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Was bringt der Milchexport?

Der wesentliche Anteil der deutschen Milch-Exporte entfällt nicht auf die am wenigsten entwickelten Länder, sondern auf Industrie- und Schwellenländer, schreibt Professor Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität auf "Dialog-Milch". Ottmar Ilchmann und Karsten Schmal kommentieren diese Analyse.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Jahr 2017 exportierten deutsche Molkereien Butter in Drittländer vornehmlich in die USA, in den Iran und nach Japan. Für die EU insgesamt waren die USA, Saudi-Arabien und China die wichtigsten Abnehmerländer für Butter. Europäisches Magermilchpulver wurde im Wesentlichen von Algerien, China, Indonesien, Philippinen, Ägypten, Mexiko und Vietnam importiert. „Der wesentliche Anteil der von deutschen Molkereien exportierten Milchprodukte entfällt nicht auf die am wenigsten entwickelten Länder, sondern auf Industrie- und Schwellenländer“, sagt Professor Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität, Kiel.

 

In einem Beitrag auf www.dialog-milch.de macht der Experte deutlich, dass für die Beurteilung der Milchexporte aus der EU eine differenzierte Sichtweise erforderlich ist. „In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern existiert, insbesondere in urbanen Ballungsräumen, eine wachsende Nachfrage nach verarbeiteten Nahrungsmitteln, die sich zunehmend von der Versorgung mit traditionell verarbeiteten Nahrungsmitteln aus dem Hinterland entkoppelt“, berichtet Hess. In der Folge seien importierte und inländische Milchprodukte in den Augen der dortigen Verbraucher keine gleichwertigen Nahrungsmittel, sondern Importprodukte würden zum Teil als qualitativ höherwertig, sicherer oder attraktiver angesehen.

 

Wenn es darum gehe, die Milcherzeuger in den importierenden Ländern zu unterstützen, sei für ihn eine Anhebung des dortigen Preisniveaus – etwa durch höhere Einfuhrzölle – kaum sinnvoll. „Stattdessen dürfte die Zukunft der Milchproduktion in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern eher in einer Modernisierung ihrer Milch-Wertschöpfungsketten liegen, wobei – wie überall – konsequent auf die Erzeugung qualitativ hochwertiger und in den Augen der Verbraucher hinreichend attraktiver Produkte gesetzt werden muss.“ Dabei könnten ausländische Direktinvestitionen und ein entsprechender Technologie- und Wissenstransfer sicherlich wirk-sam unterstützen, so Hess.


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Ilchmann: Brauchen kein Mengen-, sondern ein Qualitätswachstum


Eine andere Sichtweise hat Ottmar Ilchmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL): "Wenn ich mit Blick auf Milch und Milcherzeugnisse von Exporten spreche, dann beziehe ich mich nur auf die Ausfuhr von Massenware in Drittländer außerhalb der EU. Niemand hat etwas gegen den Export hochwertiger und hochpreisiger Milch- und Käsespezialitäten. Problematisch sind aber Exporte, die so billig verkauft werden, dass die deutschen Bauern für die dafür benötigte Milch keinen auch nur annähernd kostendeckenden Preis erhalten. Außerdem gefährden Dumpingexporte – z.B. von Milchpulver – in die Länder Afrikas die Märkte und die bäuerlichen Betriebe vor Ort."



Für Ilchmann macht es mehr Sinn, Milch, die bislang ohne ausreichende Wertschöpfung exportiert werden muss, erst gar nicht zu produzieren. Das bedeutet: Die deutschen Milchbauern und Molkereien brauchen kein Mengen-, sondern ein Qualitätswachstum. "Würde die hiesige Milcherzeugung nur um wenige Prozentpunkte verringert und darauf verzichtet, diese Mengen – nicht kostendeckend – auf Drittlandmärkten abzusetzen, könnte man sich auf die Versorgung des lukrativen europäischen Marktes konzentrieren: mit hochwertigen und an den Verbrauchererwartungen orientierten Lebensmitteln. Das hätte auch Folgen für den Milchpreis. Eine an die hiesigen Absatzmöglichkeiten angepasste Milcherzeugung könnte zu relativ stabilen Milchpreisen führen und den Milchbauern hier bessere Wertschöpfungsperspektiven eröffnen."


Schmal: Milch-Export sollte Auszeichnung sein


Das sieht Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes anders: "Deutsche Exporte von Milch und/oder Milchprodukten sind keineswegs problematisch. Niemand würde auf die Idee kommen, den Außenhandel von Automobilen infrage zu stellen. Bei Lebensmitteln ist dies jedoch der Fall, obwohl auch dabei für beide Handelspartner die gleichen Wohlfahrtsgewinne erzielt werden: Ohne Handel wäre die Auswahl an Lebensmitteln für die Verbraucher geringer – bei gleichzeitig höheren Preisen. Ein Land importiert Waren, die dort nicht hergestellt werden können, weil in anderen Staaten zum Beispiel das Klima günstiger, die Arbeitskosten niedriger, die Strukturen effizienter oder die Böden fruchtbarer sind. So gewinnen beide Seiten vom Austausch der Waren. Es sollte also eine Auszeichnung sein, dass sich die deutsche Milchwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten so weiterentwickelt hat, dass ihre Produkte auch im Ausland auf eine interessierte Käuferschaft treffen. Dabei ist auch zu beachten, dass die Zielmärkte insbesondere in zahlungskräftigen Industrie- und Schwellenländern liegen. Nur 0,5 % der deutschen Gesamtausfuhren von Milch und Milchprodukten gehen in die immerhin 48 Staaten, die von den Vereinten Nationen als „am wenigsten entwickelt“ eingestuft sind. Deshalb ist nicht einsehbar, warum es überhaupt ein Ziel sein sollte, Exporte von Milchprodukten zu reduzieren. Damit wäre niemandem geholfen: Nicht unseren Milchbauern und auch nicht denen in Entwicklungsländern."



Schmal sieht zwei Herausforderungen für die Branche: "In zunehmend liberalen Märkten ist erstens die Wettbewerbsfähigkeit des Milchsektors zu sichern! Politik und Molkereien sehen wir deshalb in der Pflicht, die Position des deutschen Milchsektors im internationalen Wettbewerb zu stärken. In zunehmend liberalen Märkten sind zweitens Instrumente für den Umgang mit starken Preisschwankungen zu erhalten und auszubauen! Die Direktzahlungen sowie die Leitplanken des Milchmarktes, also Öffentliche Intervention und Private Lagerhaltung, haben den Milchbauern in der Krise ein Mindesteinkommen gesichert. Auf nationaler Ebene sollten die steuerlichen Anreize so gesetzt werden, dass sie den regelmäßigen Preisschwankungen gerecht werden. Neben dem staatlichen Rahmen sehen wir jedoch auch die Molkereien in der Pflicht. Und hier ist Bewegung zu erkennen – Elemente der Preisabsicherung sollen zunehmend Eingang in die Lieferbeziehungen zwischen Milchbauern und Molkereien finden. Das ist sehr gut – auch wenn wir für diese Forderung von Seiten der Molkereien sehr viel Kritik einstecken mussten."


Den kompletten Beitrag lesen Sie unter www.dialog-milch.de

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