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Neue Trends bei Silofolien

Das Angebot an Silofolien wird immer vielfältiger. Worauf kommt es bei der Abdeckung von Silos an? Welche neuen Entwicklungen gibt es? Antworten hat Dr. Hansjörg Nußbaum. Wenn Silagen nicht richtig abgedeckt werden, drohen Schimmelbildung, Fäulnis, Nacherwärmung oder Totalverluste.

Lesezeit: 6 Minuten

Das Angebot an Silofolien wird immer vielfältiger. Worauf kommt es bei der Abdeckung von Silos an? Welche neuen Entwicklungen gibt es? Antworten hat Dr. Hansjörg Nußbaum top agrar-Autor Hinrich Neumann verraten.


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Wenn Silagen nicht richtig abgedeckt werden, drohen Schimmelbildung, Fäulnis, Nacherwärmung oder Totalverluste. Daher müssen Silofolien luftdicht, säure- und lichtbeständig sowie stabil sein.


Je schneller nach der letzten Befüllung und dem Nachwalzen ein luftdichter Abschluss mittels Silofolien hergestellt wird, desto günstiger sind die Gärbedingungen. Zudem verhindert eine sorgfältige Abdeckung das Eindringen von Regenwasser.


Standard sind heute eine 40 µm starke transparente Unterziehfolie („Saugfolie“) plus eine eingefärbte, UV-stabilisierte und 110 bis 200 µm starke Silofolie plus Siloschutznetz bzw. -gewebe.


Lange Bahnen, schwere Rollen

 

Mit größeren Silos werden auch die Folienbahnen länger und die Rollen schwerer. Das Aufbringen der Folie, besonders bei Wind, bedeutet dann harte Arbeit. Deshalb gibt es verschiedene Ansätze, wie man diese unbeliebte und zeitraubende Tätigkeit erleichtern kann.


Unabhängig von der Art der eingesetzten Silofolie, sollte die Siloabdeckung bei festen Siloanlagen über den seitlichen Rand gezogen werden. Damit wird verhindert, dass Regenwasser und folglich Sauerstoff in die Silage eindringt. Verfaulte, modrige Silageecken können so verhindert werden. Schräg stehende Wände und ein seitlicher Erdwall begünstigen diese Art der Qualitätssicherung.


Aufgrund der besonderen Beanspruchung (Säureangriff, Sonnenlicht, mechanische Belastung) bestehen hohe Anforderungen an die Folienqualität. Hier bietet das DLG-Gütezeichen für Silofolien eine gute Orientierung (www.guetezeichen.de). Dabei werden Folien u. a. auf UV-Beständigkeit, Gasdurchlässigkeit sowie Dehn- und Reißfestigkeit geprüft und weitere Materialeigenschaften getestet.


Bisher kommen überwiegend Folien aus Polyethylen (PE) zum Einsatz, die unterschiedlich eingefärbt sein können. Dabei sind zwei Entwicklungen zu beobachten. Zum einen gibt es einen Trend zu dickeren, mehrjährig verwendbaren Multifolien mit einer Stärke von 500 μm, die jährlich mit einer neuen Unterziehfolie kombiniert werden. Alternativ kommen auch Gewebefolien (650 g/m2) bzw. dicke Vliese direkt über der Unterziehfolie zum Einsatz.


Zum anderen werden als zweite Abdeckung immer dünnere Folien (110 bis 120 μm) verwendet. Bei diesem System werden sowohl Unterzieh- als auch Silofolie nur einmal eingesetzt.


Unterziehfolien aus PA

 

Inzwischen gibt es Unterziehfolien, die aus Polyethylen (PE) und Polyamid (PA) bestehen. PA weist eine sehr geringe Gasdurchlässigkeit und hohe Dehn- und Reißfähigkeit auf.


Andere Folien bestehen aus EVOH (Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer), das sonst in der Lebensmittelbranche Verwendung findet. Diese Folien baut man meistens als Zwischenschichten in landwirtschaftlichen PE-Folien ein, weil sie eine zusätzliche gasdichte Barriere bilden. Nachteilig sind die hohen Kosten sowie das Materialgemisch im Recycling-Prozess.


Neu sind Silofolien, bei denen die Unterziehfolie an der Silofolie anhaftet und beide Folien zusammen ausgelegt werden (O2 Barrier 2in1).


Diese Silofolie von RKW kombiniert eine Unterziehfolie aus PA (20 μm) mit einer 80 μm starken UV-stabilen PE-Folie (siehe Foto oben). Die Unterziehfolie löst sich nach dem Auslegen durch Wasseraufnahme aus der Silage von der Silofolie.


Dieses System spart Material- und Arbeitskosten, da in einem Arbeitsgang beide Folien ausgelegt werden. Das ist insbesondere bei windigem Wetter von großem Vorteil. Zudem können beide Folien materialrein dem Recyclingprozess zugeführt werden.


