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Tierschutz-Milch: Das sagen zwei Aldi-Manager

Aldi Süd bietet jetzt Milchprodukte mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ an. Lieferant ist die Molkerei Gropper. Insbesondere das Anbindestall-Verbot hat die Branche aufgeschreckt. Florian Kempf und Phillip Skorning von Aldi Süd beziehen Stellung in der „Lebensmittel-Praxis“ und erläutern die Nachhaltigkeits-Strategie.

Lesezeit: 4 Minuten

Aldi Süd bietet jetzt Milchprodukte mit dem Label „Für mehr Tierschutz“ an. Lieferant ist die Molkerei Gropper. Insbesondere das Anbindestall-Verbot hat die Branche aufgeschreckt. Florian Kempf und Phillip Skorning von Aldi Süd beziehen Stellung im Interview mit der „Lebensmittel-Praxis“ und erläutern die Nachhaltigkeits-Strategie des Discounters. Hier ein Auszug des Interviews:

 

Welche Bedeutung haben Regionalität, Fairtrade und Tierwohl-Artikel bei Aldi? 

Skorning: Bei Regionalität ist nach wie vor die fehlende Definition ein Problem. Wir sehen Regionalität durchaus enger als einige unsere Wettbewerber, bieten regionale Lebensmittel maximal in dem entsprechenden Bundesland und nicht bundesweit an. Fairtrade ist und bleibt ein sehr wichtiger Sortimentsbaustein und wird tendenziell ausgebaut. Die Nachfrage variiert jedoch stark von Artikel zu Artikel. Hier beobachten wir einen Unterschied zwischen öffentlicher Meinung und dem Kundenverhalten: Während allgemein häufig gefordert wird, mehr Produkte aus fairem Handel und nachhaltiger Erzeugung anzubieten, sind die Verbraucher jedoch nicht immer bereit, höhere Preise in Kauf zu nehmen. Auch die Diskussion um Tierwohl geht nicht immer einher mit entsprechenden Absätzen und Umsätzen. Ziel von Aldi Süd ist es, dass nachhaltig erzeugte Produkte selbstverständlich werden. Wir haben als Branche aber noch einen langen Weg vor uns und müssen in die Thematik reinwachsen. Dazu gehören Kriterien, die umsetzbar sind, aber auch ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das für den Kunden attraktiv ist.


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Sie haben nun erste Produkte mit dem Siegel „Für Mehr Tierschutz“ in Premiumstufe und Einstiegsstufe bei Milch eingeführt. Wo sind welche Produkte erhältlich?

Skorning: Seit Anfang September bieten wir z. B. unseren Kunden in Süddeutschland ausgewählte Milchprodukte mit dem Label „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes an. Wir haben zunächst in Bayern unter dem neuen Label „Einfach Regional“ frische fettarme sowie frische Vollmilch eingeführt, die mit der Einstiegsstufe des Tierschutzlabels gekennzeichnet sind. Die Vorgaben gehen weit über die gesetzlichen Regelungen hinaus. Beispielsweise gibt es keine Anbindehaltung. Jede Kuh bekommt einen Fressplatz und eine Liegebox, regelmäßige Klauenpflege, tierärztliche Versorgung und Beschäftigungsmaterial wie Bürsten. Die Produkte sind regional, dies ist durch das Regionalfenster gekennzeichnet. Sie tragen außerdem das Siegel „Geprüfte Qualität Bayern“ und das Label „Ohne Gentechnik“. Darüber hinaus bieten wir im Raum Stuttgart Bio-Vollmilch in der Premiumstufe des Labels an.


Wie unterstützen Sie die Tierwohl-Lieferanten?

Skorning: Die teilnehmenden Milcherzeuger bekommen nicht nur ihren Mehraufwand vergütet, sondern eine zusätzliche Motivationsprämie. Das heißt, wir haben Geld dafür bezahlt, damit der Landwirt nach den Kriterien des Deutschen Tierschutzbundes Milch erzeugt. Den Lieferanten, die sich den Kriterien der Initiative Tierwohl verpflichtet haben, zahlen wir einen Aufpreis von 4 Cent, ab 2018 sogar 6,25 Cent pro verkauftes kg Fleisch oder Wurstwaren.


Sind Sie in Sachen Forschung und Entwicklung auch in Sachen Tierwohl eingebunden?

Skorning: Absolut. Wir sind mit unseren Lieferanten in intensiven Gesprächen zum Thema Tierhaltung, zum Beispiel hinsichtlich Verbesserungsmaßnahmen beim Platz, beim Futtermittel oder Beschäftigungsmaterial Die Initiative Tierwohl z.B. läuft noch für drei Jahre, auch danach muss das Thema Tierwohl, in welcher Form auch immer, weiterentwickelt werden. Wir machen uns Gedanken darüber, wie die Zukunft der Nutztierhaltung aussehen kann und muss. Denn wir merken auch, dass dies die Bürger sehr interessiert. Wir müssen es natürlich schaffen, dass sich das Interesse auch ummünzt an der Kasse. Wenn man es schafft, dass der Kunde versteht, was hinter einem Label steht, dann hat man gute Chancen. Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen nun auch in die Kommunikation investieren.


Bauen Sie das Sortiment unter dem Siegel „Für Mehr Tierschutz“ weiter aus?

Skorning: Wir hatten bereits Geflügel mit dem Signet „Für mehr Tierschutz“ im Sortiment, dieses werden wir auch wieder anbieten. Um das Sortiment im Mopro-Bereich weiter auszubauen, muss die Milchviehhaltung unter dem Tierschutz-Label erst richtig aufgebaut werden. Wir müssen da sehr verantwortungsvoll vorgehen.


Wo sind die Knackpunkte?

Skorning: Nicht jeder Betrieb kann die Anforderungen erfüllen, z.B. kann die Anbindehaltung in manchen Betrieben in Bayern nicht von jetzt auf gleich aufgegeben werden. Die Frage ist, wie man ein solches Modell auslaufen lässt.

 

Florian Kampf leitet das Energiemanagement bei Aldi Süd, Phillip Skorning ist Group Buying Director. Die Fragen und Antworten sind ein Auszug aus dem Interview in der LP-Ausgabe 15/2017. Die Langversion lesen Sie hier.

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