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Acht Top-Tipps für die optimale Ferkelgeburt

Wie bereite ich die Sau auf die Geburt vor? Wann muss ich bei der Geburt helfend eingreifen? Diese und weitere Fragen hat Tierarzt Alexander Oppeneder in der top agrar Österreich beantwortet.

Lesezeit: 8 Minuten

Wie bereite ich die Sau auf die Geburt vor? Wann muss ich bei der Geburt helfend eingreifen? Diese und weitere Fragen hat Tierarzt Alexander Oppeneder gegenüber unserer Kollegin Beate Kraml in der top agrar Österreich beantwortet.


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Die Ferkelgeburt ist für Schweinebauern ein ganz besonderer Moment. Schon vor dem Abferkeltermin sind sie gespannt, hoffen, dass alles gut geht und viele gesunde Ferkel das Licht der Welt erblicken. Allerdings können immer wieder Probleme auftreten. Dann sind Sie als Hebamme im Abferkelstall gefragt.


Die nötigen Vorkehrungen zum richtigen Zeitpunkt verringern Komplikationen rund um die Geburt. Dadurch können Sie auch bedarfs- und zeitgerecht in den Geburtsvorgang eingreifen. Eine gute Vorbereitung auf die Geburt ist daher der Grundstein für vitale Ferkel, eine gesunde Sau und somit den betrieblichen Erfolg.


1. Welche Vorkehrungen muss ich im Abferkelstall treffen?


Waschen und desinfizieren Sie die Abferkelbucht rechtzeitig vor dem Einstallen der hochträchtigen Sau. Achten Sie darauf, dass die Bucht gut getrocknet ist. Durch das Trocknen sterben zusätzlich noch viele Viren ab. Lassen Sie abgestandenes Wasser aus den Leitungen ab. Drücken Sie dazu die Tränkenippel 20 bis 30 Sekunden. Überprüfen Sie dabei gleichzeitig die Durchflussrate. Bei Sauen sollte sie bei 2 bis 4 l/min liegen. Bei Saugferkel reichen 0,3 l/min.


Die Temperatur im Abferkelstall sollte ca. 21° C betragen. Heizen Sie das Ferkelnest mit einer Wärmelampe auf mind. 35° C auf. Eine Wärmeplatte allein reicht in den ersten Lebenstagen oft nicht aus. Das heißt, Sie müssen diese zusätzlich mit einer Wärmelampe mitheizen. Die Temperatur der Wärmeplatte sollte bei ca. 38° C liegen.


2. Wie bereite ich die Sau optimal auf die Geburt vor?


Damit sich die Sau an die neue Umgebung gewöhnen kann, sollten Sie diese vier bis sieben Tage vor der Geburt in die Abferkelbucht umstallen. Vor dem Einstallen sollten Sie die hochträchtigen Sauen duschen, wenn nötig mithilfe von Schmierseife oder hautverträglichen Reinigungsmitteln.


Wenn Sie die Sauen nicht auf Bestandsbasis entwurmen, dann sollten Sie diese zwei bis drei Wochen vor der Geburt entwurmen. Schenken Sie den Jungsauen ein besonderes Augenmerk. Für sie ist die Umgebung mit Einzelhaltung und womöglich auch das Tränkesystem neu.


Für einen reibungslosen Ablauf der Geburt spielt auch die Kotkonsistenz eine wichtige Rolle. Zu harter Kot ist ein Signal für eine zu geringe Darmperistaltik und kann in den ersten Tagen zu MMA und somit Milchmangel führen. Über ein Geburtsvorbereitungsfutter oder durch Zugabe einzelner Futterkomponenten wie Leinsamen oder ungeschroteten Weizen können Sie die Kotkonsistenz positiv beeinflussen.


Laut der 1. österreichischen Tierhaltungsverordnung müssen Sauen sowie deren Saugferkel ständigen Zugang zu ausreichenden Mengen an organischen Materialien haben, die sie bekauen, untersuchen und bewegen können. Geben Sie der Sau daher Stroh oder Jutesäcke in die Abferkelbucht. So kann diese das natürliche Nestbauverhalten ausführen und Stress abbauen.


