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Nach Produktivitätssteigerung geht es heute um Farm-Management-Systeme

„Ähnlich wie in der Industrie 4.0 werden Farm-Management-Systeme in der Zukunft nicht nur bei der Dokumentation helfen, sondern zu maximaler Transparenz beitragen und große Hilfen bis hin zu autonomen Entscheidungsprozessen für den Betrieb liefern“, sagte Prof. Dr. Peter Pickel auf der einer Fachtagung bei GRIMME.

Lesezeit: 7 Minuten

„Ähnlich wie in der Industrie 4.0 werden Farm-Management-Systeme in der Zukunft nicht nur bei der Dokumentation helfen, sondern zu maximaler Transparenz beitragen und große Hilfen bis hin zu autonomen Entscheidungsprozessen für den Betrieb liefern“, sagte Prof. Dr. Peter Pickel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (VDI-MEG) auf der 17. Fachtagung „Land.Technik für Profis“ Ende Februar bei Grimme in Damme

 

Er wies dabei auf die besondere Bedeutung einer flächendeckenden 5G-Infrastruktur hin, denn erst mit dieser immer und überall verfügbaren Datengeschwindigkeit wird es möglich werden, Regelschleifen in der Cloud abzubilden.

 

DLG-Präsident Hubertus Paetow ergänzte, heute Verbesserungen in der Bedienbarkeit auf der Agenda stünden, nachdem es die letzten Jahre um Produktionssteigerungen durch die Mechanisierung ging. „Wir haben manuelle Arbeit durch Kapital ersetzt und müssen nun in einem nächsten Schritt mögliche negative Auswirkungen unserer Arbeitsweise durch Kapital ersetzen. Hier ist als Beispiel insbesondere der Schritt von einer chemischen zu einer automatisierten mechanischen Unkrautbekämpfung zu nennen“, sagte Paetow. Dies in einem Umfeld zunehmender Instabilität in Produktion und Preisen zu bewerkstelligen, sei die besondere Herausforderung für die Zukunft.

 

Veränderte Rahmenbedingungen verändern die Märkte

 

Die vielfältigen Herausforderungen, die sich zuletzt auf dem Zuckermarkt ergeben haben, skizzierte Dr. Andreas Windt von der Nordzucker AG in Braunschweig. Für die Zuckerindustrie und demzufolge auch die Landwirtschaft bedeutet dies, dass man nicht nur produzieren muss, was der Markt will, sondern dies auch auf eine Art tun muss, wie der Markt es will.

 

Im Gegensatz zu Themen wie Neonicotinoide und Azole sowie Zucker in der Ernährung, die eher auf der verarbeitenden bzw. politischen Ebene angesiedelt sind, stelle der Ersatz von Glyphosat und der Biscarbamate Phenmedipharm bzw. Desmedipharm sowie die Rückführung der Rübenerde die Landtechnik vor besondere Herausforderungen. Insbesondere bei der automatisierten mechanischen Bestandespflege seien hier die Erkennung früher Rübenstadien vor dem 6-Blatt-Stadium und deren automatische Unterscheidung von Unkräutern sowie ein effizientes Hacken zwischen den Reihen genannt.

 

Im Kartoffelanbau hingegen sind zurzeit weniger Produktions- als vielmehr logistische Aspekte im Fokus der Verarbeiter, machte Jürgen Bruer von der Agrarfrost GmbH & Co. KG in Wildeshausen klar. Aufgrund der am Markt geforderten, gleichbleibend sehr hohen Qualität gerade für Pommes-frites-Kartoffeln müsse das Erntegut in der Logistik entsprechend des Reifegrads getrennt und bis zum Feld rückverfolgbar in der Fabrik angeliefert werden. Somit wird die gesamte Wertschöpfungskette „Kartoffel“ weiter integriert werden, auch damit der Verarbeiter bereits frühzeitig die in Kürze ankommenden Qualitätsstufen kennt und seine Prozesse darauf abstimmen kann.


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Variabilität im Anbau nimmt zu

 

Ob über eine effiziente, softwaregestützte und in der Cloud angesiedelte Anbauplanung mit integrierter Verfahrensoptimierung, wie sie der Landwirt Daniel Feiter aus Linnich (NRW) vorstellte, oder über die GPS-abhängige, d. h. standortbezogene Variation der Ablageweiten, die Prof. Dr. Yves Reckleben von der FH Kiel präsentierte, oder durch eine höhere Düngereffizienz über bodenabhängige Unterfußdüngung beim Legen der Kartoffel, wie sie Erken Block vom gastgebenden Unternehmen Grimme darstellte: Sowohl über den ganzen Betrieb, als auch über den jeweiligen zu bestellenden Schlag nimmt die Variabilität im Anbau zu. Denn speziell bei deutlichem Mehrerlös pro Hektar durch Steigerung des Anbaus besonders marktgängiger Ware rechnen sich die Investition in Technik oder – wie im Falle des Landwirts Feiter mangels kommerziell erhältlicher Alternativen mit entsprechendem Funktionsumfang – die Entwicklung einer eigenen Betriebssoftware.

