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Ferkelkastration: Auch bei Isofluran brauchen wir die Fristverlängerung

Ein Kommentar von Marcus Arden: Der Antrag, der die betäubungslose Ferkelkastration für maximal zwei weitere Jahre erlaubt, macht Sinn, weil er angesichts fehlender Alternativen zur betäubungslosen Kastration ein guter Kompromissvorschlag ist. Er kommt den Tierschützern entgegen, weil er zeitlich eng befristet ist.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Kommentar von Marcus Arden:


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Deutschlands Schweinehalter und Interessenverbände sind hochgradig nervös. Grund ist die weiterhin offene Frage, wie Ferkel nach dem 31. Dezember 2018 kastriert werden dürfen. Die Hoffnungen der Branche ruhen auf dem Bundesrat, der am kommenden Freitag tagt. Niedersachsen will dann einen Antrag einbringen, der die betäubungslose Ferkelkastration für maximal zwei weitere Jahre erlaubt, sofern nicht vorher schon eine arzneimittel- und tierschutzrechtskonforme Schmerzausschaltung bei der Ferkelkastration möglich ist.


Der Antrag macht Sinn, weil er angesichts der weiterhin fehlenden Alternativen zur betäubungslosen Kastration ein guter Kompromissvorschlag ist. Er kommt den Tierschützern entgegen, weil er zeitlich eng befristet ist. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Ministerpräsidenten der Länder diesem mehrheitlich zustimmen. Nur mit den Ländern im Rücken wird Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die entsprechende Änderung des Tierschutzgesetzes in die Wege leiten, heißt es in Berlin.


Fällt der Antrag durch, droht in der deutschen Ferkelproduktion indes ein Strukturbruch, der den Bestandsabbau bei den deutschen Legehennen anlässlich des vorzeitigen deutschen Verbots der Käfighaltung im Jahre 2010 weit in den Schatten stellen dürfte. Denn es gibt derzeit keine taugliche Alternative. Das macht eine Bestandsaufnahme der drei vermeintlichen Optionen deutlich.


Alternative 1: die Betäubung mit Isofluran.


Zwar hat die Europäische Zulassungsbehörde (EMA) den Weg für den Einsatz des Narkosegases Isofluran bei der Ferkelkastration freigemacht, und auch die Zustimmung der EU-Kommission gilt als sicher. Das Problem bei Isofluran ist aber: Es fehlen die entsprechenden Geräte. Aufgrund der lange Zeit ungeklärten Frage, ob das Mittel überhaupt zugelassen wird, haben die Hersteller verständlicherweise nicht „auf Halde“ produziert. Zudem gibt es nicht genug Tierärzte, um das Verfahren in der Praxis einsetzen/überwachen zu können. Wenn Isofluran im großen Stil zum Einsatz kommen soll, müssen die Landwirte das Verfahren selbst anwenden dürfen. Dafür wiederum müssen sie erst einmal im Umgang mit der Technik und dem Gas geschult werden. Nach Angaben der Europäischen Bildungsgenossenschaft EQA müssten deutschlandweit in den kommenden gut drei Monaten etwa 15.000 Sauenhalter und Tierärzte „auf die Schulbank“. Das ist in der Kürze der Zeit beim besten Willen nicht zu schaffen! Wer jetzt also den Einsatz von Isofluran als „den Königsweg“ propagiert, übersieht, dass auch bei dieser Lösung eine Fristverlängerung zwingend nötig ist.


Alternative 2: die Ebermast.


Zwar hat der Großschlachter Tönnies angekündigt, jetzt alle Eber abnehmen zu wollen. Damit man in Rheda-Wiedenbrück aber nicht mit unkastrierten Tieren „zugeschüttet“ wird, hat der Branchenprimus erneut die Abrechnungsmaske verschärft. Für viele Betriebe rechnet sich die Ebermast dadurch nicht mehr. Der Vorstoß von Tönnies hat einen weiteren Haken. Mit seinem Angebot suggeriert er, dass Eber unbegrenzt marktfähig sind und er setzt damit die mittelständischen Schlachtunternehmer massiv unter Druck. Denn diese haben gar nicht die Möglichkeit, Eberfleisch in größeren Mengen zu verarbeiten und zu vermarkten. Zu befürchten ist, dass viele Mittelständler früher oder später das Handtuch werfen. Mittel- und langfristig läge das Schicksal der deutschen Schweinemäster dann fast völlig in den Händen von „Eberkönig Clemens“.


Alternative 3: die Immunokastration.


Hier fehlt bislang das eindeutige Signal des Lebensmittelhandels, das Fleisch der geimpften Tiere auch abzunehmen. Das im Premiumsegment arbeitende Fleischerhandwerk will von den „Schein-Ebern“ ohnehin nichts wissen.




Man kann es also drehen und wenden wie man will: Wir brauchen bei allen Alternativen - Isofluran, Ebermast und Immunokastration sowie für den sogenannten 4. Weg - eine Fristverlängerung. Wer das anders sieht, muss auch die Verantwortung dafür tragen, wenn die deutsche Sauenhaltung bald Geschichte ist.

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