3. Wie läuft eine normale Geburt ab?


Die Geburt der Ferkel findet zumeist in Seitenlage der Sau mit Bauchpresse und rudernden Bewegungen der Hinterextremitäten zur Unterstützung der Wehen statt. Die normale Geburtsdauer beträgt im Schnitt drei Stunden. Der Abstand zwischen der Geburt zweier Ferkel beträgt 15 bis 30 Minuten. Erfahrungsgemäß ist das Intervall zwischen dem ersten und zweiten, sowie den letzten Ferkeln deutlich länger. Ein Anteil von 6 bis 8 % an totgeborenen Ferkeln ist normal, wobei er bei älteren Sauen und gegen Ende der Geburt tendenziell höher ist.

65 % der Ferkel werden mit intakter Nabelschnur geboren. Diese sollte innerhalb von 12 Stunden eintrocknen. Die Nachgeburt geht nach dem letzten Ferkel im Durchschnitt innerhalb von vier Stunden ab.

 

4. Wie erkenne ich, wann es so weit ist?


Das erste Anzeichen für die bevorstehende Geburt ist das Anschwellen der Scham. Das können Sie schon ab einer Woche vor der Geburt beobachten – jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Das Gesäuge wird ca. zwei Tage vor der Geburt prall mit dem Effekt, dass man tropfenweise Milch ermelken kann. Der richtige Milchfluss stellt sich sechs Stunden vor der Geburt ein. Das Verhalten der Sau im Abferkelstall ist meist träge, bis sich 24 Stunden vor der Geburt häufiger Lage- und Positionswechsel, sowie das Nestbauverhalten bemerkbar machen.


5. Wann muss ich bei der Geburt helfend eingreifen?


Sie sollten eingreifen, wenn

  • der 115. Trächtigkeitstag ab der letzten Belegung überschritten ist, ohne dass die Sau in Geburt ist,
  • seit mehr als sechs Stunden Milch im Strahl ermelkbar ist, ohne dass Ferkel geboren wurden,
  • die Sau eine innere Körpertemperatur über 39,3° C hat oder krank erscheint.
  • die Geburt des letzten Ferkels mehr als zwei Stunden her ist, ohne dass inzwischen Nachgeburten abgegangen sind, die Sau nichts frisst und die Ferkel nicht säugen lässt.


6. Wie kann ich bei der Geburt eingreifen?


Die Kontrolle der Geburt sollte sich auf Intervalle von einer halben Stunde beschränken. Zu viel Unruhe und Hektik münden in Stress für die Sau. Das kann zu verlängerten Geburten und erhöhten Erdrückungsverlusten führen. Manchmal ist es nötig, die Geburt einzuleiten. Der richtige Zeitpunkt ist ab dem 114. Trächtigkeitstag und wird mit einer einmaligen Prostaglandin-Injektion durchgeführt. Die Geburt sollte durch die Injektion in den folgenden 24 bis 36 Stunden beginnen.


Durch eine Oxytocingabe 24 Stunden nach der Einleitung kann der Geburtseintritt zusätzlich gefördert werden. Bei eingeleiteten Geburten wird die Geburtsdauer verkürzt, wodurch die Anzahl an totgeborenen Ferkeln gesenkt werden kann. Zudem bietet sie arbeitstechnische Vorteile bezüglich Geburtsüberwachung und Wurfausgleich.


Eine manuelle Geburtshilfe wird nötig, wenn trotz eines vorhandenen Milchflusses über sechs Stunden kein Ferkel geboren wurde, oder wenn die Zeit zwischen der Geburt zweier Ferkel zu lang wird. Ferkel mit gelb-grünlichem Schleim (Mekonium) und Kotpartikel auf der Haut weisen ebenfalls auf einen verzögerten Geburtsverlauf hin.


