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Keine Planungssicherheit, keine Zukunft mit Sauen

Einfach fällt es Familie Tannen nicht, die Landwirtsfamilie aus Bensersiel an der Nordseeküste Ostfrieslands gibt die Sauenhaltung auf. „Ich sehe die wirtschaftlichen Vorzeichen für die Sauenhalter durchaus positiv, aber ich bekomme keine Antworten auf die Frage, wie ich meinen Stall für die Zukunft ausrichten soll“.

Lesezeit: 4 Minuten

Einfach fällt es Familie Tannen nicht, die Landwirtsfamilie aus Bensersiel an der Nordseeküste Ostfrieslands gibt die Sauenhaltung auf. „Ich sehe die wirtschaftlichen Vorzeichen für die Sauenhalter durchaus positiv, aber ich bekomme keine Antworten auf die Frage, wie ich meinen Stall für die Zukunft ausrichten soll“.


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Der 50-jähige Manfred Tannen, beim Landvolk Vorsitzender im Kreisverband Wittmund, will keine faulen Kompromisse eingehen und nach dem sogenannten Magdeburger Kastenstandurteil, wonach Sauen ungehinderte Bewegungsmöglichkeiten eröffnet werden sollen. „Ich will mit meiner Sauenhaltung nicht in einen rechtlichen Graubereich geraten“, sagt Tannen vor Journalisten auf seinem Hof in Bensersiel.


Wie er den bestehenden Stall an die neuen Ansprüche anpassen müsste, kann er jedoch weder bei Veterinärbehörden noch Bauberatern in Erfahrung bringen. „Ich sehe überall nur Achselzucken und Fragezeichen“, bedauert Tannen. Der Familienrat mit Ehefrau Maike und dem 21-jährigen Junior Keno hat sich daher schweren Herzens für den Ausstieg aus der Sauenhaltung entschlossen. Ende Februar diesen Jahres werden alle Sauen den Betrieb verlassen haben, es erfolgt eine weitere Spezialisierung auf die vorhandene Milchviehhaltung mit Jungviehaufzucht  auf dem Hof.


250 Sauen hat die Familie bisher versorgt, mit eingebunden in den Betrieb ist bis dahin ein Aufzuchtbetrieb, an den Manfred Tannen bislang die Ferkel zur Aufzucht abgegeben hat. Die Mastferkel gingen bislang an einen Mäster in unmittelbarer räumlicher Nähe des Aufzüchters, der sich nun ebenfalls umorientieren muss. In der Grünlandregion profitierte Sauenhalter Tannen mit einem hohen Gesundheitsstatus von der isolierten Lage. Auch ökonomisch habe sich seine Sauenhaltung durch ein hohes Leistungsniveau gerechnet, versichert er. Aber die Vielzahl neuer politisch motivierter Herausforderungen, mit denen sich seit geraumer Zeit insbesondere Sauenhalter konfrontiert sehen, hat in Bensersiel der Entscheidung zum Ausstieg aus der Sauenhaltung Vorschub geleistet.


Nicht nur die absehbare Umsetzung des Kastenstandurteils, sondern auch die Diskussion um das Kupierverbot für Ringelschwänze oder den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration sieht Tannen kritisch. So hat nur Deutschland das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab Ende 2018 geregelt. Auch über das Kupierverbot brauchen sich die Kollegen in den Wettbewerbsländern keine Gedanken zu machen. Ganz im Gegenteil, dank des Binnenmarktes können sie den deutschen Mästern weiterhin Ferkel anbieten, die mit diesen zusätzlichen Kostenpositionen nicht belastet werden.


Dass diese Wettbewerbsverzerrungen vom deutschen Gesetzgeber billigend in Kauf genommen werden, empfindet Tannen als höchst ungerecht. Es prasselten in hoher Taktzahl immer neue Anforderungen zur Umsetzung von noch mehr Tierwohl auf die Landwirte herein. Sie erhielten aber weder angemessene Übergangsfristen, um sich auf die neuen Vorgaben einzustellen, noch entsprechende Handlungsempfehlungen, wie sie ihre Tiere zukünftig zu halten und aufzustallen hätten.


Bundesweit haben von November 2015 bis November 2016 nach den Daten des Bundesamtes für Statistik rund 800 Sauenhalter aufgegeben. Ihre Zahl verringerte sich um 8,3 Prozent auf 8.800. Nur noch vier von fünf in Deutschland gemästeten Schweinen werden auch hierzulande geboren, in Niedersachsen sind es sogar nur die Hälfte. Ähnlich wie bei Familie Tannen ist auf vielen Sauen haltenden Bauernhöfen der Gedanke an den Ausstieg immer öfter präsent.


Zum Hof der Familie Tannen in Bensersiel gehören noch ca. 180 Milchkühe und die entsprechende Nachzucht. „Die Kühe gehören auf jeden Fall hierher, unser betrieblicher Standort auf der alten Marsch ist für die Grünlandwirtschaft prädestiniert“, schildert Tannen.  Außerdem betreibt die Familie einen Ferienhof und pflegt mit ihren Feriengästen einen intensiven Gedankenaustausch über moderne Landwirtschaft im Allgemeinen und Tierhaltung im Besonderen.


„Unseren Gästen würden wir weiterhin gern einen breiteren Einblick in die Landwirtschaft vermitteln, wie wir es bislang mit Kühen und Sauen bieten konnten“, sagt das Betriebsleiterpaar. Aber das rechtliche Umfeld für diesen Betriebszweig ohne jegliche Planungssicherheit und Bestandsschutz ist  ihm schlichtweg zu unsicher, um weitere Investitionen vorzunehmen.

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