Auch die rheinischen Landwirte stimmen einer Haltungskennzeichnung bei Schweinefleisch zu, wenn gewisse Bedingungen erfüllt werden. Dazu gehöre unter anderem eine begleitende Herkunftskennzeichnung und eine Beteiligung der Verbraucher an den höheren Kosten, stellte der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) in der vergangenen Woche klar. Der Verband wies zudem darauf hin, dass viele Sauen haltende Betriebe in den vergangenen Jahren aufgegeben hätten, weil die nötigen Investitionen in Stallgebäude und Haltungseinrichtungen bei gleichzeitig unkalkulierbaren Erlösen insgesamt zu umfangreich und zu teuer gewesen seien.
Die geplante Haltungskennzeichnung könne diese Entwicklung noch verstärken, da den Landwirten, Schlachthöfen, Verarbeitern und dem Handel durch die auch von der Gesellschaft gewünschte Kennzeichnung ein enormer Logistikaufwand für die Rückverfolgbarkeit entstehe. In den vergangenen Jahren habe man leider immer wieder erfahren müssen, dass höhere Standards mit steigenden Produktionskosten meistens auf die Landwirtschaft abgewälzt würden. Bürde man den Bauern weitere Lasten auf, würde sich der Strukturwandel verschärfen und insbesondere weitere Sauenhalter aufgeben, weil sich die Ferkelerzeugung hierzulande nicht mehr rentiere.
Um ein weiteres Höfesterben zu verhindern, haben Landwirte aus dem Raum Wesel nun konkrete Forderungen formuliert. Hierzu gehöre eine bundesweit einheitliche Kennzeichnung von Schweinefleisch, bei der die Interessen der Tierhalter berücksichtigt werden. Man müsse aus Sicht der Weseler Bauern den Verbrauchern dabei ehrlich sagen: „Höhere Standards gibt es nicht zum Nulltarif!“ Die heimische Sauenhaltung habe nur dann eine Zukunftsperspektive, wenn sich die Verbraucher anhand der Kennzeichnung auf der Verpackung bewusst für Fleisch entscheiden könnten, das von regional erzeugten Tieren stamme.
Zudem seien für die notwendigen baulichen Maßnahmen staatliche Förderungen und vor allem eine Baugenehmigungspraxis erforderlich, die das Signal aussenden, dass tiergerechtere Ställe auch wirklich gewollt seien. Nötig seien außerdem tragfähige Übergangsfristen, um die landwirtschaftlichen Familienbetriebe finanziell und persönlich nicht zu überfordern. Alle denkbaren Maßnahmen zum Erhalt der bäuerlichen Schweinehaltung in Deutschland müssten unbedingt auch die Ferkelerzeugung mit einbeziehen.
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