Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus News

Top für Kombibetriebe: Der Claas Arion 430

Die Serie Arion 400 steht bei Claas für universelle Traktoren der kompakten Vierzylinder-Klasse. Wo der 430er hinpasst und wo eher nicht, haben die Kollegen Gerhard Schieder, Georg Schuller und Lukas Weninger von top agrar Österreich getestet.

Lesezeit: 9 Minuten

Die Serie Arion 400 steht bei Claas für universelle Traktoren der kompakten Vierzylinder-Klasse. Wo der 430er hinpasst und wo eher nicht, haben die Kollegen Gerhard Schieder, Georg Schuller und Lukas Weninger von top agrar Österreich getestet.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Für unseren Test in Praxis und auf dem Prüfstand wählten wir einen Arion 430 in der CIS-Ausstattung (Claas Informations-System). Dessen auffälligstes Merkmal ist der serienmäßige Multifunktionshebel, mit dem sich Getriebe, Hubwerk, Motor-Drehzahlspeicher und Hydraulikventile bedienen lassen. Doch dazu später mehr.


Mehr Schmalz nötig?


In der Baureihe Arion 400 arbeitet der 4,5 l Vierzylinder von FPT. Mit Dieseloxydations-Katalysator und AdBlue-Technologie erreicht er die finale Abgasstufe IV – ohne externe Abgasrückführung oder Dieselpartikelfilter. Ebenso kommt er ohne Boost aus: Die Maximalleistung steht bei allen Einsätzen zur Verfügung.


Claas gibt eine Nennleistung von 105 PS für das Triebwerk an (nach ECE-R 120). Wir haben unseren Testkandidaten auf den Prüfstand der BLT Wieselburg geschickt und nachgemessen. So kommen bei Nenndrehzahl an der Zapfwelle 96 PS an. Die maximale Leistung konnten wir am Stummel mit 104 PS bei 2 000 Umdrehungen ermitteln. In der Praxis könnte der Traktor beim Einsatz mit zwei Mähwerken nach unserem Gefühl etwas mehr „Schmalz“ vertragen. Wer also schwere Arbeiten zu verrichten hat, ist mit einem größeren Bruder aus der Arion 400-Serie vielleicht besser bedient. Als Pflege- und – vor allem wegen seiner sehr guten Übersicht – als Frontlader- Traktor ist der 430er aber gut geeignet.


Das maximale Drehmoment von 466 Nm erreicht sein Motor erst bei sehr niedrigen 1 100 U/min. Sehr gute Werte erzielte das Triebwerk beim Drehmomentanstieg mit 53 % (eben bei 50 % Drehzahlabfall) und einem Anfahrmoment von 150 %. Und auch der Konstantleistungsbereich ist mit 700 U/min oder 32 % ordentlich groß.


Ebenfalls etwas besser als der Durchschnitt ist der Claas beim Verbrauch: So genehmigte er sich 237 g/kWh bei Maximalleistung. Das macht rund 22 Liter pro Stunde. In der Praxis war uns der Dieseltank mit 190 Liter etwas zu gering dimensioniert. Das gilt auch für den 22 l großen AdBlue-Tank. Claas merkt dazu an, dass man beim 430er einen um 20 % größeren als für diese Klasse üblichen Tank installiert hat.


Kommen wir zum Getriebe des Arion 430: Unser Testkandidat hatte den Quadrishift-Triebsatz eingebaut. Dieses ist in vier hydraulisch geschaltete Gruppen mit jeweils vier Lastschaltstufen aufgeteilt. Das macht zusammen 16 Vorund Rückwärtsgänge. Alternativ ist das Hexashift-Getriebe mit sechs Gruppen und somit 24 Gängen erhältlich.



Kupplung ade


Die Bedienung erfolgt sehr komfortabel über den in der CIS-Ausführung serienmäßigen Multifunktionshebel: Über eine Daumenwippe werden die Lastschaltstufen hochund runtergeschalten. Bewegt der Fahrer die Schaltwippe über einen Widerstand hinweg noch weiter (oben und unten), werden die Gänge geschalten. Das Kupplungspedal ist somit praktisch nur mehr zum feinfühligen Rangieren nötig.


Die optionale Quadractiv-Schaltautomatik wechselt am Feld die Lastschaltstufen, auf der Straße auch die Gänge – beides sehr komfortabel. Das gilt auch für die gute Wendeschaltung Revershift (ebenfalls unter Last). In der Praxis hat uns die Getriebe-Schaltung des Arion 430 CIS gut gefallen. Sie ist schnell zu verstehen, auch für ungeübte Fahrer.