Bei Jungsauen ist ein Eingreifen häufig aufgrund von zu großen Ferkeln im Vergleich zum oft noch sehr engen Geburtsweg begründet. Hingegen entsteht der Handlungsbedarf bei Altsauen vermehrt durch eine Wehenschwäche. Vor der Geburtshilfe kann die Muttersau durch eine vorsichtige Massage am Gesäuge beruhigt werden. Hierbei drehen sich die Tiere oftmals noch vollständig in Seitenlage, wodurch eine manuelle Untersuchung erleichtert wird.


Reinigen Sie die Scham der Sau sorgfältig, bevor Sie die zu einem Kegel geformte Hand vorsichtig in die Scheide einführen. Verwenden Sie dazu einen armlangen Plastikhandschuh und reichlich Gleitgel. Bringen Sie das Ferkel vorsichtig in die richtige Geburtsposition (Kopf oder Hinterteil voran, jedoch stets in Bauchlage). Ziehen Sie es dann langsam unter Mithilfe der Wehen heraus.


Ist der Geburtskanal zu eng, können Sie Geburtsinstrumente wie z. B. eine Geburtsschlinge oder einen Augenhaken einsetzen. Behandeln Sie die Sau nach der Geburtshilfe in Absprache mit dem betreuenden Tierarzt antibiotisch, um Entzündungen der Gebärmutter vorzubeugen.


7. Was kann ich gegen Wehenschwäche tun? Weist der Geburtskanal bei der Untersuchung keinerlei


Veränderungen auf, liegen keine Fehlstellungen der Ferkel vor und ist der Zeitabstand zwischen den Ferkel dennoch größer als 30 Minuten, so liegt eine Wehenschwäche vor. Sie wird zumeist durch einen Oxytocin-Mangel oder durch ein Defizit von Kalzium im Blut verursacht. Oxytocin führt zu Kontraktionen der Gebärmutter, kann seine Wirkung aber nur entfalten, wenn der glatten Muskulatur der Gebärmutter genügend Kalzium zur Verfügung steht.


Bringt eine alleinige Oxytocingabe nicht den gewünschten Erfolg, kann die Injektion einer Kalziumlösung durch den Tierarzt Abhilfe schaffen. Wenn kein manuelles Geburtshindernis besteht, können Sie die Oxytocininjektion bei Bedarf alle 40 Minuten wiederholen.


8. Wie versorge ich die neugeborenen Ferkel?


Säubern Sie neugeborene Ferkel von der Fruchthülle und befreien Sie die Atemwege von Schleim. Das Trockenreiben der Tiere regt das Herz-Kreislaufsystem an. Legen Sie die Ferkel möglichst schnell an das Gesäuge der Sau an. Das ermöglicht eine optimale Kolostralmilchaufnahme.


Bei sehr großen Würfen kann das so genannte „Split-Suckling“ für eine gute Kolostrumaufnahme helfen. Sperren Sie dazu die erstgeborenen Ferkel für zwei Stunden weg. So können die neugeborenen in Ruhe Biestmilch aufnehmen. Gibt es bei Geburten mehr lebensfähige Ferkel als funktionierende Zitzen, müssen Sie die Ferkel versetzen. Dazu bieten sich Sauen an, die zur selben Zeit kleinere Würfe geboren haben, Ammensauen oder künstliche Ammen. Achten Sie dabei immer auf eine ausreichende Kolostrumaufnahme.


Falls eine Abnabelung des Ferkels nötig ist, sollte diese frühestens zwei Minuten nach der Geburt und eine Handbreit (10 bis 15 cm) vom Nabel entfernt erfolgen. Ist die Nabelschnur sehr nahe am Nabel abgerissen, dann desinfizieren Sie die Stelle z. B. mit Jod. Grätschen die Ferkel, dann haben sich einfache Leukoplastpflaster oder spezielle Antispreizbänder bewährt. Sorgen Sie vor allem dafür, dass die Ferkel das Ferkelnest schnell finden und es zum Schlafen nützen. So halten sich die Erdrückungsverluste durch die Sau möglichst gering.

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