Stalleinbrüche: Legitimier Tierschutz oder organisierte Kriminalität?
Reichlich Zündstoff bot die von der Universität Göttingen organisierte Diskussionsveranstaltung „Stalleinbrüche und Undercover-Videos: Organisierte Kriminalität oder legitimer Tierschutz?“ Eingeladen hatten die Fakultäten für Agrarwissenschaften und der Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte.
Reichlich Zündstoff bot die von derGeorg-August-Universität Göttingen letzte Woche Freitag organisierte Diskussionsveranstaltung „Stalleinbrüche und Undercover-Videos: Organisierte Kriminalität oder legitimer Tierschutz?“ Eingeladen hatten die Fakultäten für Agrarwissenschaften und der Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte.
Mit seinen Aussagen gleich in die Vollen ging Dr. Edmund Haferbeck von der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland. Das Ziel von Peta sei es, dass sich alle Menschen vegan ernähren. Und man sehe sich auch im Recht, heimlich in Ställe einzudringen und das Leid der Tiere zu dokumentieren. Denn nur dann würden die unzumutbaren Aufnahmen von z.B. Schweinen und Rindern, die nicht sachgemäß gehalten und geschlachtet werden, endlich ein Ende haben, so Haferbeck. Auf seinen mitgebrachten Aufnahmen waren Mitarbeiter zu sehen, die Tiere beim Verladen treten; Schweine und Rinder, die nicht sachgemäß geschlachtet werden und Enten, die auf dem Rücken liegen und aufgrund ihres Gewichtes nicht mehr laufen können. „Wir bekommen jährlich 2.500 bis 5.000 Meldungen von Missständen, davon 90 % durch Whistleblower“, beschrieb der Tierrechtler seinen Informantenkreis.
„Defizite im Tierschutz aufzeigen zu wollen, rechtfertigt jedoch nicht, dass sich einzelne Personen über das Gesetz hinwegsetzen und in Ställe eindringen", hielt Agrarrechtsprofessor José Martínezdagegen. Denn das Eindringen in private Ställe sei Hausfriedensbruch. Aktivisten machten sich mit ihrem Handeln strafbar! Zwar diene der „zivile Ungehorsam“ dazu, Missstände aufzuzeigen, dennoch dürften geltende Gesetze nicht verletzt werden, erklärte Doktorand Marco Fatfat von der Uni Göttingen. Das sieht ein Teil der Bevölkerung anscheinend anders. Eine Befragung von 280 Personen der Doktorandin Maureen Schulze ergab, dass drei Viertel der Bürger Stalleinbrüche und Undercover-Videos für legitim halten.
"Die Stalleinbrüche beschäftigen uns heute noch sehr", berichtete Philipp Schulze Esking, Schweinemäster und Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, in seinem Vortrag. Im vergangen Jahr brachen Tierschutzaktivisten in seinen Stall im Münsterland ein und veröffentlichten die Bilder später im Internet. Schulze-Esking erklärte, dass alle amtlichen Kontrollen bestätigt haben, dass die Vorwürfe gegen ihn haltlos seien, die Videos aber weiter im Internet zu finden sind. „Und weil der Server im Ausland steht, können wir rechtlich kaum etwas gegen die weitere Verbreitung der Bilder unternehmen“, monierte Schulze-Esking. Er stelle sich auch die Frage, ob es in Ordnung sei, dass sich einzelne Personen über den Rechtsstaat hinwegsetzen und Landwirte an den medialen Pranger stellen dürften.
Dass die Diskussion schwierig bleibe, machte Prof. Dr. Achim Spiller von der Uni Göttingen deutlich. „Tierschützer wollen die Haltungsbedingungen von Tieren verbessern. Tierrechtler dagegen wollen keine Tierhaltung“, so Spiller.
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Reichlich Zündstoff bot die von derGeorg-August-Universität Göttingen letzte Woche Freitag organisierte Diskussionsveranstaltung „Stalleinbrüche und Undercover-Videos: Organisierte Kriminalität oder legitimer Tierschutz?“ Eingeladen hatten die Fakultäten für Agrarwissenschaften und der Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte.
Mit seinen Aussagen gleich in die Vollen ging Dr. Edmund Haferbeck von der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland. Das Ziel von Peta sei es, dass sich alle Menschen vegan ernähren. Und man sehe sich auch im Recht, heimlich in Ställe einzudringen und das Leid der Tiere zu dokumentieren. Denn nur dann würden die unzumutbaren Aufnahmen von z.B. Schweinen und Rindern, die nicht sachgemäß gehalten und geschlachtet werden, endlich ein Ende haben, so Haferbeck. Auf seinen mitgebrachten Aufnahmen waren Mitarbeiter zu sehen, die Tiere beim Verladen treten; Schweine und Rinder, die nicht sachgemäß geschlachtet werden und Enten, die auf dem Rücken liegen und aufgrund ihres Gewichtes nicht mehr laufen können. „Wir bekommen jährlich 2.500 bis 5.000 Meldungen von Missständen, davon 90 % durch Whistleblower“, beschrieb der Tierrechtler seinen Informantenkreis.
„Defizite im Tierschutz aufzeigen zu wollen, rechtfertigt jedoch nicht, dass sich einzelne Personen über das Gesetz hinwegsetzen und in Ställe eindringen", hielt Agrarrechtsprofessor José Martínezdagegen. Denn das Eindringen in private Ställe sei Hausfriedensbruch. Aktivisten machten sich mit ihrem Handeln strafbar! Zwar diene der „zivile Ungehorsam“ dazu, Missstände aufzuzeigen, dennoch dürften geltende Gesetze nicht verletzt werden, erklärte Doktorand Marco Fatfat von der Uni Göttingen. Das sieht ein Teil der Bevölkerung anscheinend anders. Eine Befragung von 280 Personen der Doktorandin Maureen Schulze ergab, dass drei Viertel der Bürger Stalleinbrüche und Undercover-Videos für legitim halten.
"Die Stalleinbrüche beschäftigen uns heute noch sehr", berichtete Philipp Schulze Esking, Schweinemäster und Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, in seinem Vortrag. Im vergangen Jahr brachen Tierschutzaktivisten in seinen Stall im Münsterland ein und veröffentlichten die Bilder später im Internet. Schulze-Esking erklärte, dass alle amtlichen Kontrollen bestätigt haben, dass die Vorwürfe gegen ihn haltlos seien, die Videos aber weiter im Internet zu finden sind. „Und weil der Server im Ausland steht, können wir rechtlich kaum etwas gegen die weitere Verbreitung der Bilder unternehmen“, monierte Schulze-Esking. Er stelle sich auch die Frage, ob es in Ordnung sei, dass sich einzelne Personen über den Rechtsstaat hinwegsetzen und Landwirte an den medialen Pranger stellen dürften.
Dass die Diskussion schwierig bleibe, machte Prof. Dr. Achim Spiller von der Uni Göttingen deutlich. „Tierschützer wollen die Haltungsbedingungen von Tieren verbessern. Tierrechtler dagegen wollen keine Tierhaltung“, so Spiller.