In Deutschland ist der Einbau einer zweiten Ebene mit Rampe in der Ferkelaufzucht oder Mast zwar erlaubt, die Zusatzfläche wird aber aufgrund einer Empfehlung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bis heute rechtlich nicht anerkannt. In den Niederlanden ist das anders. Bereits seit dem Jahr 2000 setzen Betriebe die Technik mit Erfolg ein. „Schweinehalter, die ein Plateau im Stall einbauen, können die Fläche pro Tier so zum Beispiel von 0,8 auf rund 1 m² erhöhen und erfüllen damit die Vorgaben des Labels Beter-Leven“, betont Anita Hoofs vom Schweine-Innovationszentrum Sterksel.

In Sterksel wurde jetzt ein Mastabteil mit verschiedenen Plateaus neu ausgestattet. Die Gruppengröße liegt bei 12, 24 bzw. 36 Tieren pro Bucht. Neu beim Projekt „Plateau 2.0“ ist die Gestaltung der zweiten Ebenen. Hier sind praktische Erfahrungen aus den letzten zehn Jahren eingeflossen, um die Praktikabilität des Systems zu verbessern. „Wir haben zum Beispiel gelernt, dass die zweite Ebene nicht unbedingt 4 m lang sein muss, es reichen auch 2,50 m aus. Dadurch haben wir jetzt die Möglichkeit, dass die Plateaus auch in kleineren Mastbuchten eingebaut werden können“, erklärt Anita Hoofs. Und lautete die Empfehlung früher, den Boden komplett zu schließen, zeigt sich heute, dass an der Längswand ein 30 cm breiter Spaltenboden kein Problem darstellt. Auch an den Kopfenden kann ein Rost verlegt werden, ohne dass die Gefahr besteht, dass die Tiere ihre Artgenossen unter dem Plateau zukoten.

Ganz bewusst wurden in Sterksel verschiedene Varianten eingebaut. „Wir wollen sehen, welche Baumaterialien sich wie gut eignen“, berichtet Anita Hoofs. In einigen Buchten sind die Plateaus parallel zur Abteilwand montiert, in anderen Buchten sitzen sie im 90°-Winkel über der Buchtentrennwand. Die Böden sind entweder mit Kunststoffböden, Dreikantstahl oder Beton ausgelegt. Unterschiede bestehen auch beim Aufbau der Rampen. Einige lassen sich sogar leicht zur Seite klappen, das erleichtert die Reinigung.

Fest steht für Forscherin Hoofs bereits jetzt, dass die zweite Ebene den Tieren eine ganze Reihe von Vorteilen bietet. So haben die Schweine zum Beispiel sichtlich Spaß daran, die Rampe rauf und runter zu laufen. „95 % der Ferkel nutzen das Plateau aktiv“, so Hoofs. Die Kosten werden in der Mast auf 100 bis 200 € pro m² beziffert. In der Ferkelaufzucht liegen sie bei etwa der Hälfte, da das Plateau wegen der geringeren Tiergewichte weniger stabil ausgeführt werden muss.

Positiv äußern sich auch niederländische Tierschutzorganisationen. „Durch den Einbau der Balkone wird das Tierwohl aktiv gefördert und der Platz pro Tier steigt. Die Bucht wird für die Tiere insgesamt interessanter, denn die Schweine haben spielerische Abwechslung und können sich leichter aus dem Weg gehen“, berichtet Bert van den Berg von der Tierschutzorganisation Dierenbescherming zufrieden.

Auch der Staat unterstützt das Projekt. „Wir wollen das Projekt ‚Plateau 2.0‘ künftig als gute fachliche Praxis anerkennen“, erklärt Henk van der Velde vom Ministerium für Wirtschaft.