Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus News

Holztransport im Gebirge

Mit einem Vorführ-Lkw von MAN haben wir die Holztransporteure Sepp und Klaus Willibald ins Bergland begleitet. Sie holen die Stämme von der Waldgrenze ab.

Lesezeit: 8 Minuten

Mit einem Vorführ-Lkw von MAN haben wir die Holztransporteure Sepp und Klaus Willibald ins Bergland begleitet. Sie holen die Stämme von der Waldgrenze ab.

Elegant ist eines der Worte, die einem einfallen, wenn man Sepp Willibald dabei zusieht, wie er die 21 m langen Stämme mit seinem Kran ablädt. Er weiß genau, wo er die 1,5 bis 1,8 t schweren Fichten packen muss und wie weit er sie ablegen kann, ohne dass der Lkw kippt.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Um so Kran fahren zu können, braucht man Jahre, meint einer der dabeisteht und sich auskennt. Keine Frage, der 59-jährige Holztransporteur aus dem bayerischen Wackersberg bei Bad Tölz ist ein echter Profi. Das Transportunternehmen gibt es bereits seit 99 Jahren und die Familie kann ihre Geschichte bis ca. 1740 zurückverfolgen. Schon damals waren die Willibalds im Holztransport aktiv. Als Flößer auf der Isar, als riesige Mengen Holz nach München geschafft wurden. Und gerade hat Sohn Klaus (31) seine Prüfung zum Fuhrunternehmer bestanden. Die nächste Generation ist gesichert.

Hoch im Gebirge

 

Wir treffen Sepp und Klaus Willibald im April zu einem spannenden Termin: Wir wollen uns ansehen, wo und wie die beiden das Holz in der Bergregion transportieren. Vor allem interessiert uns, mit welchen Lkw die Unternehmer dabei unterwegs sind und welche Anforderungen sie an die Fahrzeuge stellen. Deshalb ist unter anderem auch Johann Schuster von MAN vor Ort, mit dem wir die technischen Details diskutieren können. Er hat einen brandneuen Vorführer mit Kurzholz-Aufbau mitgebracht. Dieses Fahrzeug dürfen wir selbst fahren und folgen Sepp Willibald auf einigen Touren.

„Eigentlich wollte ich mit Euch richtig steil nach oben – aber leider sind die Straßen dort noch verschneit und nicht befahrbar. Zu gefährlich“, sagt der erfahrene Unternehmer. Bis in den April hat es in der Gegend geschneit. Die Gefahr richtig einzuschätzen und zu wissen, wann es nicht mehr geht, ist überlebenswichtig. Dass es gefährlich werden kann, hat Sepp Willibald selbst vor 20 Jahren erlebt: Er kam mit einem Lkw von einem Waldweg ab und stürzte beladen einen Abhang herunter. Totalschaden am Fahrzeug, er selbst blieb unverletzt.

Aber auch heute gibt es Situationen, wo es einfach nicht mehr weitergeht. Deshalb sind eine gute Ortskenntnis und eine richtige Planung des Einsatzes wichtig. Die Willibalds haben einen Aktionsradius von rund 150 km. Sie fahren das Holz aus dem Voralpenland und aus dem Karwendel ab, teils bis zur Waldgrenze. Wichtige Kunden sind die Tölzer und Oberammergauer Staatsforsten, die Waldbauernvereinigung Holzkirchen sowie verschiedene Sägewerke.

Mehr Kurzholz

 

Über die Jahre haben sich die Sortimente geändert, es geht immer weiter weg vom Langholz hin zum Kurzholz. Sepp Willibald schätzt, dass er pro Jahr 25 000 fm Kurzholz fährt und die Langholzmenge etwa 20 % davon erreicht. Schade eigentlich, denn so ein Langholzzug ist immer noch eine ziemlich beeindruckende Sache.