Die Kosten liegen gegenüber einem bisherigen System aus getrennt aufgelegter Unterziehfolie plus Silofolie je nach Folienqualität um etwa 10 bis 15 ct/m2 höher.


In Aulendorf wurde diese Folie seit 2011 ununterbrochen in der Praxis erprobt, zunächst auch ohne zusätzliches Schutzgewebe. Das hat bei Silomais den Winter über gut funktioniert, aber ein mechanischer Schutz in Form eines zusätzlichen Schutzgewebes wird grundsätzlich empfohlen.


Zusammen aufgewickelt


Neuerdings bieten verschiedene Firmen (u. a. Böck) Silofolien an, bei denen auf einer Rolle Unterzieh- und Silofolie zusammen aufgewickelt sind (Kombi2plus). So kann man diese arbeitssparend in einem Arbeitsgang auslegen.


Die Hersteller produzieren beide Folien getrennt und falten sie dann in einem weiteren Arbeitsgang ineinander zusammen (siehe Foto unten). Dieser zusätzliche Arbeitsgang schlägt sich allerdings in den Folienkosten nieder, die häufig höher liegen als die Preise für die  in einem „Guss“ hergestellte O2-Barrier-Folie.


Bei einem weiteren System wird auf die Unterziehfolie ausschließlich ein Geotextilvlies aufgebracht. Dabei legt man pro Silo zwei Vliesbahnen nebeneinander auf, um sich so variabel an unterschiedliche Füllgrade bzw. eine Überwölbung anzupassen. Klettverschlüsse fixieren die Vliese miteinander.


Vor allem bei großen Siloanlagen für Biogasanlagen lassen sich damit rasch große Haufen abdecken. Für Milchviehbetriebe, die bei der Entnahme der Silage eher einen knappen Vorschub haben, sollte bei diesem System die Unterziehfolie durch eine dünne Silofolie ersetzt werden.


Die Haltbarkeit des Vlieses wird mit deutlich über zehn Jahren angegeben, zumal es sich nach etlichen Jahren des Gebrauchs auch umgedreht einsetzen lässt. Bei diesem System lassen sich auch gut sogenannte Aufroller einsetzen. Diese rollen das Vlies bei der Entnahme nach und nach auf, dass dann eine gute Barriere an der Anschnittkante bildet.


Siebenlagige Folie

 

Eine ganz neue Entwicklung ist eine Folie mit nur 85 μm, die die Eigenschaften von Unterzieh- und Silofolie vereinen soll. Diese sogenannte Super-7-Folie (Böck) besteht aus einer siebenlagigen Folie aus den beiden Materialien m-LLDPE und EVOH, was trotz geringer Dicke eine sehr hohe mechanische Belastbarkeit und eine geringe Sauerstoffdurchlässigkeit nach sich zieht.


Statt Sandsäcken: Bügel, Clips & Wasserschläuche


Bei der Befestigung von Silofolien dominieren Altreifen oder Silosäcke. Befüllt man die Säcke mit Kies, hat das gegenüber einer Sandbefüllung den Vorteil, dass Wasser hindurchsickern kann. Unabhängig vom Material sollte die Füllmenge nur zwei Drittel des Volumens betragen. Dennoch bedeutet das Aufbringen der Materialien eine starke körperliche Belastung. Deshalb bieten Hersteller alternative Systeme an, die von Bügeln (System Duhamel) über Clip-Systeme (Böck) bis hin zu Wasserschläuchen reichen. Beim Einsatz von Bügeln oder Spannclipsen müssen auf der Silowand Halterungen angebracht werden.


Die angebotenen Wasserschläuche haben 20 cm Durchmesser. Sie sind für Entnahmezeiten ohne Frostgefahr geeignet bzw. müssen mit einer Solelösung gefüllt werden. Ob sie sich in der Landwirtschaft durchsetzen, bleibt abzuwarten.


Spanngurte und Bauchbinden

 

Zur Querfixierung kommen vor allem bei großen Siloanlagen auch Spanngurte zum Einsatz. Alternativ können „Bauchbinden“ verwendet werden, die quer über den Haufen gespannt werden und teilweise Laschen zur Fixierung von Silosäcken aufweisen.


Interessant ist die Siloabdeckvorrichtung Wicky (Wasserbauer), die der Hersteller erstmals auf der EuroTier 2016 präsentiert hat. Das System kann die Abdeckfolie von Fahrsilos unterschiedlicher Form und Größe automatisiert aufrollen und stellt eine Verbesserung zum komplett manuellen Aufdeckverfahren dar.


Es minimiert zum einen die Absturzgefahr von Personen an der Silokante. Zum anderen passt es das Entfernen der Abdeckfolie automatisch an den Entnahmevorschub an. Damit sinkt das Risiko deutlich, dass die Silage an der Oberfläche durch Nacherwärmung, Vogelfraß etc. beeinträchtigt wird.


Hier hält ein Clipsystem die Silofolien und drückt sie nieder.

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