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Im Test: Walterscheid-Oberlenker mit unsichtbarem Dämpfer

Man sieht ihm von außen den Unterschied nicht an – doch hat er es in sich. Im Walterscheid- Oberlenker soll ein integrierter Stickstoffdämpfer Schwingungen des Anbaugerätes isolieren und für mehr Komfort sorgen. Wir konnten den Oberlenker an einem John Deere 6 R 4-Zylinder während der Maisbestellung einsetzen.

Lesezeit: 5 Minuten

Man sieht ihm von außen den Unterschied nicht an – doch hat er es in sich. Im Walterscheid- Oberlenker soll ein integrierter Stickstoffdämpfer Schwingungen des Anbaugerätes isolieren und für mehr Komfort sorgen. Wir konnten den Oberlenker an einem John Deere 6 R 4-Zylinder während der Maisbestellung einsetzen. Dabei haben wir auch die Belastungen auf den Schlepper gemessen.


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Nur interne Bauteile

 

Der Kategorie 3 Oberlenker mit der Bezeichnung HOL 105 DS hat einen Kolbendurchmesser von 105 mm. Die Kolbenstange ist mit 60 mm dicker als bei einem Oberlenker ohne Dämpfung. Bei 180 bar kommt der Zylinder somit auf eine Zugkraft von ca. 105 kN (10,7 t) und eine Druckkraft von etwa 156 kN (15,9 t). 

 

Der Stickstoffspeicher ist in der hohlen Kolbenstange integriert. In der Bohrung läuft ein kleiner Kunststoffkolben. Er trennt Öl und Stickstoff voneinander. Das Öl kann durch eine Querbohrung von der Kolbenringkammer in die Kolbenstange strömen. Ein spezielles Ventil lässt Öl schnell in die Kolbenstangenkammer einströmen, aber nur langsam wieder zurück. Dies soll eine dämpfende Wirkung haben und ein Aufschaukeln verhindern. Im praktischen Einsatz funktionierte das nicht immer. Mit einer schweren Kombination aus Kreiselegge und angebauter Maisdrille schaukelte sich das Gespann etwas auf. Allerdings war die elektronische Schwingungstilgung des Schleppers nicht aktiviert.


Zum Testbeginn hat Walterscheid den Oberlenker auf einen 4-Schar-Variopflug eingestellt. Dazu sitzt in der Kolbenstange eine Verschlussverschraubung mit darunter liegendem Rückschlagventil. Hierüber lässt sich Stickstoff ablassen oder aus einer Flasche auffüllen. Ab Werk ist der Oberlenker auf 60 bar Vorspanndruck eingestellt. Der zulässige Fülldruck liegt zwischen 20 und 110 bar. Jede Schlepperwerkstatt sollte den Druck anpassen können. Die Werkzeuge hierfür sind dieselben, wie zur Kontrolle und Justierung der Stickstoffdämpfer von gefederten Vorderachsen. Die Techniker passten für unseren Test den Vorspanndruck des Stickstoffs auf 40 bar an.

 

Der Oberlenker kann nur Belastungen auf Zug dämpfen. Da der Zylinder allerdings beim Anheben einige Millimeter gegen den Stickstoffdruck ausfährt, kann sich die Kolbenstange während der Straßenfahrt in beide Richtungen bewegen.


Der maximale Federweg der Stange beträgt dabei 30 mm. Das System ist durchgängig aktiv. Man koppelt den hydraulischen Oberlenker, wie jeden anderen, mit zwei Hydraulikschläuchen an den Schlepper. Ein Zwillingsrückschlagventil verhindert das Ausfahren des Zylinders bei einem Schlauchplatzer und schirmt die Druckschwankungen im Zylinder ab. Das schont die Schlepperventile.


Ist der Oberlenker auf Druck belastet, wie z. B. beim Arbeiten mit einer Kreiselegge, kann der Zylinder nicht dämpfen. Die Länge verändert sich nicht. Beim Pflügen variiert die Länge des Zylinders hingegen sehr wohl. Bei unserem Test lag die Längenänderung allerdings in einem sehr kleinen Bereich von wenigen Millimetern. Dies hatte keinen Einfluss auf das Pflugbild.


