Ein außerordentlich gutes Geschäftsjahr liegt hinter den in Deutschland produzierenden Landmaschinen- und Traktorenherstellern. Mit einem kräftigen Umsatzplus von 10 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro erreichte die Branche 2017 das zweitbeste Jahresergebnis aller Zeiten.
„Innovative Agrartechnik ist gefragt wie schon lange nicht mehr“, sagt Dr. Bernd Scherer, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik. Erfreulich hohe Milchpreise von teilweise mehr als 40 Cent pro Kilogramm seien „der wichtigste Auslöser des jüngsten Investitionsschubs in der Landwirtschaft“.
EU-Typgenehmigungsverordnung ruft Sondereffekt hervor
Nicht unerwähnt bleiben dürften allerdings „signifikante Sondereffekte, die das aus kaufmännischer Sicht hervorragende Ergebnis numerisch noch besser aussehen lassen, als es ohnehin schon ist“, erläutert Scherer. Eine überproportional hohe Zahl an Tageszulassungen von Traktoren führte im Dezember europaweit zu einem außerplanmäßigen, gut dreistelligen Plus. Dabei handelt es sich durchgängig um Händlerzulassungen, die herstellerseitig zwar bereits als Umsatz verbucht wurden, aber noch nicht in den Endverkauf gelangt sind.
Ursache dieser Entwicklung ist die zum 1. Januar 2018 in Kraft getretene Novelle der EU-Typgenehmigungsverordnung, die zum Teil erhebliche konstruktive Änderungen an Schleppern verlangt, die ab diesem Stichtag erstmals zugelassen werden. Eine Umrüstung von Bestandsmaschinen gilt wirtschaftlich wie technisch als nicht darstellbar.
Nachholbedarf der Landwirte sorgt für florierende Auftragslage
Dass der Aufschwung auf einem stabilen Fundament beruht, zeigt die branchenweit florierende Auftragslage. Im Durchschnitt entsprach der Auftragsbestand während des gesamten Jahres einer Produktionsdauer von annähernd drei Monaten. Entsprechend positiv haben sich die Investitionsplanungen der Landwirte entwickelt.
„Nach drei Jahren lähmender Rezession spüren wir einen immensen Nachholbedarf der Landwirte“, sagt Scherer. Die Landwirte in Europa, insbesondere in milchwirtschaftlich geprägten Regionen, profitieren derzeit von einer deutlich verbesserten Liquiditätssituation. Im europäischen Durchschnitt sind die Einkommen im vergangenen Jahr laut ersten Schätzungen der europäischen Statistikbehörde Eurostat um 8 Prozent gestiegen. Für das Agribusiness sei es daher höchste Zeit, wieder Rückenwind zu bekommen. „Schließlich haben wir in nächster Zeit viel vor: Die Digitalisierung wartet ebenso wenig wie der Strukturwandel oder die Regulierungslust der Politik. Landwirtschaft, Handel und Industrie – wir alle sind gefordert, jetzt richtig Gas zu geben“, betont Scherer.