In den letzten Tagen mehrten sich die Gerüchte, dass Rewe Dortmund das Qualitätsfleischprogramm Meat4you auslaufen lässt. Das Unternehmen hatte das Projekt im Frühjahr gestartet und über 50 ausgesuchte Schweinemäster gewinnen können, die ganz auf Antibiotika verzichten. Tiere des Programms wurden über Tönnies geschlachtet; im Laden wurde das Fleisch dann mit 2 Ct Aufschlag pro Kilogramm SG angeboten.

Wurde doch mal eine Antibiotikagabe notwendig, musste das Fleisch anderweitig verwertet werden. Kritiker merkten früh an, dass dies einen enormen Aufwand bei Dokumentation und Rückverfolgbarkeit bedeute und daher wenig Erfolgsaussicht habe. Denn zusätzlich zum Aufwand bei den Schweinemästern kam noch der zusätzliche Sortier- und Zerlegeaufwand auf den nachgelagerten Stufen hinzu. Mehrere Landwirte sollen zwischenzeitlich ausgestiegen sein, ist zu hören.

ISN hat es kommen sehen

Kritik kam u.a. von Anfang an von der ISN. Wie die Interessengemeinschaft auf ihrer Homepage schreibt, bewirbt Rewe-Dortmund das Fleisch aus dem Meat4you-Label aktuell nicht mehr mit dem Zusatz Antibiotika-frei, sondern nur noch mit dem Hinweis Regional + Sau gut. Der Händler habe offenbar erkannt, dass Antibiotikafreiheit in der Mast als Verkaufsargument bei Schweinefleisch nicht geeignet ist, so die ISN.

Bei der Schweinehaltervertretung aus Damme wundert man sich nicht: „Wider jeden fachlichen Verstands wurden Schweine, die zu therapeutischen Zwecken mit Antibiotika behandelt wurden, in diesem Programm stigmatisiert. Die Befürchtung, dass eines Tages Tiere, die bei Krankheit behandelt wurden, schlichtweg unverkäuflich würden, ist erst einmal gebannt. Jeder Tierhalter ist nämlich verpflichtet, für das Wohlergehen der Schweine zu sorgen und kranke Tiere sofern notwendig zu behandeln. Diese Fürsorge abzustrafen ist äußerst bedenklich“, heißt es auf der ISN-Homepage weiter.

Auch mit der Werbeaussage gesundes Futter ohne Antibiotika habe der Lebensmittelhändler viele Schweinehalter gegen sich aufgebracht. „Dieser Slogan suggerierte nämlich dem Verbraucher, dass in der Schweinehaltung standardmäßig Antibiotika im Futter eingesetzt würden. Das ist natürlich nicht so. Im Gegenteil, seit Jahren unternimmt die Branche mit Erfolg enorme Anstrengungen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung, wie Daten aus dem Antibiotikamonitoring belegen“, heißt es bei der ISN.

Rewe will nicht drüber reden

top agrar hatte am 27. November bei Rewe nachgefragt. Telefonisch zeigte sich die Pressestelle zugeknüpft, man müsse erst Rücksprache halten. Am Mittwochabend kam dann folgende Stellungnahme: „Die Marke „Meat4You“ wird nicht eingestellt. Wir beobachten weiterhin die Kundenreaktionen und entwickeln „Meat4You“ anhand dessen weiter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine weitere Stellungnahme dazu abgeben möchten. Herzlichen Dank!“