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Entwarnung für die Rübe?

Endlich Klarheit: Südzucker bezahlt die Kontraktrüben des Erntejahres 2017 oberhalb der 30-€-Marke. Damit bleibt die Rübe in vielen Regionen attraktiv – vorerst.

Lesezeit: 6 Minuten

Endlich Klarheit: Südzucker bezahlt die Kontraktrüben des Erntejahres 2017 oberhalb der 30-€-Marke. Damit bleibt die Rübe in vielen Regionen attraktiv – vorerst.


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Südzucker war wohl etwas optimistisch, als sie den Rübenanbauern 2016 ihr neues Preismodell für die Zeit nach der Zuckermarktordnung vorstellte. Die Firma sprach in ihren Vorträgen von einem potenziellen  Zuckererlös von 450 € im Jahr 2017/18. Dann würde man die Rüben der Kampagne 2017/18 oberhalb der magischen 30 €/t-Marke bezahlen können.


Letztlich kam es anders. Südzucker erlöste nur 348 €/t. Erst im Mai erhielten die Landwirte ihre Endabrechnung für die 2017er-Ernte. Doch durch die Einführung der Rohstoffsicherungsprämie in Höhe von 4,15 €/t bei 16 % bereinigtem Zuckergehalt ergibt sich dennoch ein durchschnittlicher Kontraktrübenpreis von über 30 €/t inkl. MwSt. Die Transportkosten, die die Anbauer zu einem Viertel übernehmen, sind schon abgezogen. So bleibt ein Deckungsbeitrag von im Schnitt ca. 1 150 €/ha.



Viele Überrüben für wenig Geld. 


Solange die „3“ steht, nehmen die Bauern die Rübe nicht vom Feld, war in den letzten Monaten die allgemeine Expertenmeinung. Hat Südzucker die Rübe also vorbehaltlos abgesichert?


Nicht ganz. In Bayern war im Erntejahr 2017 jede fünfte Rübe eine Überrübe. Die Landwirte waren wohl auf Nummer sicher gegangen. Denn den Erfüllungs- sowie den Treuebonus von jeweils 1,50 €/t netto gibt es nur, wenn Landwirte die vorgegebene Menge erfüllen.


Wäre es ein schlechtes Rübenjahr geworden und die Landwirte mit ihrer Erntemenge daruntergelegen, hätten sie also bis zu 3 €/t weniger für ihre Rüben erhalten. Manch einer hat daher wohl lieber etwas Puffer eingeplant.


Doch dann erzielten die Anbauer einen rekordverdächtigen Ertrag von 930 dt/ha, deutlich über den 770 dt/ha, die sie im Schnitt der Jahre 2012 bis 2016 geerntet hatten. Die Quittung kommt nun mit der Abrechnung: Gerade einmal 20 €/t inkl. MwSt. gibt es für die Überrüben.


Das ergibt einen Deckungsbeitrag von knapp 230 €/ha. Immerhin: Ab dem Anbaujahr 2019 soll die Fläche ausreichen, mit der auf Basis des Ertragsdurchschnitts der letzten fünf Jahre die erforderliche Menge erzielbar ist. Ein einzelnes schlechtes Erntejahr kostet die Anbauer dann nicht mehr die Boni.

Solche Erleichterungen dürften auch nötig sein, wenn der Konzern die Landwirte weiter von der Rübe überzeugen will. Denn die Konkurrenzkulturen stehen parat (siehe Übersicht oben).




Kartoffeln lukrativer


Die Kartoffel kann beim Deckungsbeitrag locker mithalten. Und die Kartoffelverarbeiter melden in zwei Regionen Bayerns noch Bedarf: Zum einen im Bereich um das Südstärkewerk in Neuburg an der Donau, zum anderen um das niederbayerische Werk Sünching zwischen Straubing und Regensburg.


In anderen Regionen ist der Markt jedoch begrenzt. Würden dort viele Landwirte mehr Kartoffeln produzieren, könnte der Preis und damit der Deckungsbeitrag schnell einbrechen. Bei einem Neueinstieg in den Kartoffelanbau sieht die Rechnung ohnehin anders aus. Die Anbauer nutzen meist nur hofeigene Technik und Lager, um keine Krankheiten einzuschleppen.