Die Willibalds setzen beim Langholz auf ihren MAN TGA 28.480 6x4, also einen Dreiachser mit zwei ange-triebenen Hinterachsen. Allradantrieb braucht der Unternehmer nicht, sagt er. Die Waldwege sind heute so gut gepflegt, dass er problemlos durchkommt.

Der TGA steht super da, und man sieht ihm nicht an, dass er 750 000 km auf dem Zähler hat. Es zahlt sich scheinbar aus, dass Sepp Willibald vor dem Einstieg in das Unternehmen eine Lehre als Lkw-Mechaniker absolviert hat. Der Kran, ein Loglift F241 mit 8,40 m Reichweite und einem Hubmoment von 24 mt, ist noch etwas älter. Er tat schon einige Jahre Dienst auf dem Vorgängerfahrzeug. Langholztransport ist anspruchsvoll – und spannend. Die längsten Stämme waren 30 m und für den Wasserverbau der Isar bestimmt. Der schwerste Stamm hatte 24 fm. Vor zehn Jahren hat der TGA einen Weihnachtsbaum mit 4,5 m Überbreite nach Berlin gebracht und regelmäßig den Weihnachtsbaum für den Flughafen nach München, teils mit bis zu 26 m Länge.

Mittlerweile geht der Absatz an Langholz-Lkw deutlich zurück, bestätigen uns auch die Spezialisten von MAN. Ihren neuen Lkw für den Kurzholztransport haben die Willibalds im Herbst 2017 bekommen, einen MAN TGS 33.500 6x4.

Der Dreiachser hat 500 PS und das automatisierte Schaltgetriebe TipMatic. Der Radstand beträgt 4,20 m bzw. 5,60 m bis zur zweiten Achse. In bergigen Regionen fahren die Unternehmer generell möglichst kurze Radstände, um wendig zu sein, weiß Johann Schuster. Dann sind Abschnittslängen von 4,1 bzw. 5,1 m üblich. Im Norden laden die Spediteure gerne auch 2 x 3 m Abschnitte und brauchen dafür längere Radstände.

Die Bauart des TGS ist mittelhoch, zusammen mit der geraden Vorderachse und den Hinterachsen mit Außenplaneten sorgt das für Bodenfreiheit und die Einstufung als Geländefahrzeug. Die Willibalds entschieden sich für das lange und hohe LX-Fahrerhaus. Der Rungenaufbau von Huttner mit 5,5 m Ladelänge und der Loglift-Kran machen das Fahrzeug komplett. Der Kran 150 Z 80 mit einfachem Ausschub und 8,8 m Reichweite hat ein Hubmoment von 14 mt. Die hydraulische Vorsteuerung arbeitet nach dem Prinzip 5/1, sie hat also fünf mechanische Hebel und ein Pedal.



Dafür braucht man Übung. Wir haben es ausprobiert: Wenn man das das erste Mal macht, bewegt sich der Kran in alle Richtungen, aber nicht immer in die gewollte. Umso mehr beeindruckten uns die flüssigen Kranaktionen der Profis.

Neben der Kombination von Hebeln und Pedalen gibt es auch Kreuzhebelsteuerungen wie beim Bagger oder Einzelhebel (Klaviersteuerung). Bei vielen Holzfahrern ist die Steuerung eine echte Glaubensfrage – nicht bei Sepp Willibald. Seine letzten fünf „Autos“ hatten alle unterschiedliche Kransteuerungen.

Sicher mit Allrad

 

Unser roter Test-MAN ist zwar auch ein Rungenzug, aber anders ausgestattet, was die Fahrt doppelt interessant machte. Es handelte sich um einen brandneuen TGS 26.500 6x4H-4, ebenfalls mit 500 PS und dem TipMatic-Getriebe in der Offroad-Ausführung. Das automatisierte Schaltgetriebe bot bei unseren Fahrten einen hervorragenden Komfort – als Fahrer bekommt man den Gangwechsel kaum mit. Der Lkw beschleunigt ruckfrei, deutlich sanfter als ein Schlepper mit Lastschaltung.

