Das deutsche Antibiotika-Minimierungskonzept wirkt. Das belegen aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), die Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt jetzt vorgestellt hat. Danach hat sich die Gesamtmenge der von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegebene Antibiotikamenge seit 2011 mehr als halbiert (minus 56,5 Prozent).
Auch die Abgabemenge für Antibiotika mit besonderer Bedeutung für den Menschen sei – je nach Wirkstoffklasse – im Vergleich zu den Vorjahren gleichbleibend oder weiterhin rückläufig. Bei den Fluorchinolonen sei sie immer noch höher als bei der erstmaligen Erfassung im Jahr 2011 – aber im Vergleich zu 2015 gesunken.
"Trotz dieser beachtlichen Erfolge arbeiten wir an einer weiteren Minimierung des Einsatzes von Antibiotika. Insbesondere die Anwendung sogenannter Reserveantibiotika muss restriktiver werden", erklärte Schmidt anlässlich der Veröffentlichung der BVL-Zahlen. Das könne allerdings nur gelingen, wenn Veterinär- und Humanmedizin eng zusammenarbeiten. Deshalb verfolge Deutschland den ‚One-Health-Ansatz‘, bei dem Human- und Tiermedizin an einem Strang ziehen.
Eine Reduzierung des Einsatzes von Reserveantibiotika werde von der Regierung auch mit dem Verordnungsentwurf zur Änderung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken verfolgt. Der Verordnungsentwurf befinde sich derzeit bei der EU-Kommission in der Notifizierung.
Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) geht das indes nicht weit genug. Er fordert ein generelles Verbot von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung. Lebenswichtige Reserveantibiotika sollten nach BUND-Ansicht ausschließlich für die Behandlung von Menschen verwendet werden. Die Nutztierhaltung funktioniere auch ohne Reserveantibiotika. Voraussetzung dafür seien allerdings artgerechte Ställe, Weide- und Öko-Tierhaltung. Wenn es nur so einfach wäre!
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