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50 000 GVO-freie Schweine für den LEH

35 Schweinehalter aus Ober- und Niederbayern füttern ihre Schweine ohne Gentechnik. Die Edeka Südbayern und Netto zahlen dafür einen Bonus von 9,60 € pro Schwein. Wir sind bei den Stückkosten nicht wettbewerbsfähig, weil unser Betrieb vergleichsweise klein ist. Wir haben deshalb nur eine Chance...

Lesezeit: 6 Minuten

35 Schweinehalter aus Ober- und Niederbayern füttern ihre Schweine ohne Gentechnik. Die Edeka Südbayern und Netto zahlen dafür einen Bonus von 9,60 € pro Schwein.

 

Wir sind bei den Stückkosten nicht wettbewerbsfähig, weil unser Betrieb vergleichsweise klein ist. Wir haben deshalb nur eine Chance, wenn wir neue Wege gehen und unsere Wertschöpfung verbessern.“ So begründet Christian Fuchsgruber, warum er seine Schweine seit Kurzem ohne Gentechnik füttert.

 

Der Schweinehalter aus Falkenberg führt mit seiner Frau Maria einen geschlossenen Betrieb mit 100 Sauen- und 670 Mastplätzen. Einen Teil seiner 30-kg-Ferkel verkauft er. 2 000 Schweine pro Jahr mästet der Landwirt selbst aus.

 

Seit Jahresbeginn füttert er alle Schweine ausschließlich mit gentechnisch nicht veränderten Futtermitteln. Denn seit Ende Juli gehen seine Schlachtschweine an ein Markenfleisch-Programm von Edeka Südbayern und Netto, das diese Fütterung vorschreibt.

 

Auch Sauen GVO-frei füttern

 

Dazu muss Fuchsgruber die Vorgaben des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) erfüllen. Diese schreiben vor, dass die Schweine mindestens 120 Tage vor der Schlachtung GVO-frei gefüttert sein müssen. Da die Mast dafür zu kurz ist, versorgt er auch die Zuchtsauen sowie die Saug- und die Aufzuchtferkel ausschließlich mit GVO-freien Futtermitteln.

 

Weitere Programmkriterien sind die Teilnahme an „Geprüfter Qualität – Bayern“ (GQ) und QS. Somit kommen in das Programm nur Schweine, die in Bayern geboren, aufgezogen und gemästet wurden. Spezielle Haltungsauflagen sieht das Programm nicht vor.

 

Für die Erfassung seiner Schweine ist die Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) Oberbayern-Schwaben zuständig. Diese transportiert die Programmschweine zum Schlachthof Ingolstadt,  wo die Ingolstädter Fleisch die Tiere schlachtet. Die Schlachthälften werden anschließend von der Bayernfleisch GmbH zerlegt und und von ihrem Mutterunternehmen Südbayerische Fleischwaren GmbH verarbeitet.

 

13 Betriebe der VVG

 

„Wenn das Programm voll angelaufen ist, werden wir pro Woche ca. 500 Schweine vermarkten, die ohne Gentechnik gefüttert wurden“, erläutert Franz Mitterberger, der bei der VVG für die Schweineerfassung zuständig ist. Denn insgesamt beteiligen sich am GVO-frei-Programm 13 Schweinehalter, die über die VVG liefern.

 

„Die meisten dieser Betriebe sind geschlossene Betriebe“, erläutert Mitterberger. „Wir haben aber auch einen Mäster, der 8-kg-Ferkel zukauft.“ Auch in diesem Fall seien die 120 Tage Mindestfütterungszeit problemlos einzuhalten.

 

Wie die VVG erfasst auch die Erzeugergemeinschaft Oberbayern (EGO) für tierische Veredelung rund 500 Schweine pro Woche für das Edeka-Programm. „Bei uns beteiligen sich gut 20 Betriebe“, berichtet EGO-Geschäftsführer Franz Beringer. Unter den Programmbetrieben sind auch reine Mäster, sodass auch deren Ferkellieferanten die VLOG-Kriterien erfüllen müssen.

 

„Im Grunde genommen sind alle Betriebe aus Überzeugung dabei“, sagt Beringer. „Sie füttern ohne Gentechnik, weil sie das gut finden.“ Ein Drittel dieser Betriebe habe sogar schon seit Längerem auf gentechnisch veränderte Futtermittel verzichtet, obwohl sie dafür keinerlei Ausgleich bekommen haben.

 

Viele Erzeuger hätten sich deshalb gefreut, als die Edeka-Tochter Südbayerische Fleischwaren GmbH und Netto das Programm gestartet und über die bäuerlichen Vermarkter auf die Erzeuger zugegangen sei.

 

Faire Konditionen

 

Die Konditionen sind aus Sicht der Erzeuger fair, weil sie die Mehrkosten für die GVO-freie Fütterung ausgleichen. Der zweijährige Abnahmevertrag zwischen der Edeka und den teilnehmenden Betrieben garantiert einen Bonus von 9,60 € pro erzeugtem Schwein. Davon entfallen 5,80 € auf den Mäster und 3,80 € auf den Ferkelerzeuger. Stammt das Schwein aus einem geschlossenem Betrieb, bekommt dieser den Betrag komplett ausgezahlt.

