Ob in der Schweinemast Geld verdient wird oder nicht, hängt sehr stark von den Futterkosten ab. Mein Vater und ich überlegen deshalb immer wieder, wie wir die Futterkosten in unserem Mastbetrieb senken können. In der Vergangenheit haben wir z.B. das Sojaschrot teilweise durch Rapsextraktionsschrot ersetzt. Dadurch konnten wir zwar die Futterkosten senken, haben uns gleichzeitig aber andere Probleme eingehandelt. Sobald der Rapsanteil in den Rationen deutlich über 14 % lag, fraßen die 1.800 Schweine das Futter schlechter. Die Quittung haben wir dann bei der Mastauswertung bekommen, die Tageszunahmen waren alles andere als berauschend. Ohne Spesen nichts gewesen, lautete unser Fazit.
Trotzdem wollen wir auf den Einsatz von Raps auf Dauer nicht verzichten, da wir davon überzeugt sind, dass der Einsatz von heimischen Eiweißquellen langfristig der richtige Weg ist. Wir überlegen deshalb, den Raps zu fermentieren. Bislang schrecken wir aber noch vor der mehrere zehntausend Euro teuren Investition zurück, weil uns schlichtweg die nötigen Erfahrungswerte fehlen. Wie sicher funktioniert die Fermentation? Welche Technik brauche ich? Was kostet das Verfahren? Worauf muss man im Detail achten? Wie viel Arbeit macht das?
Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, als ich erfahren habe, dass ich einer der diesjährigen Power-Praktikanten von top agrar bin. Für eine Woche arbeite ich im Betrieb von Paul und Dirk Breul im münsterländischen Albersloh mit. Der Betrieb fermentiert sein Futter für die 950 Mastschweine bereits seit längerer Zeit. Belegt wird der komplette Stall im Rein-Raus-Verfahren. Neben der Schweinemast bewirtschaftet Familie Breul 40 ha Ackerland. Angebaut werden Winterweizen, Roggen, Triticale und CCM. Paul Breul, der Seniorchef erledigt die täglichen Arbeiten. Unterstützt wird er von Sohn Dirk, der hauptberuflich bei einem großen Futtermittelhersteller tätig ist und sich tagtäglich mit der Fermentation beschäftigt.
Nachdem ich sehr herzlich im Münsterland von Familie Breul begrüßt wurde und ich bei Kaffee und Kuchen einen ersten groben Betriebsüberblick bekommen habe, gehen Seniorchef Paul und ich in den Maststall, natürlich komplett ausgerüstet mit betriebseigenem Overall und Stiefeln. Vor dem Füttern kontrollieren wir zunächst die Tröge und entfernen Kotreste. Paul Breul erklärt mir, dass das bei den Langtrögen immer mal wieder passiert. Die Langtröge stammen noch aus der Zeit, als der Betrieb Jungsauen für das Unternehmen German Genetic aufgezogen hat.
Überrascht bin ich, als das erste fermentierte Flüssigfutter in den Trog fließt. Durch den hohen Rapsextraktionsanteil von gut 23 % ist das Futter viel dunkler als üblich, und die vielen schwarzen Punkte sind ein klarer Beleg für den Rapsanteil. Gleichzeitig fällt mir auf, dass das Futter im Trog sehr schnell auseinanderfließt, es ist sehr sämig. „Das kommt durch die Fermentation“, erklärt mir Paul. Durch die rasche Verteilung im Langtrog herrscht jedenfalls viel Ruhe während der Fütterungszeiten, denn jedes Schwein kommt sehr schnell ans Futter.
Nachdem wir zu Abend gegessen haben, fahren Dirk und ich noch zu einer Informations-Veranstaltung zum Thema Grassilage. Hier lerne ich, wie wichtig Schnitthöhe, Schnittzeitpunkt und eine ordentliche Verdichtung für optimale Grassilagen sind. Beim Grillen nach der Veranstaltung lerne ich dann noch die örtlichen Landwirte kennen, was natürlich spannend ist.
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