Acht Gänge liegen im Hauptarbeitsbereich zwischen 4 bis 12 km/h, bei 1 800 Motorumdrehungen. Das könnte zwar etwas mehr sein, reicht aber noch. Ebenso ausreichend sind die drei Zapfwellengeschwindigkeiten 540, 540 Eco und 1 000 U/min. Die beiden Schalter für Front- und Heckzapfwelle sitzen auf der rechten Seitenkonsole gut erreichbar. Das Wechseln der Drehzahlen gelingt per Taster im B-Holm. Die an die Hubhöhe des Hubwerks gebundene Zapfwellenautomatik ist einfach zu programmieren. Außen ist die Heckzapfwelle an beiden Kotflügeln schaltbar. Sogar für die Frontzapfwelle ist ein Knopf vorgesehen.


Öl in rauen Mengen


Im Arion 430 versieht auf Wunsch eine Load Sensing-Hydraulikanlage ihren Dienst. Diese war auch in unserem Prüfling eingebaut. Claas gibt eine maximale Fördermenge von 110 l/min an. Die BLT Wieselburg hat nachgemessen: Tatsächlich fließen maximal 107 l/min durch ein Steuergerät – sehr gut! Auch was die weiteren Hydraulik- Kenndaten betrifft, braucht sich der Arion nicht zu verstecken: Seine maximale Hydraulikleistung lieferte er am Prüfstand mit sehr guten 29 PS (21 kW) ab. Der größtmögliche Öldruck betrug 187 bar, was ebenfalls in Ordnung ist.


Das prädestiniert den Arion für den Einsatz mit einem Frontlader – auch dank des Multifunktionshebels. Seine Kreuzhebel-Funktion und die zwei programmierbaren Funktionstasten, zum Beispiel für die dritte Funktion, lassen keine Wünsche offen.


Die beiden Steuergeräte am Kreuzhebel sind elektrohydraulisch angesteuert. Dazu kommen drei mechanische Steuergeräte für das Heck. Deren Hebel sitzen nebeneinander auf der rechten Seitenkonsole. Sie waren für unseren Geschmack recht hart zu schalten. Pluspunkt: Die Verstellung von Durchflussmenge und Zeit ist einfach. An den Kotflügeln im Heck und am Fronthubwerk lassen sich je ein Steuergerät bedienen.


Die farblich gekennzeichneten Hydraulikanschlüsse im Traktorheck sitzen links des Oberlenkers und sind somit gut zu erreichen. Leider sind sie aber zu sensibel gegenüber älteren Hydrauliksteckern: Diese sprangen im Test öfter aus den Kupplungen des Claas. Die Anschlüsse der Druckluftbremse sind schlecht zu kuppeln. Sie sitzen unserer Meinung nach zu knapp übereinander. So kann man sich die Hand öfter mal abschürfen.


Positiv beurteilten wir die Handhabung des Heckhubwerkes. Dessen Hub- und Seitenstreben wirkten sehr robust und boten einfache Verstellmöglichkeiten.


Schwaches Hubwerk


Dagegen schnitt das Heckhubwerk des Arion 430 auf dem Prüfstand weniger gut ab: Die maximale durchgehende Hubkraft ermittelte die BLT Wieselburg mit 3,8 t. Das ist für diese PS-Klasse unterdurchschnittlich.


Claas kann diesen Wert nicht nachvollziehen. Der Hersteller selbst gibt die durchgehende Hubkraft mit 4,2 t an. Deshalb wurde vereinbart, den Hubwerkstest an der BLT in Wieselburg noch ein zweites Mal durchzuführen.


------------------------------------------------------


Hubkraft nachgemessen - die Erklärung Mai 2017:


Claas lieferte uns das Modell 440. Dieses ist leistungsstärker und der bereitgestellte Kandidat hatte einen anderen Hydraulikkreislauf. Doch auch wenn es nicht dieselbe Maschine war, ist sie von der Hubkraft her mit dem 430er zu vergleichen.


Ergebnisse: Die BLT ermittelte eine maximal durchgehende Hubkraft von 4190 kg an den Unterlenkerkoppelpunkten. Die Abweichung von 70 kg zur Herstellerangabe ist im üblichen Bereich. Bei Montage des Oberlenkers an der obersten Befestigungsmöglichkeit hat die BLT 4405 kg, bei Montage an der untersten Befestigungsmöglichkeit 3405 kg durchgehende Hubkraft gemessen. Die im Prospekt angegebenen 4200 kg durchgehendes Hubvermögen können somit wahrscheinlich in der mittig möglichen Position erreicht werden. Die BLT schließt Messfehler beim Test des Arion 430 definitiv aus. Claas vermutet einen technischen Defekt.


