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Zinken oder Scheiben: Wer arbeitet besser?

Stoppelsturz, Grundboden- oder Saatbettbereitung: Mulchgrubber und Kurzscheibenegge erledigen viele dieser Arbeiten. Aber wie schneiden sie bei Zugkraft und Arbeitsqualität im direkten Vergleich ab? Das haben wir getestet.

Lesezeit: 7 Minuten

Stoppelsturz, Grundboden- oder Saatbettbereitung: Mulchgrubber und Kurzscheibenegge erledigen viele dieser Arbeiten. Aber wie schneiden sie bei Zugkraft und Arbeitsqualität im direkten Vergleich ab? Das haben wir getestet.


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In unserem Systemvergleich wollten wir herausfinden, wie sich Mulchgrubber und Kurzscheibenegge hinsichtlich Zugkraftbedarf und Arbeitsqualität unterscheiden. Und wie stark wird die Vorderachse jeweils beim Straßentransport entlastet? Die Messungen hat Josephinum Research in Zusammenarbeit mit der BLT Wieselburg für uns in Österreich durchgeführt. Die Ergebnisse der Kraftmessungen beziehen sich auf die  3 m-Klasse. Der relative Unterschied lässt sich genau wie die Arbeitsqualität aber auch auf aufgesattelte Geräte übertragen.


Brechen oder schneiden?


Für unsere Messungen haben wir Fahrgeschwindigkeiten von 8 (nur Grubber), 10 und 12 km/h angestrebt. Bei der „schnellsten“ Grubber-Variante kam der Traktor bei 11 km/h an seine Grenzen. Die Werte für 12 km/h sind daher hochgerechnet. Als Arbeitstiefe haben wir 8 cm vorgegeben. Wie bei den Systemvergleichen von top agrar üblich, blenden wir herstellerbedingte Unterschiede aus.


Bei den Testmaschinen haben wir uns deshalb bei Pöttinger bedient. Die systembedingten Unterschiede sind aber auch auf ähnliche Geräte anderer Hersteller übertragbar. Diese beiden Bodenbearbeiter traten zum Duell an:

  • Mulchgrubber Synkro 3030: 3-balkiger Mulchgrubber, starre Scharstiele mit Scherbolzensicherung, 8 cm Spitzschar, 8 cm Leitblech (abwechselnd gewendelt), 29,5 cm breites Flügelschar;



  • Kurzscheibenegge Terradisc 3001: 58 cm Scheibendurchmesser. Ansonsten waren beide Geräte identisch ausgestattet:



  • 54 cm große Schneidringwalze als Nachläufer;



  • Begrenzungsbleche (Synkro) bzw. -scheiben (Terradisc) für saubere Anschlussspuren;



  • die Koppelpunkte waren in Kat. II ausgeführt, da nur hierfür Messwerkzeuge vorhanden waren. In Übersicht 1 sind die technischen Daten der beiden Testkandidaten gegenübergestellt.


Schnell fahren kostet Kraft


Wie in Übersicht 2 zu erkennen ist, steigt die erforderliche Zugleistung mit der Fahrgeschwindigkeit zwischen 10 und 12 km/h sowohl bei der Scheibenegge (+ 27 %) als auch beim Grubber (+ 31 %) signifikant an. Von 8 auf 10 km/h beträgt der Anstieg des Zugleistungsbedarfs beim Synkro 38 %, von 8 auf 12 km/h – was einer Zunahme der Fahrgeschwindigkeit um 50 % entspricht – ganze 81 %!


Auch der Unterschied zwischen den beiden Geräten bei gleicher Fahrgeschwindigkeit ist jeweils signifikant. So ist beim Grubber die erforderliche Zugleistung bei 10 km/h um 16 % höher als bei der Scheibenegge, bei 12 km/h beträgt der Unterschied rund 20 %.


Als weitere Vergleichsgröße ließen wir die Vertikalkraft messen, die auf das Dreipunkthubwerk wirkt – oder anders ausgedrückt: Mit der das Gerät in den Boden einzieht und damit die Traktorhinterachse belastet.


