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Lebensmittelverschwendung: Mehr Mut zur krummen Gurke

Dem Lebensmitteleinzelhandel kommt in Sachen Verschwendung von Lebensmitteln eine entscheidende Rolle zu. Das wurde bei einer Podiumsdiskussion beim Hauptfest deutlich.

Lesezeit: 4 Minuten

Dem Lebensmitteleinzelhandel kommt in Sachen Verschwendung von Lebensmitteln eine entscheidende Rolle zu. Darüber waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion beim Hauptfest am vergangenen Samstag in Stuttgart einig.



"Der Handel ist die perfekte Schnittstelle, um den Verbraucher mit dem Thema Lebensmittelverschwendung zu konfrontieren. Unsere Untersuchungen zeigten, dass Verbraucher zu wenig über die richtige Form der Lagerung von Lebensmitteln und über ihre Haltbarkeit wissen", sagte Saskia Krämer, Absolventin des Studiengangs Handel an der Dualen Hochschule in Heilbronn. Die junge Frau schlug vor, die Verbraucher mit Infoflyern oder über digitale Wege in diesen Themen zu schulen.



Auch Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg (MLR) sah beim Thema Verschwendung den Handel in der Lage, dabei mitzuhelfen, das Verbraucherverhalten "graduell" umzugewöhnen: "Beim Trend zu Lebensmitteln mit weniger Kalorien und weniger Zucker geht das ja auch", sagte sie auffordernd in Richtung LEH. Ihr Ministerium beschäftige sich intensiv mit dem Thema und wolle es in Form einer Vorlage ins Kabinett einbringen. Dabei stehe man auch mit dem Handel und der Gastronomie in Kontakt. "Wir müssen hierbei vor allem über den Ernährungsführerschein auf die Kinder und Jugendlichen einwirken."



Neben dem Handel müsse man aber auch direkt beim einzelnen Kunden ansetzen, waren sich die Politiker, Wissenschaftler und Handel einig. "Denn es ist der Verbraucher, der sagt, er will diese krumme Gurke nicht", so Gurr-Hirsch. Laut Moderator Jürgen Wippel, stellvertretender Pressesprecher beim Landwirtschaftsministerium in Stuttgart, fänden 40 % des Lebensmittelverlusts in Deutschland von insgesamt geschätzt 11 Mio. t im Jahr im eigenen Kühlschrank statt. Dabei hätten Haushalte mit vielen Personen den größten Anteil an der Lebensmittelverschwendung. "Es wird zu viel eingekauft, wenn die ganze Familie ohne Einkaufszettel und mit einem viel zu großen Einkaufswagen in den Supermarkt geht", zitierte Staatssekretärin Gurr-Hirsch eine Studie. Beim LEH selbst gehen offenbar nur 1 % verloren. Marco Linder, Hausleiter bei Kaufland Heilbronn, berichtete auf dem Podium darüber, dass die Reste seiner Filiale an Zoos und an Tafeln geliefert würden. 



Ein weiterer großer Teil an Lebensmitteln gehe bereits auf dem Acker verloren, betonte Sebastian Breit, Absolvent des Studiengangs Handel in Heilbronn, auf Basis eigener Untersuchungen. Er wies nach, dass bis zu 30 % der Erntemenge schon auf dem Feld bleibe, weil sie als nicht verkaufsfähig eingestuft werde. "Dieser Anteil ist indirekt vom Verbraucher durch seine hohen Ansprüche verursacht." 



Auch wenn eine gerade Gurke Vorteile in der Logistik und beim Verpackungsbedarf bringe, müsse man laut Handelsstudent Tom Streckert auch die Einteilung des Gemüses in Klassen überdenken. 

Selbst Marco Linder von Kaufland rief dazu auf, die eigenen Ansprüche an die Lebensmittel zu hinterfragen: "Bei uns landen täglich Waren in der Tonne, die oft noch top-Qualität haben. Das tut uns auch weh." Letztlich sei mehr Mut zu weniger Norm und zu weniger Vollkommenheit nötig, fasste Gurr-Hirsch treffend zusammen. "Und vielleicht sind viele Lebensmittel aber einfach auch zu billig?", warf Moderator Jürgen Wippel ein.



Von ihm nach konkreten Tipps für ein besseres Einkaufsverhalten gefragt, riet  

Prof. Beate Scheubrein von der Dualen Hochschule Heilbronn zu einer besseren Planung der Einkäufe, einer besseren Resteverwertung und dazu, vorhandene Gefrierschränke effizienter zu nutzen: "Bananen kann man auch einfrieren und aus altem Brot lassen sich Semmelknödel machen".



Die Wissenschaftlerin sah einen Teil der Lösung in der Verpackung: "Eine zentrale Frage ist, in welcher Form wir Lebensmittel einkaufen. Die Verschwendung geht zum Beispiel nennenswert zurück, wenn wir weniger vorverpackte Ware einkaufen." Dem stimmte auch der LEH-Vertreter Marco Linder von Kaufland Heilbronn zu: "Wir brauchen nicht so viel Plastik im Verkauf. Eine Einsparung erreichen wir aber vermutlich nur über Vorgaben von der Politik." Auch wenn er sich als Lebensmittelhändler natürlich darüber freue, wenn die Einkaufswägen voll seien, rät er dazu, lieber mehrmals wöchentlich einkaufen zu gehen.



Der Tipp von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch: "Planen Sie Ihren Speiseplan für eine Woche im Voraus und gehen Sie nur mit einem Einkaufszettel in den Laden." Diese Lösung sei vor allem auch arbeitsökonomisch. "Der Kühlschrank muss einmal wöchentlich ausgeräumt werden, dann läuft kein Lebensmittel ab".


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Am Ende waren sich alle auf dem Podium einig: Die Verbraucher müssten dahin gebracht werden, dass sie bewusster und vor allem mit mehr Wertschätzung für Lebensmittel und für die Mühe ihrer Erzeugung einkaufen gehen. Und zwar ganz unabhängig vom Preis.  

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