------------------------------------------------------


Wenig Lorbeeren verdiente sich der Arion für die Geometrie des Hubwerkes. Am BLT-Prüfstand zeigte sich beim Anheben ein negativer Winkel des Messmasten. Sprich: Beim Ausheben neigt sich das Anbaugerät am hinteren Ende nach unten ab. Das reduziert die Bodenfreiheit am Vorgewende. Ein hydraulischer Oberlenker hilft hier nur bedingt, denn ein permanentes Verstellen ist keine praktikable Lösung. Neben Zapfwelle und Steuerventil sind auch die beiden Hubwerke außen bedienbar.


Blick aus dem Wintergarten


Die gefederte Panoramic-Kabine des Claas Arion setzt neue Maßstäbe, was die Sicht betrifft – vor allem nach oben: Das verglaste Dachfenster geht fast nahtlos in die Frontscheibe über. So bleibt die Sicht auf den Frontlader auch im ausgehobenen Zustand einzigartig gut. Wer die Aussicht gerade nicht braucht und sich vor der Sonne schützen will, kann das Dachfenster mit einer guten Blende abdunkeln.


Am rechten A-Holm sitzt gut sichtbar das CIS-Display. Darüber sind einige Parameter verstellbar oder zumindest werden sie dort dargestellt. Weitere Bedienelemente und Schalter sind übersichtlich in der rechten B-Säule zusammengefasst. Wo auch – etwas gewöhnungsbedürftig – das Zündschloss sitzt. Einige Ablagefächer, ein Dokumentenfach und ein gekühltes Getränkefach, das groß genug für 1,5 l Flaschen ist, sorgen für Ordnung im Fahrerhaus. Das Lenkrad ist bequem per Fußpedal an die Ergonomie des Fahrers einstellbar. Klima und Lüftung sind ebenfalls in Ordnung.


Weniger Freude hat uns die Feststellbremse bereitet. Sie hält schlecht und ihr Hebel ist nur zusammen mit dem Treten der Bremspedale anzuziehen. Beim Lösen der Handbremse sind die Pedale dagegen nicht nötig. Das wird auch in der Betriebsanleitung so beschrieben. Wir fragen uns: Was ist, wenn eine Aushilfe das mal nicht weiß oder vergisst und der Traktor wegrollt, weil die Bremse nicht ordentlich angezogen war?


Außerdem müssen wir den Aufstieg in die Kabine kritisieren. Die unterste Stufe befindet sich nicht in gleicher Flucht wie die darüber angebrachten Stufen. Das bedeutet Sturzgefahr beim Absteigen. Hierzu merkt Claas an, dass dies mit der Baujahresänderung ab 2018 geändert wird.


Licht verbesserungsfähig


Die Leuchtkraft der Arbeitsscheinwerfer beurteilen wir als eher dürftig. Wer mehr Nachtarbeit zu erledigen hat, sollte eine zusätzliche Beleuchtung bestellen bzw. nachträglich montieren. Die Lautstärken-Messung der BLT Wieselburg bei geschlossener Kabine lag mit 73 dB(A) nur geringfügig höher als im Prospekt angegeben. Der Traktor war damit angenehm leise.


Kommen wir zum Fahrwerk des Arion 430. Die einzelradgefederte Vorderachse von Carraro arbeitet gut, ist mit ihren vielen Schmiernippeln aber wartungsintensiv. Auf Wunsch gibt es eine Zentralschmierung. Für seine Leistung war unser Claas kein Leichtgewicht. Das Leergewicht beträgt laut BLT-Messung fast 6,2 t – das ist doch deutlich mehr als die 5 t laut Prospekt. Bei einem Gesamtgewicht von 8,5 t bleiben nur gut 2,3 t Nutzlast. Das ist zu wenig. Straßenfahrten zusammen mit dieser PS-Klasse entsprechendem Frontpacker und Säkombi sind dann – schon im leeren Zustand – kaum mehr legal. Der Wendekreis ohne Allrad beträgt dagegen gute 11,3 m.


Fürs Laden und Pflegen


Der Arion 430 präsentierte sich in unserem Praxisund Prüfstandtest als perfekter Frontlader- Traktor: Die sehr gute Übersicht, Wendigkeit und Hydraulikleistung prädestinieren ihn für diesen Job. Generell ist er ein guter Allrounder mit Empfehlung als Pflegetraktor: Die Motorleistung passt insgesamt, den Bedienkomfort wussten wir zu schätzen. Für einen Ackertraktor setzen die magere Hubkraft sowie die geringe Zuladung Grenzen. Hier darf Claas noch besser werden.


Plus

• Einfache Getriebe-Bedienung

• Sehr gute Sicht nach oben

• Starke Hydraulik-Leistung


Minus

• Mäßige Hubkraft

• Geringe Nutzlast

• Eigenwillige Feststellbremse


Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.