Auch bei dieser Vertikalkraft am Dreipunkt gibt es große Unterschiede zwischen den Bodenbearbeitungsverfahren. Die Kraft, die das Anbaugerät auf den Traktor ausübt, wirkt in Richtung Boden. Hier haben wir in eine üblichere Einheit umgerechnet.


Während sich die Scheibenegge, unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit, mit ca. 90 kg auf den Traktor abstützt, nimmt beim Grubber – analog zur Zugkraft – auch die Vertikalkraft bei der Steigerung der Geschwindigkeit von 8 km/h (525 kg) auf 10 km/h (über 625 kg) zu. Der Grubber übt also mehr Druck auf den Oberlenker und dadurch auf die Hinterachse aus, was die Traktion erhöht.


Bei 12 km/h war jedoch mit ca. 610 kg überraschenderweise kein weiterer Anstieg der Vertikalkraft messbar. Möglicherweise lässt dies auf ein geändertes Einzugsverhalten des Grubbers bei höheren Geschwindigkeiten schließen: Der Grubber könnte vielleicht bei höherer Fahrgeschwindigkeit und seichter Einstellung „aus dem Boden schwimmen“. Bei einer tieferen Bodenbearbeitung wäre dieses Phänomen womöglich weniger aufgetreten.


Starker Seitenzug


Für eine genauere Analyse der Zugkraft erhoben wir auch die Einzelkräfte an den Unterlenkern. Hier zeigte sich bei der Scheibenegge, dass sich die Zugkräfte bei waagerechter Einstellung des Geräterahmens nicht symmetrisch auf die Unterlenker verteilen. Der in Fahrtrichtung gesehen linke Unterlenker hat hier nur einen geringen Anteil am Zug. Grund dafür ist der Seitenzug der ersten Scheibenreihe, wodurch sich die Zugkraft fast komplett auf den rechten Unterlenker verlagert.


Pöttinger empfiehlt, den Oberlenker länger zu stellen, sodass die erste Scheibenreihe etwas seichter arbeitet. Bei größeren oder angehängten Scheibeneggen schafft eine in der Mittelachse geteilte und symmetrische Anordnung der Scheiben in beiden Reihen Abhilfe.


Beim Grubber verteilt sich die Zugkraft deutlich symmetrischer auf die Unterlenker. 


Vorderachsentlastung und Arbeitsqualität


Wie gut ebnen Mulchgrubber und Kurzscheibenegge den Boden ein? Wie lassen sie den Untergrund zurück? Diese und weitere Fragen beantworten wir im zweiten Teil unseres Vergleiches.


Nach dem Zugkraft-Bedarf von Grubber und Scheibenegge haben wir gemessen, wie stark die beiden Geräte die Traktor-Vorderachse entlasten. Außerdem haben wir mittels eines 3-D-Bodenscanners die Arbeitsqualität beider Verfahren untersucht.


Welche Last auf den Achsen?


In unserem Vergleich wollten wir wissen, wie sich die beiden Bodenbearbeitungsgeräte im ausgehobenen Zustand auf die Entlastung der Traktor-Vorderachse auswirken. Diese Frage spielt vor allem bei Straßenfahrten eine Rolle.


Dazu haben wir die Gewichte an den beiden Traktorachsen getrennt mittels Achslastwaagen bei ausgehobenem Gerät erfasst. Beide Gespanne wurden jeweils ohne bzw. jeweils mit einer Frontballastierung von 900 kg gewogen.


Die Gewichte von Grubber und Egge wichen in unseren Messungen etwas von den Herstellerangaben ab. Das dürfte auf die praxisüblichere Ausstattung zurückzuführen sein.


Im vorne unballastierten Zustand des Traktors lastete beim Grubber nur 20  % des Gesamtgewichts und bei der Scheibenegge 21 % auf der Vorderachse (siehe Übersicht 3). Für eine sichere Straßenfahrt reicht das nur knapp aus. Mit einem 900 kg schweren Frontballast übertrafen wir in beiden Fällen die für den sicheren Straßentransport erforderliche Mindestbelastung von 20 % des Eigengewichts an der Vorderachse deutlich.

