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Milchproduktion in Tschechien

top agrar war in Tschechien unterwegs. Alles Wichtige zur Milchproduktion haben wir in kurzen Texten und vielen Bildern zusammengefasst.

Lesezeit: 5 Minuten

Tschechien hat zuletzt rund 3 Mio. t Milch produziert. Die Kuhzahl beträgt 369.000. Die wichtigsten Rassen sind Holstein und Fleckvieh. Die Milchleistung liegt im Landesschnitt bei gut 8.100 kg. Die Holsteinkühe in der Milchleistungsprüfung geben im Schnitt 9.744 kg, die Fleckviehkühe 7.334 kg. Die 1.125 Milcherzeuger in der Milchleistungsprüfung halten im Schnitt 314 Kühe.

 

Wie viele Milchproduzenten es insgesamt in Tschechien gibt, lässt sich aus den amtlichen Statistiken nicht genau entnehmen. Klar ist aber, dass sie im EU-Vergleich groß sind: Insgesamt gibt es 26.800 landwirtschaftliche Betriebe. Mit durchschnittlich 133 ha hat Tschechien EU-weit sogar die größte Flächenausstattung pro Betrieb. Und 70 % aller Kühe stehen in Ställen mit über 200 Kühen, berichtet das Landwirtschaftsministerium. Neue Ställe hätten in der Regel eine Größenordnung von 400 bis 500 Kühen.

 

Im EU-Vergleich haben die Tschechen relativ günstige Produktionskosten. Gleichzeitig bekommen sie aber auch nur geringe Milchpreise, so das Landwirtschaftsministerium. Zum Teil erhalten Milcherzeuger noch „Kuh-Prämien“, beispielsweise für geringe Besatzdichten.

 

Ende Juni fand der Jahreskongress der European Dairy Farmers (EDF) in Prag statt. Die über 300 Teilnehmer nahmen folgendes Fazit der tschechischen Milchproduktion mit nach Hause:

 

Die Stärken:

  • Hohe Milchleistungen bei Holsteins und tschechischem Fleckvieh
  • Große Herden
  • Niedrige Lohnkosten
  • Diversifizierung der Betriebe
 

Die Schwächen:

  • Keine Molkereigenossenschaften
  • Viele Landbesitzer, hoher Pachtanteil
  • Fachkräftemangel
top agrar war beim EDF-Kongress dabei und hat vier Betriebe besucht. Diese stellen wir im Kurzportrait und Bildern vor.

 

1 Der Familienbetrieb

 

Milan Basik führt einen der wenigen Familienbetriebe im Land. Den Betrieb gibt es seit 1391. Mitte des 20. Jahrhunderts haben Kommunisten die Familie von der Hofstelle vertrieben. Seit 1967 darf sie dort wieder wirtschaften. Heute bewirtschaftet die Familie 302 ha, 235 ha Ackerland und 67 ha Dauergrünland.

 

Neben dem Betriebsleiter selbst arbeiten auf dem Betrieb noch seine Frau, sein Vater, drei Angestellte und Aushilfskräfte.

 

Der Betrieb hält 70 Kühe. Die Milchleistung liegt bei 12.100 kg (MLP). Ein Roboter übernimmt das Melken. Die Melkfrequenz beträgt 2,8.

 

Basik hält zudem 60 Färsen und Kälber. Alle Tiere stehen in umgebauten Altgebäuden.

 

Die Futterration setzt sich zusammen aus Maissilage, Kleegras, Heu, Sojaschrot, Rapsschrot, Weizenschrot, getrockneten Zuckerrübenschnitzeln, Melasse und Mineralfutter. Der Jahresniederschlag liegt im Schnitt zwischen 500 und 600 mm. Sorge bereitetet dem Betriebsleiter die zunehmenden Probleme durch lange Trockenphasen. Er befürchtet, dass dieses Jahr der zweite Grasschnitt komplett ausfallen wird.

 

Im November 2013 hat die Familie eine 250-kW-Biogasanlage in Betrieb genommen. Zum einen, um ein neues Standbein aufzubauen. Und zum anderen konnten sie so die höheren Auflagen zum Lagern von Wirtschaftsdünger umschiffen. Die Abwärme nutzen sie zum Heizen von Wohnhäusern.

