Betriebsindividuelle Verbesserungsvorschläge eines computergestützten Evaluierungsprogramms könnten künftig dabei helfen, das Schwanzbeißrisiko unter Aufzuchtferkeln zu reduzieren. Gefördert von der landwirtschaftlichen Rentenbank und der Tönnies GmbH verfolgt das Fiedrich-Loeffler-Institut (FLI) dieses Ziel derzeit im Projekt „Aufzucht-Schwanzbeiß-Interventionsprogramm (A-SchwIP)“, das letzte Woche während der Innovationstage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vorgestellt wurde. Für die Mast gibt es bereits ein vom FLI erarbeitetes SchwIP-Programm auf Excel-Basis. Jetzt wird etwas Vergleichbares für die Ferkelaufzucht erarbeitet.
Nach Angaben der beteiligten Forscherin Dr. Sabine Dippel haben Schweinehalter, Berater und Tierärzte im Vorfeld in einer Befragung eine relative Gewichtung von Risikofaktoren für schwanzbeißende Aufzuchtferkel vorgenommen. „Diese Bewertung haben wir mit Daten aus Wissenschaft und Praxis verknüpft und in eine Software mit Wissensdatenbanken integriert. Darauf setzt dann das Beratungskonzept auf“, so Dippel.
Das Programm sei in Schulungen an Berater und Tierärzte weitergegeben worden, von denen einige aufgrund des internationalen Interesses an dem Thema auch schon in Österreich stattgefunden hätten. „Die geschulten Teilnehmer besuchen nun Betriebe und wenden das Programm dort an, um den Schweinehaltern eine Risikoanalyse und Beratung zu bieten“, erklärte die FLI-Mitarbeiterin. Innerhalb von zwei Stunden lasse sich beispielsweise mit einem Tablet-PC ein Betriebsbericht erstellen. Nach Abschluss zeige eine Übersicht mögliche Risikofaktoren auf.
Da eine Summe vielfältiger Faktoren für das Schwanzbeißen ausschlaggebend seien, die sich überdies gegenseitig verstärken oder abschwächen könnten, gebe es keine Standardlösung für die Problematik. Jeder Betrieb müsse daher individuell nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen, wozu die betriebsindividuelle Schwachstellenanalyse des A-SchIP einen Anfang biete. Ob und an welchen Ansatzpunkten das Haltungskonzept nachgebessert werde, liege dann im Ermessen des Landwirts.
Nach Projektabschluss soll das Programm für Interessenten kostenlos zur Verfügung stehen, sofern diese zuvor in einer Schulung das nötige Hintergrundwissen für die Anwendung erworben haben.
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