Die neue Technik würde jedoch zu hohen Festkosten führen, die den Deckungsbeitrag weniger attraktiv erscheinen lassen. Zudem ist bei der Kartoffel die Arbeitsbelastung z. B. durch das Zwischenlagern und Sortieren wesentlich höher.


Wer jedoch bereits Kartoffeln anbaut und sich in Schlagdistanz zum richtigen Verarbeiter befindet, der wird mit der Rübenfläche vielleicht knapper kalkulieren.




Raps nicht abschreiben!


Die Kartoffel ist aber nicht die einzige attraktive Alternative. In Oberfranken, teils auch Unterfranken, gewinnt der Winterraps erhebliche Konkurrenzkraft gegenüber der Rübe. Auch ein guter Qualitätsweizen könnte ihr in dieser Region das Wasser abgraben.



Die durchschnittlichen, landesweiten Deckungsbeiträge lassen das zwar nicht sofort vermuten. Doch zum einen liegen die Rübenerträge in diesen Regionen Frankens nicht ganz so hoch wie im Rest Süddeutschlands, da Böden und Klima nicht optimal für diese Kultur sind. Zum anderen schlägt noch die Entfernungspauschale zum Werk in Ochsenfurt zu Buche. Mit jedem zusätzlichen Kilometer Entfernung zum Werk wächst diese um ca. 2 ct/t. Raps oder Weizen kann hingegen überall verkauft werden.



Und: Die Erträge des Rapses liegen hier rund eine halbe bis ganze Tonne über dem Landesdurchschnitt von 4 t pro ha. Denn die Böden, auf denen bislang Rüben stehen, sind generell besser als der durchschnittliche Rapsschlag.



Daher dürfte auf vielen fränkischen Flächen der Raps 2017 unter dem Strich besser gelohnt haben.

Ohnehin ist fraglich, ob Südzucker auch in Zukunft die „3“ halten kann. Beobachter munkeln, dass der Konzern derzeit von Altkontrakten profitiert.





Bleibt die „3“? 



Wenn Südzucker nun neue Verträge aushandelt, muss sich die Firma möglicherweise an das Marktniveau anpassen. Und in naher Zukunft wird das vermutlich nicht steigen.



 Denn in der EU produzieren alle großen Zuckerunternehmen derzeit so viel sie nur können. In diesem Jahr liegt die EU-Produktion voraussichtlich bei einem Rekordwert von 20 Mio. t. Das sind 2,5 Mio. t mehr als die EU-Bürger verbrauchen. Soll da kein Druck in Europa entstehen, müssten die Konzerne diese Menge eigentlich auf dem Weltmarkt absetzen.



Doch auch der ist alles andere als attraktiv. Ein guter Indikator für das, was der Weltmarkt bringt, ist der an der Londoner Warenterminbörse Liffe gehandelte Weißzuckerkontrakt Nr. 5.



Zum Liefertermin im Sommer oder Herbst 2018 liegen die Kontrakte dort aktuell bei rund 350 USD/t. Das entspricht beim aktuellen Wechselkurs mageren 300 €/t. Für die Zukunft sehen die Händler an der Börse offenbar keine großen Preissprünge vorher. Kontrakte für Mitte 2019 gibt es für gerade einmal 10 USD/t mehr (s. Übersicht 2).







Trendwende bei Getreide?



Auf dem Getreidemarkt könnte es dagegen anders kommen. Noch ist er am Boden und im Vergleich zu Hackfrüchten uninteressant. Doch nun meldet das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA, dass die globale Ernte 2018/19 den Verbrauch nicht decken wird. So könnte der Preis anziehen und Getreide in Regionen mit schwächeren Rübenerträgen durchaus wieder konkurrenzfähig werden. Das betrifft insbesondere höherwertige, gesuchte Weizenqualitäten.



Schon aus Eigeninteresse wird Südzucker diese Entwicklung im Auge behalten und bei der Rübenbezahlung darauf achten müssen.


Der Beitrag stammt aus der Südplus 6/2018. Die Informationen lieferte uns Jörg Reisenweber, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

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