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Schlagabtausch um bayerischen Agrarbericht

Laut SPD schrumpft der Nebenerwerb, doch das Landwirtschaftsministerium kann diese Aussage "trotz intensiver Recherche" nicht nachvollziehen. Dabei stützt sich die SPD auf Zahlen aus dem Agrarbericht. Nun scheint das Rätsel gelöst.

Lesezeit: 4 Minuten

Laut SPD schrumpft der Nebenerwerb, doch das Landwirtschaftsministerium kann diese Aussage "trotz intensiver Recherche" nicht nachvollziehen. Dabei stützt sich die SPD auf Zahlen aus dem Agrarbericht.  Nun scheint das Rätsel gelöst.



Horst Arnold, Agrarsprecher der SPD im bayerischen Landtag, überraschte bei der Vorstellung des neuen bayerischen Agrarberichtes. Die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe sei von rund 63.000 im Jahr 2014 um fast ein Drittel auf rund 44.000 in 2016 gesunken. Das sei alarmierend, so Arnold in einer Pressemitteilung.


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Das bayerische Landwirtschaftsministerium zeigte sich verwundert. "Trotz intensiver Recherche ist es uns nicht gelungen herauszufinden, worauf sich Arnold hier bezieht", so die Presseabteilung des Münchner Hauses am Donnerstagabend, und: "Das kann nur er selbst erklären."



Auf der Webseite des Ministeriums zum Agrarbericht tauchen die Zahlen unter dem Punkt "Soziostrukturelle Verhältnisse" jedoch tatsächlich auf. Dennoch belegen sie das von der SPD vermutete Aussterben des Nebenerwerbs nicht. Denn: Die Zahl von 44.000 Nebenerwerbsbetrieben im Jahr 2016 kommt vom Landesamt für Statistik, das in seiner Agrarstrukturerhebung nur Betriebe über 5 ha LF berücksichtigt.



In der Zusammenfassung zum Agrarbericht spricht das Ministerium bis heute hingegen von über 64.000 Nebenerwerbsbetrieben. Der Unterschied: Diese Zahl bezieht sich auf die Flächenantragssteller laut InVeKoS (Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem) und umfasst somit auch Betriebe unter 5 ha LF.





Ministerium tauschte die Datenbasis




Das Aussterben des Nebenerwerbs, wie ihn die SPD schildert, dürfte also in Wahrheit weit weniger drastisch sein. Dass Horst Arnold die Zahlen zunächst so interpretierte, kann man ihm jedoch nicht ankreiden.



Denn dass das Ministerium unter dem Punkt "Soziostrukturelle Verhältnisse" die Zahlen vom statistischen Landesamt verwendet, ist neu. Bisher nutzte es auch hier die InVeKoS-Zahlen. Die Änderung der Datenbasis weist es im neuen Agrarbericht aber nicht deutlich aus.



Das Missverständnis war somit vorporgrammiert. Laut Arnold konnte ihm bei der Ausschussitzung des Landtags zum Agrarbericht daher zunächst auch niemand widersprechen.





Grüne: "Bayern verliert massiv Betriebe."



Gisela Sengl, agrarpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, hält den Agrarbericht unabhängig davon für "eine Dokumentation der Versäumnisse einer fehlgeleiteten CSU-Landwirtschaftspolitik." Bayern verliere weiter massiv Betriebe, hinke beim Bio-Umstieg hinter dem selbstgesteckten CSU-Ziel her und habe ein Flächenproblem, das die CSU-Regierung mit Änderungen am Landesentwicklungsprogramm noch verschärft habe.









Wachstum bei Großbetrieben




Kritisch sehen die Grünen auch die Zunahme der Großbauern (Betriebe über 100 Hektar) um sieben Prozent bei weiter ungebremstem Schwund kleinerer Betriebsformen. Man müsse daher Umweltleistungen der kleinen Betriebe höher honorieren als großflächigen Anbau. Ein großes Hemmnis für kleine Betriebe und  Betriebsneugründungen seien überdies  rasant steigende Miet- und Pachtpreise – vor allem in der Boomregion Oberbayern. Man wolle wieder mehr "Landwirtschaft statt Logistikzentren".





Freie Wähler wollen weniger Vorschriften




Auch für Dr. Leopold Herz, Agrarsprecher der Freien Wähler, bleibt der Agrarstandort Bayern hinter seinen Möglichkeiten zurück. „Trotz der finanziellen Anstrengungen, die der Freistaat unternommen hat, stehen unsere Bauern weiterhin unter Druck“, erklärt er.



Besorgniserregend sei auch, dass die Einkommen der Haupterwerbsbetriebe weiterhin hinter den gewerblichen Vergleichslohn zurückfielen. „Da überrascht es nicht, dass der Rückgang der Nebenerwerbsbetriebe enorm ist“, so Herz. Gerade Milchvieh- und Futterbaubetriebe hätten schmerzliche Einbußen zu verkraften.



Die Partei fordert eine Anpassung der "praxisfernen Düngeverordnung", weniger Vorschriften für kleine Betriebe und ein Gesamtkonzept zur Stärkung der Landwirtschaft. Auch die regionale Vermarktung sei zu stärken.





Druck in der Veredelung höher



Im Bereich der Veredelung scheinen die Zahlen des Landwirtschaftsministeriums die Aussagen der Freien Wähler zu bestätigen. Die Zahl der Milchkuhhalter in Bayern ging von 2016 auf 2017 um 4,9 % auf 30.489 zurück, die der Rinderhalter insgesamt um 3,4 % auf 45.827. Die Zahl der Schweinehalter sank um  5,6 % auf 5.100.



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