Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast will das ab kommendem Jahr geltende Verbot der betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel auf 2020 verschieben, weil es keine praxistauglichen Alternativen gibt.
Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung sprach sie von „zu erwartenden Strukturbrüchen“, sollte das Verbot jetzt schon kommen. Bereits in den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Sauenhalter im Land nach Ministeriumsangaben um 8424 auf derzeit noch 1900 Betriebe abgestürzt. Die Zahl der Zuchtsauen ist um etwa ein Viertel oder 152 502 Tiere gesunken.
Daher wolle Otte-Kinast jetzt einen entsprechenden Bundesratsvorstoß von Bayern unterstützen, heißt es. Die Alternativen seien aus Sicht des Ministeriums noch immer nicht ausreichend erforscht. So würden bei einer Vollnarkosevariante etwa fünf Prozent der Ferkel nicht mehr aufwachen, bei einer anderen Form wirke das Mittel bei 30 Prozent der Tiere.
Die CDU-Politikerin spricht sich für den „skandinavischen“ oder „vierten“ Weg aus, bei dem die Kastration unter lokaler Anästhesie vorgenommen wird. Doch auch dort gibt es noch offene Gesetzesänderungen, Fragezeichen und laufende Studien, so die Zeitung weiter. So laufe derzeit ein Pilotprojekt der Uni München und des Schweinegesundheitsdienstes Niedersachsen, in der mögliche Kastrationsmittel geprüft werden. In einem nächsten Schritt sollen Landwirte unter Beteiligung der Landwirtschaftskammer die Lokalbetäubung in Eigenregie erproben. Bislang ist in Deutschland aber nur Tierärzten der Eingriff erlaubt.
Voraussichtlich am 14. August soll das Landeskabinett ihre Haltung im Bundesrat besprechen. Otte-Kinast setzt dabei darauf, dass SPD-Ministerpräsident Stephan Weil den Vorstoß unterstützt, schreibt die NOZ. Ein Votum Niedersachsens hätte eine bundesweite Signalwirkung, sagte Otte-Kinast mit Blick auf andere SPD-regierte Bundesländer.