Besonders hat uns aber das unterschiedliche Fahrwerkskonzept interessiert. Denn der rote MAN war vorne mit dem HydroDrive und hinten mit einer Hypoid- und einer zwangsgelenkten Hinterachse ausgestattet.

Sein Radstand beträgt 4,80 m, also 60 cm mehr als beim Fahrzeug der Willibalds. Bei unserem Fahrzeug kamen der Aufbau von Doll (6,50 m Ladelänge) und der 8,30 m Ladekran von Palfinger (10,9 mt Hubmoment) dazu.

Unsere Ladestelle lag in einem Tal zwischen zwei Steilhängen. Die Fichten- und Buchenabschnitte wurden per Seilkrananlage aus dem Bestand geholt und mit einem Forwarder an der Waldstraße gepoltert.

Die Fichtenabschnitte sollten zu Schälfurnier weiterverarbeitet werden, das qualitativ schlechte Buchenholz zu Scheitholz. Der Weg zum Polterplatz hatte einige typische Engstellen, schmale Brücken und Steigungen – für die Willibalds einfache Routine – für den hinterherfahrenden top agrar-Redakteur war das schon spannender. Durch die gelenkte Hinterachse zeigte sich unser Test-Lkw ähnlich wendig wie das Unternehmer-Fahrzeug. Es lassen sich zwei Rückfahrkameras im Armaturenbrett darstellen. Beim Umdrehen auf den engen Waldwegen im Gebirge verbesserte das die Übersicht erheblich.

Bei den Fahrten auf den Waldstraßen nutzten wir die Zusatzausstattungen unseres Test-Lkw aus.

Der HydroDrive ist ein hydraulischer Antrieb der Vorderräder. Man wählt ihn einfach per Drehregler vor, und er schaltet sich automatisch ab 28 km/h ab. Vorteile gegenüber der klassischen, mechanischen Allradachse sind das geringere Gewicht (- 500 kg) und die bessere Wendigkeit. Wenn man in hügeligem Gelände unterwegs ist, bietet HydroDrive nicht nur bergauf Traktion, sondern sichert auch bergab die Bremswirkung.

Gebremst bergab

Zweiter Pluspunkt ist der Pritarder, eine verschleißfreie Bremse mit bis zu 620 kW Leistung. So ließ sich das Fahrzeug auf längeren, schwierigeren Gefällstrecken sicher halten. Das System Easy Start verhinderte das Rückwärtsrollen beim Anfahren am Berg – ebenfalls ziemlich praktisch.

Weil der Schwerpunkt des beladenen Lkw hoch ist, rüstete MAN seinen Vorführer mit der Hochlast-Wankstabilisierung aus. Trotzdem sollte man Kurven nicht allzu sportlich nehmen. Auf der Bundesstraße bot unser MAN den Komfort eines Fern-Lkw.

Praktisch fanden wir das im abstandsgeregelten Tempomaten integrierte GPS. Damit weiß die Elektronik, wann Steigungen kommen und schaltet ggf. runter bzw. lässt das Fahrzeug bergab rollen. Eigentlich bleiben keine Wünsche offen.

Wenn man mit Sepp Willibald über seine beruflichen Anfänge spricht und in seinem Büro Fotos von den frühen Fahrzeugen der Familie sieht, kann man sich vorstellen, wie er heute den Komfort der Fahrzeuge genießt: „Ich habe jeden Tag Freude dran und fahre ohne Radio – der Motorsound ist Musik genug für mich.“

Im Sommer hat Sepp Willibald übrigens einen ganz speziellen Auftrag. Vom 1. Mai bis Mitte September fährt er für die Isar-Flößer Holz. Die Stämme müssen nach den täglichen Floßfahrten mit den Touristen wieder herauf von München zurück zum Startplatz bei Wolfrathshausen.

Hier schließt sich der Kreis zu den Vorfahren der Familie Willibald, die als Flößer lebten und arbeiteten.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.