Schweine lernen bestimmte Verhaltensmuster von anderen Tieren, wenn sie Artgenossen bei Tätigkeiten beobachten. Das konnten Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien jetzt erstmals in einer Studie mit Schweinen der Freilandrasse „Kune Kune“ nachweisen. Ziel der Studie war es, die Weitergabe von Wissen zwischen den Generationen zu untersuchen.
In der Untersuchung mussten junge Schweine eine Futterkiste mit Schiebetür öffnen. Zwei Gruppen konnten dabei zuvor ihrer Mutter oder einer Tante bei der Lösung des Problems zusehen; die dritte Gruppe musste dagegen ohne Vorbereitung mit dem Problem zurechtkommen. Im Ergebnis zeigte sich, dass die unvorbereiteten Schweine verschiedene Techniken zum Öffnen der Schiebetür ausprobierten und selbst entwickelten. Die Tiere, die zuvor einen Artgenossen beim Lösen des Problems beobachten konnten, kopierten hingegen dessen Lösungsstrategie und versuchten, auf die gleiche Weise an das Futter zu kommen. Das ist der Studie zufolge der erste Nachweis einer derartigen Leistung bei Schweinen, die damit einen höheren Stellenwert in der Kognitionsforschung einnehmen, als bislang vermutet wurde. Zudem zeigte sich in Wiederholungsversuchen, dass die Schweine noch nach einemhalben Jahr in der Lage waren, sich an ihren erfolgreichen Lösungsansatz zu erinnern, was den Wissenschaftlern zufolge auf ein gut funktionierendes Langzeitgedächtnis hindeutet.
Den Hintergrund der sozialen Lernfähigkeit vermuten die Forscher in der Haltungsform, in der sich diese Schweinerasse entwickelt hat. Die Gruppenhaltung im Freiland und die damit einhergehende Etablierung einer „natürlichen Schweinegemeinschaft“ habe womöglich eine bestehende Anlage für soziale Intelligenz „zu Tage gefördert“, so die Autoren. Es wäre lohnend, die positiven Effekte des Lernens von älteren Tieren künftig auch in derkommerziellen Schweinehaltung zu bedenken und bei Verbesserungen der Haltungsbedingungen zu berücksichtigen, betonen die Forscher weiter.