Auf der Straße

 

Interessant wurde es bei der Straßenfahrt. Hier verspricht Walterscheid einen besseren Fahrkomfort und einen geringeren Verschleiß. Subjektiv können wir dem System einen kleinen Vorteil gegenüber einem klassischen hydraulischen Oberlenker attestieren. Wir wollten es allerdings genauer wissen und haben die Stoßbelastung auf den Schlepper gemessen. Dazu suchten wir uns eine ca. 135 m lange Teststrecke mit vielen Querrillen aus. Mit einem ungefederten Schlepper würde man hier nicht schneller als 20 km/h fahren. Unser John Deere war allerdings mit Vorderachs- und Frontkraftheberfederung ausgestattet. Das machte dann Geschwindigkeiten bis 40 km/h möglich.

 

Den Reifendruck stellten wir an allen vier Pneus auf 1,8 bar ein. Zur Messung installierten wir in der Druckleitung der Schlepperhubzylinder einen digitalen Druckaufnehmer. Die Messungen starteten und beendeten wir immer am gleichen Start- und Endpunkt. Die Strecke befuhren wir konstant jeweils mit 10, 20, 30 und 40 km/h.

 

Die ersten Testfahrten liefen mit einem üblichen hydraulischen Oberlenker jeweils mit aktivierter sowie mit deaktivierter elektronischer Schwingungstilgung des Schleppers. Besonders ohne Schwingungstilgung bei 30 und 40 km/h schaukelte der Schlepper sich auf. Anschließend ging es mit dem Walterscheid-Oberlenker auf dieselbe Teststrecke. Hier fuhren wir wieder acht verschiedene Varianten (vier Geschwindigkeiten, Schlepperdämpfung an/aus). Auch hier hatten es die schnellen Varianten ohne helfende Elektronik des Schleppers in sich. Jedoch ließ sich der Schlepper etwas besser auf der Bahn halten.


Die Druckspitzen der Varianten mit gedämpften Oberlenker sind geringer als ohne Dämpfung. Gegen Aufschaukeln hilft besonders die Schwingungstilgung der EHR.


Klare Ergebnisse

 

Ziel sollte es sein, die Schwingungsamplituden so gering wie möglich zu halten. Beispielhaft führen wir in Übersicht 1 die Aufzeichnung der 40 km/h-Variante auf. Im niedrigeren Geschwindigkeitsbereich waren die Tendenzen gleich. Lediglich die Höhe der Druckspitzen war geringer. Erwartungsgemäß waren die Druckspitzen mit dem Standardoberlenker ohne aktivierte Schwingungstilgung am größten. Klar zu erkennen ist, dass mit dem gedämpften Oberlenker die Spitzenbelastungen immer geringer sind, als in den Varianten mit Standardoberlenker. Meist waren die Belastungen der Varianten mit Schwingungstilgung auch kleiner, als die ohne. Gelegentlich kehrt sich das Bild um, wenn die EHR-Schwingungstilgung aktiv ein Aufschaukeln des Schleppers verhindern möchte.


Der Walterscheid-Oberlenker überraschte uns häufig mit niedrigeren Werten als der Standardoberlenker mit aktivierter Schwingungstilgung. Hier kann das mechanische System wohl schneller reagieren, als die Elektronik. Die Federung im Oberlenker dämpfte die Stöße in der Spitze um bis zu 13 bar im Vergleich zur Variante ohne Dämpfung. Die elektronische Schwingungstilgung schaffte es auf bis zu 10 bar. Zusammen schafften beide Dämpfungssysteme eine Reduzierung der Stoßbelastung um bis zu 20 bar. Dass reduziert den Verschleiß des Schlepperhubwerks.


Markteinführung

 

Walterscheid bietet den gedämpften Oberlenker vorerst nur in der Nachrüstung an. Ziel des Herstellers ist es aber auch, den Oberlenker direkt ans Band der Schlepperfirmen zu liefern. Die Variante unseres Oberlenkers ohne Dämpfung hat einen Kolbendurchmesser von 90 mm. Die gedämpfte Ausführung baut somit etwas dicker und schwerer. Es sind auch 70er- und 130er-Versionen verfügbar. Alle drei Baugrößen sind mit 185 mm oder 250 mm Hub ausgestattet. Besondere Abmessungen gibt es auf Anfrage. Zudem sind unterschiedliche Gabelköpfe für viele Schlepper lieferbar. Der gefederte Oberlenker kostet je nach Schleppermodell ca. 1 628 €. Das sind 642 € mehr als für den Standardoberlenker.


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