 

Automatisierte mechanische Bestandespflege noch im Entwicklungsstadium

 

„Viel Neues in der Pipeline, aber…!“ war das Fazit von PD Dr. Markus Gandorfer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, der einen Überblick über die automatisierte mechanische Unkrautregulierung gab. Nach seiner Bewertung bietet diese vielfältige ökonomische und ökologische Vorteile, die sich auch inzwischen in einer Förderung der Entwicklung entsprechender Methoden niederschlagen. In Summe steckt die Technik aber teilweise noch in den Kinderschuhen.

 

Dieser Eindruck bestätigte sich in den Ausführungen von Tobias Mugele von Deepfield Robotics, einem Startup für autonome Landmaschinen der Robert Bosch GmbH in Rennigen. Im Prototypenstatus könnte einer ihrer Jäte-Roboter rechnerisch ca. 20 ha unkrautfrei halten – auf Basis von ca. 400 aufgelaufenen Unkräutern pro Quadratmeter im Biobereich gerechnet.

 

„Wir kommen vom Level der Pflanzen und sind heute durch die Mechanisierung auf Hof-Level. Wir müssen zurück!“ so das Credo des niederländischen Kartoffelanbauers Jacob van den Borne aus Reusel, der als einer der Pioniere des Precision Farming den kompletten Jahreszyklus von der Bodenkartierung und Fahrgassenplanung im Winter bis hin zur Ein- und Auslagerung der Kartoffeln im Herbst auf digitale Füße gestellt hat. Insbesondere die Erfassung von Daten treibt den Niederländer dabei um, damit er seine Bestände genau kennt, auch wenn ein Mitarbeiter dort tätig war, und er Anbau, Düngung, Pflanzenschutz und Bewässerung auf Standort und Pflanzenstatus genau abstimmen kann. Zwar hat er mit Precision Farming sehr gute Erfahrungen gemacht („Wenn es funktioniert, ist es gut für meinen Geldbeutel und für die Umwelt!“), warnt allerdings auch davor, die Digitalisierung als Selbstläufer zu betrachten: „Shit in, shit out!“

 

Aktuelle Ernte- und Logistik-Konzepte erreichen ihre Grenzen

 

Dr. Michael Gallmeier von der Holmer Maschinenbau GmbH in Schierling-Eggmühl (Bayern) identifizierte zwei wesentliche Herausforderungen an die Zuckerrübenernte. So erzeugt die Marktöffnung zunächst einen ungeheuren Kostendruck auf die gesamte Produktionskette, außerdem ist die mögliche Anzahl von Rodern in Deutschland beschränkt, weil sich auch jetzt schon kaum noch qualifizierte Roderfahrer finden. Genau in den Fahrern und einer sinnvollen Feldlogistik steckt aber noch das zu hebende Potenzial, um auch weiterhin steigende Spitzenerträge von heute mehr als 130 t/ha mit möglichst minimalen Doppelbefahrungen der Flächen erreichen zu können. Hier sind Erweiterungen der Reihenzahl auf neun- oder zwölfreihige Roder, die Entkopplung von Roder und Bunker, d. h. Überladefahrzeuge, die den Transport auf dem Feld ermöglichen sowie vor allem fahrerentlastende Assistenzsysteme gefragt. Prinzipiell sollten Lösungen aber über die gesamte Kette gedacht werden.

 

Auch in der Kartoffelernte werden im steigenden Maße Fahrerassistenzsysteme eingesetzt, wie Dr. Rupert Geischeder von der ROPA Fahrzeug- und Maschinenbau GmbH in Sittelsdorf (Bayern) berichtete. Bei einem hohen Eigenmechanisierungsanteil auf den Betrieben steht vor allem die gezogene 2-reihige Technik im Fokus künftiger Investitionen. Eine weitere Optimierung der leistungsfähigen Ernteverfahren können durch Feldrandmieten und/oder mobile Überladestationen erreicht werden.

 

Die Wirtschaftlichkeit einer direkten LKW-Verladung am Feldrand im Vergleich zu Tridem-Muldenkippern stellte Bernd Kay von der MFP Agrar GmbH in Renningen dar. Gerade durch die Anforderung, anfallende Kartoffelerde wieder auf das Feld zurückbringen zu müssen, von dem sie mit den Kartoffeln zur Einlagerung oder Fabrik transportiert wurde, macht sich hier stark bemerkbar: Je nach Erdanteil können durch die zusätzliche Reinigung bei der LKW-Verladung am Feldrand bis zu 83 €/ha geringere Kosten gegenüber dem Traktortransport erreicht werden.

 

Ebenfalls mit betriebswirtschaftlicher Kostenrechnung – in diesem Fall der losen oder Kistenlagerung beschäftigte sich Burkhard Wulf von der Versuchsstation Dethlingen in Munster (Niedersachsen). Je nach den betriebsspezifischen Anforderungen muss das Optimum der Kostenkurve unter den jeweiligen Lagerbedingungen, Kistengrößen, Belüftungssystemen immer genau herausgearbeitet werden. Denn: „Logistik ist ein Kostentreiber!“

 

Einen direkten Vergleich zwischen Kartoffel- und Zuckerrübenernte zog Hauke Mertens vom Maschinenring Lüchow (Niedersachsen). Er bestätigte, dass es durch die hohe Integration entlang einer Logistikkette viele Stellschrauben zu bedenken gelte – von Verladung, Transport und Entladung bis hin zur Abschlussreinigung der Straße.

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