Die Landwirtschaft setze noch immer zu viel kritische Antibiotika ein, die aufgrund der zunehmen Resistenzen eigentlich für die Humanmedizin reserviert bleiben sollten. Mit diesem pauschalen Vorwurf sehen sich Landwirte und Tierärzte immer wieder konfrontiert. Einige Stimmen fordern sogar ein komplettes Colistin-Verbot für die Nutztierhaltung.
Die Auswertungen der verschiedenen Antibiotika-Datenbanken zeigen jedoch eine anderes Bild. Das Antibiotika-Monitoring der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) zum Beispiel ergab für 2016 im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang des gesamten Antibiotika-Verbrauchs in der Schweine- und Geflügelhaltung um 11,4 % bzw. 62 Tonnen.
Die Verbrauchsmenge der Antibiotika mit besonderer Bedeutung für den Menschen (Reserveantibiotika) verminderte sich im Jahresvergleich sogar um 20,2 % von 6,57 t im Jahr 2015 auf 5,24 t im Jahr 2016. Das betrifft insbesondere die Gruppe der Cephalosporine der 3. und 4. Generation (- 16,8 %), der Fluorchinolone (-20,6 %), der Makrolide (- 23,6 %) und der Polypeptid-Antibiotika (-9,5 %). Insgesamt würden die kritischen Antibiotika an den gesamten Verschreibungen aber sowieso nicht einmal 1,1 % ausmachen, hat QS ausgewertet.
QS gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass der ausschließliche Blick auf die eingesetzten Antibiotikamengen auf Dauer ohnehin nicht zielführend sei. Denn das gesellschaftliche Ziel sei nicht allein die Minimierung des Antibiotika-Verbrauchs, sondern vor allem die Reduktion der Resistenzgefahr. Deshalb sei ein Resistenz-Monitoring erforderlich. Im nächsten Schritt müssten die Antibiotika-Abgabedaten mit den Resistenzdaten verknüpft werden.