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Ferkelkastration: IGS Thüringen und TLL informieren Großbetriebe

Auch in ostdeutschen Großbetrieben brennt das Thema Ferkelkastration allen Beteiligten unter den Nägeln. Die Betriebe brauchen dringend gesetzeskonforme und ökonomisch tragbare Lösungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Auch in ostdeutschen Großbetrieben brennt das Thema Ferkelkastration allen Beteiligten unter den Nägeln. Die Betriebe brauchen dringend gesetzeskonforme und ökonomisch tragbare Lösungen. Von einer Mitarbeiterschulung der Interessengemeinschaft Schwein Thüringen (IGS) und der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) in Stadtroda berichtet Gerit Brockmann:


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Der Termin steht und das BMEL will daran laut eigener Aussage auch nicht mehr rütteln: Ab dem 1.1.2019 wird die betäubungslose Ferkelkastration in Deutschland verboten sein. Doch wie sollen Ferkel in Zukunft kastriert werden? Diese Frage stellen sich derzeit auch die Schweine haltenden Großanlagen im Osten der Republik.


Die Vor- und Nachteile der möglichen Wege stellten Dr. Anja Rostalski vom Tiergesundheitsdienst Bayern und André Telle von der Heberndorfer Agrar GmbH interessierten Betriebsleitern und ihren Mitarbeitern im Rahmen einer Mitarbeiterschulung vor.


1. Ebermast


André Telle mästet Eber. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: Mit dem Thema Kastration muss er sich nicht mehr auseinandersetzen und die moralische Akzeptanz bei den Verbrauchern ist hoch. Allerdings werden hohe Ansprüche an das Haltungsmanagement sowie die Vermarktung gestellt, erklärte der Betriebsleiter. Die Tiere sind aggressiver, es kommt vermehrt zu Rangkämpfen und zu Verletzungen, die auch zu Totalausfällen führen können. Die Tiere muss der Geschäftsführer mit einem geringeren Schlachtgewicht von ca. 75 kg vermarkten. Dies führt zu einer schlechteren Fleischqualität, zudem ist der Markt für Eberfleisch mehr als gesättigt.



2. Immunokastration


Das zweimalige Impfen der Jungeber soll die Geschlechtsreife und somit die Ausbildung des typischen Geruchs verhindern, berichtete Dr. Anja Rostalski. Praktiker berichten ihr von positiven Erfahrungen hinsichtlich des Tierverhaltens sowie der biologischen Leistungen. Nachteilig sei aber, dass trotz allem eine Geruchskontrolle erforderlich ist, da, wie bei allen Impfungen, ein hundertprozentiger Erfolg nicht gewährleistet sei.


Genau hier liegt der Kritikpunkt der abnehmenden Hand. Metzger fürchten um ihren Ruf, sollte mal ein „Stinker“ dabei sein. Vermarktungswege nach Asien wären verschlossen, da dort Fleisch aus Ebermast komplett abgelehnt wird. Verbraucher sehen Hormongaben ohnehin kritisch.


Frau Dr. Rostalski ist jedoch überzeugt, dass die Kunden es verstehen würden, wenn man ihnen das Verfahren erklärt und auf die Vorteile im Gegensatz zur Kastration verweist. Für die Landwirte bleibt der Nachteil, dass sie die Tiere getrenntgeschlechtlich aufstallen müssen und dass Risiken beim Impfen für den Anwender bestehen. Größter Kritikpunkt sind die Kosten: 5 bis 6 € pro Ferkel zusätzlich seien für zahlreiche Betriebe ein Problem, betonte Frau Dr. Rostalski.



3. Kastration unter Vollnarkose


Die Vollnarkose wird mittels Injektion oder Inhalation erreicht. Beide Verfahren dürfen nur vom Tierarzt durchgeführt werden und müssen bis zum Aufwachen der Tiere von ihm begleitet werden. Während die Injektionsnarkose zu einer kompletten Schmerzausschaltung führt, ist dies bei einer Inhalation nicht der Fall.


Die Injektionsnarkose bewirkt eine komplette Schmerzausschaltung nach ca. 15 Minuten. Problematisch ist hier laut Aussage von Dr. Rostalski die lange Aufwachphase von 3 bis 4 Stunden. Während dieser Zeitspanne kühlen die Ferkel sehr schnell aus. Zudem kann es zu Problemen bei den Sauen kommen, wenn die Ferkel lange Zeit nicht säugen. Milchstau, MMA bis hin zu Konzeptionsstörungen können ein Problem sein.


Gerade für große Betriebe, die mehr als zehn Würfe gleichzeitig kastrieren müssen, besteht die Herausforderung darin, die Separierung und das Wärmekonzept zu optimieren, sodass das Auskühlen verhindert wird.


Die Inhalationsnarkose führt bei den Tieren häufig zu Schleimhautreizungen, Erstickungszuständen und starkem Nachbluten. Der operative Aufwand ist relativ hoch. Besonderes Augenmerk ist auf den Anwenderschutz sowie die Gerätehygiene zu legen. Bei beiden Verfahren sind die Tierarztkosten mit 5 bis 6 € pro Ferkel üppig.



4. Lokalanästhesie


Als einziges Mittel zur Lokalanästhesie bei lebenden Schweinen ist derzeit „Procain“ zugelassen, darf derzeit jedoch nur vom Tierarzt verabreicht werden. Dieser muss jedoch nicht bis zum Ende der Kastration anwesend sein. „Procain“ kann in den Hoden oder den Hodensack verabreicht werden.


Eine gleichzeitige Gabe des Schmerzmittels „Meloxicam“ sorgt für die postoperative Schmerzausschaltung. Während bei der Gabe in den Hoden die Kastration bereits nach ein bis drei Minuten möglich ist, beträgt die Wartezeit bei der Gabe in den Hodensack 45 Minuten. Der Arbeitsfluss muss der Wartezeit angepasst werden. Eine schnelle und sichere Arbeitstechnik, sicheres Fixieren der Tiere, gutes Kastrationsbesteck (z.B. Kastrationskombizange) und begrenzte Schnitte sollten für Mitarbeiter und Betriebsleiter selbstverständlich sein.


Die Vorteile dieser Art der Kastration liegen für Dr. Rostalski in der nur kurzen Trennung der Ferkel von der Sau, der sicheren Schmerzausschaltung und dem schnellen Abheilen der Wunden. Die Kosten liegen mit 0,70 ct pro Tier im unteren Bereich. Eine Umwidmung des Mittels „Lidocain“ für die Anwendung beim Schwein hält Dr. Rostalski für sinnvoll, ist momentan jedoch ungewiss. Hier sollten auch Erfahrungen aus anderen Ländern wie Schweden berücksichtigt werden, in denen der Landwirt das Mittel mit einem Sachkundenachweis selbst anwenden darf.


Sollte die EU den kompletten Ausstieg aus der chirurgischen Kastration anstreben, müssten nach Meinung von Dr. Rostalski Verfahren zum Spermasexing oder der Zucht auf Spätreife intensiver vorangetrieben werden.

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