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Schmal zum Milchmarkt, Branchenorganisation und Lieferbeziehung

Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes, erläutert gegenüber top agrar seine Einschätzungen und Wünsche für das Jahr 2018. Er geht dabei auf wichtige Milchthemen ein – und auf die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn.

Lesezeit: 5 Minuten

Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes, erläutert gegenüber top agrar seine Einschätzungen und Wünsche für das Jahr 2018.


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Was erwarten Sie für das Milch-Jahr 2018

Schmal: Für das Jahr 2018 rechne ich mit einer spürbar angespannteren Marktlage. Das Jahr 2017 war im langjährigen Vergleich durch überdurchschnittliche Erzeugerpreise gekennzeichnet. Für uns Milchbauern eine dringend notwendige Entwicklung, um nach den Krisenjahren 2015 und 2016 finanzielle Löcher stopfen zu können. Einige führende Molkereien haben einen deutlichen Rückgang der Erzeugerpreise für das erste Quartal 2018 angekündigt, die derzeitigen Auszahlungspreise entsprechen offensichtlich nicht den Verwertungsmöglichkeiten.

 

Die Milchpolitik von EU, Bund und Bundesländern könnte im Jahr 2018 mit Blick auf ein mögliches neues Preistal weiterhin durch Aktionismus beeinflusst sein. Nicht jede politische Entscheidung dürfte auf einer gründlichen Analyse der zu erwartenden Auswirkungen beruhen. Es wird sich bestätigen, dass weiterhin Druck auf dem Kessel bei der Bewältigung der strukturellen Herausforderungen herrscht und die Politik nicht länger willens oder in der Lage dazu ist, einen Rahmen zur Begleitung des Milchmarktes bereitzuhalten, der diese Herausforderungen verringert.

 

In meiner Arbeit als DBV-Milchpräsident wird im Jahr 2018 der Umgang mit unfairen Handelspraktiken eine wichtige Rolle einnehmen. Die Unternehmen des Lebensmittelhandels haben weiter an Marktmacht gewinnen können. Auch den Vermarktungsorganisationen der Milchbauern, also Genossenschaften und Erzeugergemeinschaften, muss es möglich sein, ihre Aktivitäten stärker zu bündeln, ohne gleich mit dem Wettbewerbsrecht in Konflikt zu geraten.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie?

Schmal: Erstens: In zunehmend liberalisierten Milchmärkten müssen Milchbauern, aber insbesondere auch die Milchverarbeiter laufend an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Die Entscheidungen über Investitionen in neue Produkte und Verarbeitungsanlagen, Investitionen in die Erschließung rentabler Absatzmärkte, aber auch das Schließen von unrentablen Produktionslinien benötigen im deutschen Milchsektor noch zu lange, um den Rückstand gegenüber internationalen Wettbewerbern zeitnah und spürbar aufzuholen. Die Politik sollte bei diesen Aktivitäten unterstützend tätig sein.

Zweitens: Bei zunehmend globalen Milchmärkten bleiben uns stark schwankende Preise erhalten, ob wir wollen oder nicht. Die vorhandenen privatwirtschaftlichen Instrumente zur Absicherung der Erzeugerpreise über einen längeren Zeitraum gilt es dementsprechend praktikabel in die Umsetzung zu bringen. Ich bin gespannt, ob und wie die angekündigten Pilotprojekte bei Hochwald und DMK im Jahr 2018 umgesetzt und angenommen werden.

Drittens: Moderne Landwirtschaft und somit auch die moderne Milchviehhaltung rückt zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit und wird in Frage gestellt. Die Weiterentwicklung unserer Produktionsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten ist jedoch insbesondere mit Blick auf das Tierwohl eine Erfolgsgeschichte. Als Milchsektor müssen wir es verstehen, diese Geschichte fortzusetzen und mit einer gelungen Öffentlichkeitsarbeit an den Mann zu bringen.

 

Welche Projekte sollte die Branche unbedingt angehen?

Schmal:Wir werden das Thema Branchenorganisation nochmals aktiv aufgreifen. Über diese Institution wäre zum Beispiel ein gemeinsames Agieren des Milchsektors gegenüber dem LEH möglich, um den einseitigen Setzen von Produktionsstandards wirkungsvoll entgegentreten zu können. Ich hoffe, einen entscheidenden Beitrag dazu leisten zu können, dass der mögliche Mehrwert eines anerkannten Branchenverbandes von allen Akteuren im Milchsektor erkannt wird.

 

Wenn nicht aus der Branche heraus wesentliche Beiträge geleistet werden, den deutschen Milchsektor erfolgreich im zunehmend globalisierten Milchmarkt zu positionieren, wird die Wahrscheinlichkeit politischer Schnellschüsse in der Milchpolitik erhöht. Ich sehe nicht nur Handlungsbedarf bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Molkereien, sondern auch bei der Gestaltung der Lieferbeziehungen zwischen Milchbauern und Molkereien. Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland noch immer keine praktikablen Instrumente in der Umsetzung sehen, mit denen zumindest ein Teil der Erzeugerpreise kalkulierbar wird. Auf der anderen Seite wissen etliche Molkereien weiterhin nicht, für welche Milchmengen sie in den kommenden Monaten oder Jahren Verarbeitungskapazitäten verlässlich bereithalten müssen.

 

Welche Wünsche haben Sie?

Schmal:Als DBV-Milchpräsident ist es natürlich mein Ziel, dass zum Beispiel die in diesem Text erhobenen Forderungen auch angegangen werden. Das ist der Maßstab, an dem ich meine Arbeit messe.

 

Da die Zeit zwischen den Feiertagen auch Raum für Wünsche lässt, die weniger realistisch sind: Ich wünsche mir, dass es alle verbandspolitischen und unternehmerischen Akteure im deutschen Milchsektor schaffen, gemeinsame Ziele zu definieren und entsprechende Strategien zu verfolgen. Die zukünftig entscheidenden Debatten werden von Außenstehenden an unseren Sektor herangetragen und stellen zum Beispiel den Konsum tierischer Lebensmittel gänzlich in Frage. Dennoch erlauben wir uns in Deutschland den Luxus, die milchpolitische Debatte teilweise im Kreis drehen zu lassen oder erfolgreiche Institutionen, wie zum Beispiel unsere Landesvereinigungen, zur Bewerbung von Milchprodukten und Milchproduktion zu schwächen.

 

Außerdem hoffe ich, dass die weltweiten Produktionsmengen die globale Nachfrage nach Milchprodukten nicht wieder so stark übersteigen wie im Jahr 2016.

 

Für mich persönlich habe ich einen wahrscheinlich utopischen Wunsch: Mit Blick auf meinen Terminkalender hoffe ich, im Jahr 2018 ohne Staus oder ausschließlich mit pünktlichen Bahnen und Fliegern zu meinen Terminen zu kommen.


Morgen lesen Sie Einschätzung von Peter Guhl, Vorsitzender MEG Milch Board.

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