Zwei interessante Details fielen auf: Die Scheibenegge ist zwar insgesamt um ca. 200 kg schwerer als der Grubber. Durch die kürzere Bauweise liegt der Schwerpunkt jedoch näher am Traktor. Dadurch ergibt sich mit und ohne Frontballast nahezu dieselbe Entlastung der Vorderachse wie beim Grubber.


Zudem nahm im ballastierten Zustand durch das Einfedern der Vorderachse und die damit verbundene Winkeländerung die Achslast an der Hinterachse sogar etwas ab. Mit Frontballast war die Vorderachse bei beiden Geräten mit rund 28 % des Gesamtgewichtes belastet. Abschließend haben wir natürlich die Arbeitsqualität der Geräte verglichen.



Bodenoberfläche vermessen


Dazu haben die Prüftechniker die Bodenoberfläche mittels 3-D-Scanner vor und nach der Überfahrt vermessen und danach noch den freigelegten Bearbeitungshorizont. Wie bei den Zugkraftmessungen im ersten Teil unseres Vergleiches haben wir alle Messungen für folgende Varianten wiederholt:

  • Grubber 10 km/h,
  • Grubber 12 km/h,
  • Scheibenegge 10 km/h und
  • Scheibenegge 12 km/h.
So entstanden zwölf Varianten, die in vier Durchgängen wiederholt wurden.

Die Mittelwerte der Scans liegen mit ca. 6 cm – durch die Unebenheiten des Bearbeitungshorizonts – naturgemäß etwas über den angestrebten 8 cm.


Folgende Erkenntnisse können wir aus den Messungen ableiten:

  • Der Grubber ebnet besser ein. Das gilt vor allem dann, wenn die Oberfläche vorher z. B. durch Fahrspuren uneben war.
  • Der Mulchgrubber erzeugt einen „glatteren“ Arbeitshorizont als die Kurzscheibenegge.
  • Der „geschnittene“ Horizont nach dem Grubbern kann unter nassen Verhältnissen jedoch verschmieren.
  • Bei 12 km/h mussten wir einen schiefen Einzug des Grubbers feststellen (rechts tiefer, links seichter). Wir vermuten, dass dieser bei höheren Fahrgeschwindigkeiten aus dem Boden „schwimmt“.
Eine andere Ursache könnte die wechselnde Anzahl der Scharstiele auf den drei Balken sein. Bei tieferer oder langsamerer Fahrt tritt dieses Phänomen nicht mehr auf. Pöttinger verweist zudem darauf, dass der Winkel der Scharstiele und Flügelschare verstellbar ist.



Schroffe Scheibe


Bei der Scheibenegge kamen wir zu folgenden Schlüssen:

  • Die Scheibenegge hinterlässt einen „gebrochenen“ und rauen Untergrund, den sie auch bei nassen Bedingungen kaum verschmieren wird.
  • Nach der Bearbeitung mit der Scheibenegge bei 12 km/h ist die Oberfläche rauer als bei allen anderen Varianten.
  • Die schlechtere Einebnung von Fahrspuren spielt hier eine Rolle.
  • Tendenziell ist die Arbeitstiefe bei den Varianten mit 12 km/h etwas seichter als bei 10 km/h. Auch das führen wir auf ein „Aufschwimmen“ der Egge aus dem Boden zurück. Wer hier die Tiefe halten will, sollte die Tiefenbegrenzung an der Walze nachstellen.
Um das Arbeitsbild der vier Varianten besser zu veranschaulichen, übertrugen wir die jeweils drei Scans in ein Liniendiagramm. Die Linien stellen dabei den Horizont vor und nach der Überfahrt sowie den Arbeitshorizont bei jeweils 10 km/h Arbeitsgeschwindigkeit dar (siehe Übersichten 4 und 5).


Hier ist die etwas bessere Einebnung beim Grubber gegenüber der Scheibenegge erkennbar, besonders bei Fahrspuren. Lukas Weninger


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