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Landwirtin sauer: Spiegel erschleicht sich Interview

Der Bericht im Spiegel, wonach deutsche Bauern Bullenkälber töten, hat für viel Aufsehen gesorgt. Eine darin genannte Landwirtin wirft dem Magazin nun vor, sie habe sich überhaupt nicht zu dem Thema geäußert. Es sei um Praxis-Fotos zum Freihandel gegangen. Die Journalistin schrieb dann wohl ihre eigene Story.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Bericht im Spiegel, wonach deutsche Bauern Bullenkälber töten, hat für viel Aufsehen gesorgt. Mit welchen Methoden auch Spiegel-Journalisten offensichtlich arbeiten, zeigt der Fall von Landwirtin Anneli Wehling aus Kiebitzreihe (Schleswig-Holstein). Sie fand sich überraschend in dem Artikel wieder, obwohl sie gar nicht zu dem Thema interviewt wurde.


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Was steht im Spiegel?


Verantwortlich für den Bericht „Kälber für die Tonne“ sind Lukas Koschnitzke und Michaela Schießl. Sie lassen darin ausführlich Kritiker wie Melanie Vogelei von der Tierschutzorganisation „White Paw“ oder Leif Koch von der Welttierschutzgesellschaft zu Wort kommen.

 

Am Ende wird Landwirtin Anneli Wehling aus Schleswig-Holstein erwähnt. Zu ihr heißt es, sie sei Mitglied im Netzwerk „Bauerhöfe statt Agrarfabriken“ und sehe die Politik des Bauernverbandes kritisch. Es folgen angebliche Zitate:


Natürlich ist der Druck des Handels groß. Aber warum haben wir uns nicht gewehrt, als es an die Gesundheit unserer Tiere ging?"


Und: "Völlig unkritisch hat sich der Bauernverband die Lehre von Effizienz, Masse und Kosten, die Mär von der Notwendigkeit durchökonomisierter Tierfabriken zu eigen gemacht. Mit seiner einseitigen Sicht hat er seine Mitglieder dazu erzogen, es für völlig normal zu halten, dass Tiere heute wie eine Ware behandelt werden."


„Ich habe gar kein Interview gegeben!“


Am Montag meldete sich nun Anneli Wehling bei top agrar online. Sie zeigte sich entsetzt über den Artikel und ihren Namen im Zusammenhang mit dem Thema Kälbertöten. Was genau abgelaufen ist, schildert sie so:


„Es war alles andere als witzig für mich, meinen Namen im Zusammenhang mit dem Artikel über "Kälber für die Tonne" im Spiegel zu entdecken! Ich wurde nämlich zu keiner Zeit zu dem Thema befragt! Es war lediglich so, dass ein Fotograf mit mir Fotos für eine AbL-Pressemeldung zu TTIP hier auf unserem Betrieb gemacht hat. Kurz vorher hat er gefragt, ob er eine Journalistin vom Spiegel mitbringen dürfte, die sich auch für das Thema interessiere. Und da wir hier nichts zu verbergen haben, habe ich vorurteilslos und offen ja gesagt", so Wehling.


So erschien auch die Journalistin Michaela Schießl zu dem Fototermin und begleitete die beiden. Während der Fotograf seine Bilder zum Thema Freihandel machte, plauderte die Journalistin beim Betriebsrundgang mit der Betriebsleiterin allgemein über die Landwirtschaft. Es ging um "Wachsen oder Weichen" oder wie die Bauern die heutige Tierproduktion richtig finden könnten. Wehling legte in der lockeren Unterhaltung freimütig ihre Sicht der Dinge dar: Dass es sicherlich Fehlentwicklungen gebe und sich alle Verbände mal an einen Tisch setzen müssten, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.


"Im Gespräch am Rande mit der Journalistin habe ich mich schon kritisch über die Ausrichtung der Landwirtschaft und auch über Kostendruck auf den Betrieben geäußert und was diese Entwicklung treibt. Aber nicht in der Form, wie im Spiegel zitiert wird, sondern so dass ich auch dazu stehen kann!

Hier bin ich offensichtlich sehr blauäugig auf billigen Journalismus gestoßen, der nur seine reißerische Story brauchte!", so Wehling gegenüber top agrar online.


Ungefragt und dann noch falsch


„Hätte ich gewusst, dass das gedruckt wird, hätte ich das doch ganz anders gesagt, es ist doch nicht alles schlecht“, erklärte sie gegenüber top agrar weiter und verweist bewusst auf die Leistungen des DBV, wo sie ebenso Mitglied ist wie beim BDM. Aber: "Kein Wort von auch nur irgendeinem Artikel über Kälber oder sonst etwas, geschweige denn eine direkte Befragung dazu", schimpft Wehling.


Und dann wären ihre Aussagen auch noch falsch wiedergegeben. So sei sie nie Mitglied im Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken" gewesen, wie in dem Artikel behauptet. "Ich habe mich im Gegenteil deutlich gegen das Wort Tierfabriken ausgesprochen und es wurde mir trotzdem auch noch eiskalt in den Mund gelegt!", empört sich Wehling.


Die leichte Kritik am Bauernverband könne sie zwar nach wie vor vertreten, die Formulierung sei allerdings frei von Schießl gewählt. Und der Satz, "der Bauernverband habe mit seiner einseitigen Sicht seine Mitglieder dazu erzogen, es für völlig normal zu halten, dass Tiere heute wie eine Ware behandelt werden" sei sogar komplett erfunden. Wehling: „Ich würde nie Tiere als Ware bezeichnen.“



"Wenn wir es zulassen, dass Feuer gezündet werden, von Leuten, die offensichtlich ganz andere Interessen haben, schaden wir uns am Ende selbst. Hass und Hetze findet schon genug statt. Wir brauchen Wege und Möglichkeiten für ein klares, offenes Miteinander!, lautet der Appell der Rinderhalterin.


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