 

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Nach Berechnungen der VVG Oberbayern-Schwaben entspricht dieser Bonus etwa dem gegenwärtigen Mehrpreis von Donausoja gegenüber konventionellem Sojaschrot in Höhe von 10 bis

15 €/dt. Zudem sichert Edeka zu, dass der Bonus steigt, wenn der Mehrpreis von GVO-freiem Soja eine festgelegte Grenze übersteigt.

 

Das Beratungsinstitut für Agrar-, Lebensmittel- und Umweltmanagement (BALUM) GmbH betreut dieses Projekt „Schweinefleisch ohne Gentechnik“ (SOG) und hat zusammen mit der Südbayerischen Fleischwaren GmbH und Netto sowie den beiden Viehvermarktern die Programmbedingungen ausgearbeitet.

 

Über die zentrale Infoplattform Qualifood werden die anspruchsberechtigten Schlachttiere heraussortiert. Die Auszahlung der Boni erfolgt  monatlich über die Bayernfleisch direkt an die Landwirte.

 

Die beauftragte Zertifizierungsstelle QAL GmbH  kontrolliert und zertifiziert alle Teilnehmer der Lieferkette. Die Kosten dafür übernehmen die Südbayerische Fleischwaren GmbH und Netto.

Unabhängig von den GVO-frei-Boni werden die Programmschweine ganz regulär abgerechnet. Die Ingolstädter Fleisch, die zur Müller-Gruppe gehört, bezahlt die Tiere nach der Maske von Ulmer-Fleisch. Diese gewährt ausgehend von der Preisbasis von 57 % Muskelfleischanteil (MFA) Zuschläge bis 62 % MFA sowie einen GQ-Zuschlag von 3 ct/kg.

 

Wie reagiert der Verbraucher?

 

Für die Initiatoren, die Edeka Südbayern und Netto, ist das zweijährige Programm mit GVO-freiem Schweinefleisch von rund 50 000 Tieren pro Jahr eine Art Großversuch. „Wir wollten einfach wissen, wie der Verbraucher GVO-freies Schweinefleisch nachfragt“, erläutert Jürgen Absmeier, Geschäftsführer der Südbayerischen Fleischwaren GmbH, den Grund für das Projekt.


Der Einzelhändler wird das GVO-freie Schweinefleisch zunächst als SB-Ware bei Edeka und seinem Discounter Netto verkaufen. Dann soll es auch in den Frischetheken von Edeka angeboten werden, sobald dort die Zertifizierung von GVO-freiem Fleisch möglich ist. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik stellt derzeit dafür die Kriterien auf.

 

„Wir planen, das komplette Fleischsortiment im GVO-frei-Segment anzubieten. Ab September gibt es GVO-freie Wurst bei Netto“, erläutert Absmeier seine Pläne. „Unser Ziel ist, alle Teilstücke des Schweins als GVO-freie Ware zu vermarkten.“


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Verträge mit Schiller

 

Die GVO-freie Erzeugung von Schweinefleisch beschränkt sich nicht nur auf Südbayern. In Franken hat die Schillerfleisch GmbH in Hof Jahresverträge mit sechs Mästern abgeschlossen, die ihre Tiere nach VLOG-Kriterien füttern und 150 Tiere pro Woche liefern.

 

Nach Informationen von Südplus erhalten die Mäster einen Bonus von 9 ct/kg Schlachtgewicht einschließlich GQ-Zuschlag. Schiller zahlt den Basispreis bei 57 % MFA, der optimale Gewichtsbereich reicht von 84 bis 110 kg Schlachtgewicht. Die Schweine werden zu gentechnikfreiem SB-Fleisch für Lidl zerlegt, z. B. für Gulasch oder Minutensteaks.


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--------- P R A X I S B E I S P I E L ---------


In der Endmast nur Rapsschrot

 

Um die Kriterien für das GVO-freie Schweinefleisch zu erfüllen, setzt Christian Fuchsgruber in seinem geschlossenen Betrieb bereits seit Mitte Januar keine gentechnisch veränderten Futtermittel mehr ein.

 

Die Vormastmischung enthält 24 % GVO-freien Sojaschrot mit 45 % Rohprotein. Fuchsgruber verwendet Donausoja, weil er nach seiner Erfahrung eine konstante Qualität aufweist.

Im Endmastfutter setzt er keinen Sojaschrot mehr ein, sondern nur noch Rapsextraktionsschrot.

Ab 40 kg Lebendgewicht gibt er über seine Flüssigfütterung nach und nach mehr Endmastfutter zu. Ab 95 kg LG besteht die Ration nur daraus. „Wichtig ist, dass wir ein höherwertiges Mineralfutter, z. B. mit 11 % statt 9 % Lysin ergänzen“, erläutert der Schweinehalter.

 

Das Saugferkel- und das Aufzuchtfutter enthält ausschließlich GVO-freien Sojaschrot, ebenso das Futter für die säugenden Sauen. Die Mischung für die tragenden Sauen enthält Rapsschrot und keinen Soja.

 

Leistung hält sich: Laut Fuchsgruber hat die Umstellung der Fütterung bislang bei seinen Endprodukten aus Deutscher Landrasse x Piétrain nicht zu einem Rückgang der Tageszunahmen geführt. In der Mast nehmen die Tiere zwischen 850 und 900 g zu und erreichen einen durchschnittlichen MFA von rund 58 %.

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