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„Die Existenz der Ferkelerzeuger steht auf dem Spiel“

Die betäubungslose Kastration ist ab 2019 verboten, ohne dass eine echte Alternative in Sicht ist. Die Praktiker schlagen Alarm. Eduard Mack Vorsitzender des Fleischerzeugerrings Unterfranken erläutert die Hintergründe.

Lesezeit: 3 Minuten

Die betäubungslose Kastration ist ab 2019 verboten, ohne dass eine echte Alternative in Sicht ist. Die Praktiker schlagen Alarm.


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Sie setzen sich vehement für die Zulassung der lokalen Betäubung als Alternative zur betäubungslosen Kastration ein. Warum ist dieser sogenannte 4. Weg für die Ferkelerzeuger im Süden so wichtig?


Mack: Für unsere kleinen Strukturen wäre eine kostengünstige Lösung, die der Landwirt selber durchführen kann, existenziell. Das würde die lokale Betäubung bieten. Denn es ist absehbar, dass in Zukunft 85 bis 90 % der männlichen Tiere in Süddeutschland weiterhin kastriert werden müssen. Die Metzger wollen nur kastrierte Tiere. Und bei den Schlachtunternehmen ist der Markt für Eber auch gedeckt. Auch mit Improvac geimpfte Tiere sind wie Eber zu sehen. Man muss bei diesen Tieren den Geruchstest machen, weil es auch hier Stinker gibt. Und der Test schlägt laut einem Schlachthofbetreiber mit 10 € pro Tier zu Buche.


Dann bliebe nach jetzigem Stand nur die Narkose mit Isofluran.


Mack:Ohne den 4. Weg wäre tatsächlich nur die Narkose durch den Tierarzt möglich, z. B. mit Isofluran. Dafür stehen aber nicht genügend Tierärzte zur Verfügung. Außerdem sind die Kosten bei kleinen Beständen mit 4 € pro Tier enorm und würden die Wettbewerbsfähigkeit unserer kleinstrukturierten Sauenhaltung weiter enorm schwächen und den Strukturwandel in Bayern noch mehr anheizen. Wir setzen in Bayern z. B. auf das Programm Geprüfte Qualität Bayern (GQB), bei dem die Ferkel in Bayern geboren sein müssen. Doch bei 70 % Ferkelversorgung sind GQB-Ferkel schon jetzt Mangelware. Und wenn noch mehr Marktanteil wegbricht, könnten wir diesen Markt nicht mehr bedienen.


Wie ist der aktuelle Stand bei der Zulassung der lokalen Betäubung?


Mack: Bei der Herriedener Erklärung im März 2017 waren sich alle aus der Branche einig, dass der 4. Weg die Lösung ist. Aber das Bundeslandwirtschaftsministerium hat dazu bisher wenig bis gar nichts getan. Bis jetzt hat nach meinen Recherchen noch kein Hersteller einen Antrag auf Zulassung von schmerzausschaltenden Medikamenten gestellt, weil das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu hohe Anforderungen stellt. Und ist ein Mittel erst einmal abgelehnt, hat ein nochmaliger Antrag kaum Chancen auf Erfolg.


Woran hakt es?


Mack:Eine komplette Schmerzausschaltung ist gar nicht möglich, nur eine Schmerzlinderung. Auch eine Narkose verursacht Schmerzen. Die Frage ist, ob uns diese Auslegung des Gesetzes neue Möglichkeiten eröffnet. Der dänische Gesetzgeber hat die Lokalanästhesie übrigens zugelassen, und zwar durch den Schweinehalter. Damit können die Dänen den deutschen Markt weiter bedienen.


Wie geht es weiter?


Mack: Wir fordern, dass auf der

Agrarministerkonferenz im April eine Lösung gefunden werden muss, entweder für den 4. Weg oder für die Fristverlängerung. Die Bundesregierung ist aufgefordert, alles dafür zu tun, dass die kleinstrukturierten süddeutschen Schweinebetriebe keine Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Ländern haben. Sonst stellen wir Landwirte uns die Frage: Will man uns überhaupt noch? Dabei geht es nicht nur um die Importe von Ferkeln, sondern auch von Schlachtschweinen, z. B. aus Spanien, das in Sachen Tierschutz und Tierwohl alles andere als ein Vorbild ist. Wenn nichts passiert, wird unsere kleinteilige Ferkelerzeugung bald fast komplett verschwunden sein. -do-

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