 

 

2 Der Großbetrieb

 

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Für das Unternehmen Pacov macht die Milch zwar knapp die Hälfte des Umsatzes aus. Genauso wichtig ist aber der Ackerbau: Allein das Kartoffelgeschäft erzielt ein Viertel des Gesamtumsatzes. Das Unternehmen züchtet und erhält Kartoffelsorten, elf verschiedene Kartoffelsorten gehören der Farm.

 

Aktuell bewirtschaftet Pacov 872 ha und beschäftigt 50 Mitarbeiter. Der Betrieb melkt 330 Kühe mit einer Leistung von 11.100 kg (MLP). Die Lebensleistung liegt knapp unter 26.000 kg, das Erstkalbealter beträgt 25,4 Monate.

 

Die Kühe stehen in zwei Ställen mit Liegeboxen. An heißen Tagen unterstützen Ventilatoren den Luftaustausch. Die Trockensteher stehen in einem Tiefstreustall mit Laufhof. Die Frischmelker kommen die ersten vier Tage in einen kleinen Melkstand, das Melken der Laktierenden übernehmen vier Roboter.

 

Der Betrieb verfügt über eine eigene Futtermischanlage. Dort presst er auch sein eigenes Futter in Pellets. Die Hauptkomponenten produziert der Betrieb selbst.

 

Zur Unterstützung der Brunsterkennung nutzt Pacov Pedometer und ein Herdenmanagementsystem. Ein externer Techniker besamt die Kühe. Bei Problemkühen kommt ein Deckbulle zum Einsatz. Das Sperma bezieht der Betrieb von vier verschiedenen Unternehmen. Im Spermacontainer gibt es sowohl genomische als auch geprüfte Bullen, aus Tschechien und den USA.

 

Um Mastitis gezielter behandeln zu können, führt der Tierarzt bei auffälligen Kühen einen On-Farm-Test durch. Dazu kultiviert er die Bakterien und leitet daraus ab, ob eine Antibiotika-Behandlung sinnvoll ist und wenn ja, mit welchem Wirkstoff.

 

Der Betrieb nutzt das Managementprogramm der Melkroboter intensiv, um die Herde zu managen.

 

 

3 Der Neubau

 

Seit etwa einem Jahr stehen die 900 Holstein-Kühe der Farm Kladruby in zwei nigel-nagel-neuen Ställen. Der höhere Kuhkomfort macht sich nach Auskunft der Betriebsleiter schon bemerkbar: Die Kühe sind gesünder und haben weniger Abschürfungen, die Fruchtbarkeit hat sich verbessert und die Milchleistung ist gestiegen.

 

Dreimal täglich gehen die Kühe in den 2x20 Side by Side-Melkstand. Die durchschnittliche Herdenleistung beträgt knapp 10.000 kg mit 3,7 % Fett und 3,3 % Eiweiß.

 

Die Futterration setzt sich zusammen aus Maissilage, Luzernensilage, Mix aus Mais, Raps und Mineralfutter, Heu und geschütztem Fett. Zweimal täglich legen die Mitarbeiter die Ration frisch vor. Ein Roboter schiebt das Futter ständig nach.

 

Alle zwei Wochen laufen die Kühe durch ein Klauenbad. Darin mischt der Betrieb Formalin und Kupfersulfat ein. Zum Trockenstellen kommen alle Kühe in den Klauenstand, während der Laktation erfolgt die Klauenpflege nach Bedarf.

 

Die Kälber bekommen nach der Geburt für vier Tage Kolostrum. Danach gibt es Milchaustauscher, Starterfutter und Wasser. Das Abtränken erfolgt mit 65 Tagen. Bullenkälber verkauft der Betrieb nach 14 Tagen.

 

Neben den Kuhställen hat Kladubry im gleichen Atemzug eine 1 MW-Biogasanlage gebaut. Im nächsten Jahr will der Betrieb einen Kuhstall um über 100 Plätze erweitern.

 

 

4 Der Universitätsbetrieb

 

Die Farm Ruda gehört zur Agrar-Universität Prag. Das sichert den Praxisbezug der Universität.

 

Auf dem Betrieb findet die Ausbildung der Studenten der Uni Prag statt, aber auch anderer landwirtschaftlicher Schulen. Zudem laufen dort wissenschaftliche Untersuchungen.

 

Die Ruda Farm ist auf Holstein spezialisiert. Im Stall stehen 400 Tiere mit einer Leistung von 9.100 kg.

 

Daneben gibt es einen weiteren Standort. Dort stehen 180 Jerseykühe. Deren Milch kommt auf Inhaltsstoffe von 6 % Fett und 4,5 % Protein.

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