhalten. Branchenexperten sehen einen wesentlichen Grund für die schlechte Ertragslage etlicher Genossenschaftsmolkereien darin, dass diese die komplette Milch der Mitglieder abnehmen müssen. Sie können den Ankauf nicht wie Privatmolkereien auf die Mengen beschränken, für die sie Absatzmärkte mit auskömmlichen Margen haben.

 

Deshalb halte ich eine bessere molkereiinterne Steuerung der Anlieferungsmengen für unerlässlich – basierend auf Mengenplanungen zwischen Molkerei und Erzeuger. Möglichkeiten dazu bieten die Satzungen und Milchlieferordnungen schon heute: verwertungsbezogene Staffelung der Erzeugerpreise, Zeichnen zusätzlicher Geschäftsanteile bei Erweiterungsinvestitionen eines einzelnen Landwirts oder auch Bonuszahlungen in außergewöhnlichen Marktsituationen bei Verringerung der Milchproduktion.

 

3. Preissignale früh weitergeben

In der vergangenen Krise lagen die Erzeugerpreise in Deutschland für einen Zeitraum von mehreren Monaten zum Teil deutlich über den Spotmilchpreisen (Übersicht 2). Während die freie Milch zu Beginn des Jahres 2016 bei nur 15 ct pro kg notierte, lag der einheitliche Basispreis zeitweise mehr als 10 ct/kg darüber. Jeder zusätzliche Liter Milch hatte also negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Bilanz der Molkereien. Dennoch kam dieses eindeutige Preissignal eines übervollen Rohmilchmarktes nicht bei uns Erzeugern an.

 

Stattdessen hält ein Großteil der Molkereien weiter am einheitlichen Basispreis fest, der die Verwertungsunterschiede ausgleicht. Das verhindert eine zeitnahe Reaktion der Milchbauern auf die niedrigen Verwertungen der „Übermilch“. Die Anpassung der Milchproduktion auf die jeweils aktuelle Marktlage verläuft somit zu träge. Prof. Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel schlägt vor, einen Teil der Milchanlieferung zu Spotmarktpreisen zu vergüten. Auch diesen Vorschlag sollten wir im genossenschaftlich geprägten deutschen Milchsektor ergebnisoffen diskutieren. Gerade Zeiten relativ guter Milchpreise sind konstruktiv dafür zu nutzen.

 

Was halten Sie von dem Drei-Punkte-Plan von Karsten Schmal? Schreiben Sie uns Ihre Meinung mit dem Stichwort „Milchmarkt“ an: E-Mail: redaktion@topagrar.com; Fax: 02501/801654

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