Ratlosigkeit und Zukunftsangst beherrschten die Arbeitstagung des Arbeitskreises Ferkelerzeugung beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV). Vor allem das Ende der betäubungslösen Kastration zum Jahreswechsel zerrt an den Nerven.
Mit dabei war das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. WLV-Marktreferent Dr. Bernhard Schlindwein habe in der Sitzung klar gemacht, dass die Sauenhalter zur Zeit jedem Ferkel Geld hinterher werfen. Für einen Betrieb mit 350 Sauen seien das fünfstellige Beträge jeden Monat, rechnete er vor. Und die Aussichten sind laut dem Fachmann bedrückend. „Angesichts hoher Futter- und Güllekosten und niedriger Schweinepreise überlegt mancher Schweinemäster, den Stall im Winter leer stehen zu lassen“, brachte der Vorsitzende des Arbeitskreises, Carsten Spieker die Befürchtungen seiner Berufskollegen auf den Punkt.
Den Sauenhalter liegt aber weniger der Markt als vielmehr die Politik im Magen, schreibt das Wochenblatt weiter. Bei Ferkelkastration, Kastenstand und Abferkelschutzkorb hängen sie in der Luft. Frustration mache sich breit, so die Beobachtung der Journalisten.
Am bedrohlichsten sei im Augenblick das Ende der betäubungslosen Kastration zum 1. Januar 2019, ohne dass es flächendeckende, brauchbare Alternativen gibt, wie Roger Fechler vom DBV beklagte. Das Wochenblatt fasst zusammen:
- Die Ebermast stagniert. Die Schlachthöfe lehnen Neueinsteiger ab oder verschlechtern die Preismaske
- Die Immunokastration findet keine Akzeptanz am Fleischmarkt.
- Die Isofluran-Narkose ist nicht zugelassen. Zudem kostet das Gerät zwischen 8.000 und 11.000 Euro – zu teuer für kleinere Betriebe. Auch soll die Fehlerquote mit bis zu 20 % hoch sein, da das Gas nicht gewichtsbezogen dosiert wird.
- Die Vollnarkose krankt an der Nachschlafphase, die zu Auskühlen und Erdrücken von Ferkeln führt.
- Die Lokalanästesie, der sogenannte vierte Weg, steht für den Gesetzgeber aktuell nicht zur Debatte. Dass Sauenhalter die Narkose selbst setzen dürfen wie in Dänemark, lehnt nicht nur die Bundestierärztekammer rigoros ab.
Laut dem Wochenblatt habe Bayern eine Bundesratsinitiative gestartet, um das Ausstiegsdatum um fünf Jahre zu verschieben. Niedersachsen schließt sich an, allerdings nur mit drei Jahren. NRW habe sich noch nicht positioniert. Die SPD sei allerdings gegen eine Verschiebung, heißt es.
Auch die Anwendung von Isofluran durch den Landwirt ist so schnell rechtlich nicht umsetzbar, wie Dr. Friedhelm Jäger aus dem Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium erklärte. Er kündigte Kontrollen an: „Ab dem 2. Januar muss jeder Ferkelerzeuger eine der Alternativen vorweisen können.“ Dazu kritisierte ein Sauenhalter: „Soll ich 400 Eberferkel pro Woche erzeugen, die keiner will?“ Und ein anderer wollte wissen: „Gibt es dann reihenweise Anzeigen vom Veterinäramt?“ „Und was ist mit QS? Verlieren meine Ferkel ihre Zulassung?“, fürchtete ein Dritter um den Marktzugang. „meine Lösung ist der fünfte Weg – der Ausstieg“, kündigte ein anderer an.