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Öko als "Versuchsfeld" für die Zukunft: Landwirt berichtet über Teilumstellung

Der Schlüssel zum Erfolg im ökologischen Pflanzenbau sind vielfältige Fruchtfolgen. Interview mit René Döring, der einen Teil des Ackerbaus auf Öko umgestellt hat.

Lesezeit: 4 Minuten

Für das Innovationsmagazin Öko-Trends 2021 sprach Thomas Künzel von den DLG-Mitteilungen mit René Döring, Geschäftsführer des Ökohofs Andisleben:

Herr Döring, Sie wirtschaften – regelmäßige Niederschläge vorausgesetzt – auf relativ ertragsstarken Böden. Einen Teil Ihrer Flächen bewirtschaften Sie seit drei Jahren ökologisch. Was waren die Beweggründe für die Umstellung?

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Döring: Die Geratal Agrar bewirtschaftet im Erfurter Becken 3 600 ha Ackerbau und fühlt sich dem Gedanken der Nachhaltigkeit verpflichtet. Der zunehmende Wegfall von Wirkstoffen im Pflanzenschutz, der allgemeine gesellschaftliche und auch politische Trend hin zu mehr Ökolandbau und – das ist der Hauptgrund – weil wir von der Grundidee eben nie weit weg waren.

Was meinen Sie damit?

Döring: Wir haben im Pflanzenbau eine vielfältige Fruchtfolge mit mehr als 18 Kulturen im Anbau, wirtschaften seit mehr als 20 Jahren pfluglos, setzen zur Verbesserung der Bodenstruktur Zwischenfrüchte ein und auch Blüh- und Ackerrandstreifen sind für uns nicht neu. Und mit dem Grundsatz des integrierten Pflanzenschutzes haben wir chemische Präparate nach dem Schadschwellenprinzip eingesetzt. Heißt: so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Unser konventioneller Ackerbau ist nahe dran an »Öko«.

Demzufolge war die Umstellung zwangsläufig und nur konsequent?

Döring: Ja, genau richtig. Getragen von der Idee haben wir Profis aufgesucht, die schon über viele Jahre Erfahrung im Bioanbau verfügen. Das hat uns wichtige Impulse gegeben. 2017 haben wir uns deshalb dazu entschlossen, einen Teil von 200 ha unserer Flächen auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Wir sehen den Betriebszweig Ökolandbau auch als Versuchsfeld, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Schließlich fallen im konventionellen Bereich immer mehr Reparaturwerkzeuge weg. In ein paar Jahren werden nur noch sehr begrenzt Mittel zur Verfügung stehen. Indem wir verschiedene Kulturarten unter ökologischen Bedingungen anbauen, können wir in relativ kleinem Rahmen Erfahrungen sammeln.

Warum haben Sie denn nicht den gesamten Betrieb umgestellt?

Döring: Das hat natürlich in erster Linie etwas mit Risikostreuung zu tun. Denn zur Geratal Agrar gehören auch noch 630 Milchkühe plus Nachzucht, 1.450 Sauen und 12.000 Mastschweine sowie eine 500-kW-Biogasanlage. Selbst den Ackerbau komplett auf Öko umzustellen, wird eher schwierig bis unmöglich. Denn wir haben auch schwierige Flächen, die mir aus heutiger Sicht dafür ungeeignet erscheinen. Hier ist wichtig zu wissen, dass wir die besten Böden für die Umstellung ausgesucht haben; in der passenden Windrichtung und leichter Hanglage. Wir liegen, wie unser Name schon sagt, im Geratal und auch noch im Unstruttal. In den Auen mit sich lange haltendem Morgennebel und Minutenböden, die schwer zu bewirtschaften sind, wäre Ökolandbau noch eine ganz andere Herausforderung.

Die Umstellungsphase gilt wirtschaftlich vielfach als besondere Herausforderung. Wie haben Sie diese Phase erlebt?

Döring: 2017 waren wir gerade noch in der Zeit, bevor die große Umstellungswelle aufkam. Im ersten Jahr konnten wir die Sommergerste als Umstellungsware – die ja dann ins Futter geht – zu einem besseren Preis verkaufen, als konven­tionelle Braugerste. 2019 war es genau anders herum. Da mussten wir die Ernte als konventionelle Ware verkaufen, da es im Umstellungsmarkt keine Nachfrage gab. Das ist das Dilemma: Weil es in der Umstellungszeit wenig Alternativen zum Getreide gibt, laufen die Getreidemärkte für Umstellungsware derzeit über.

Wie sieht die Fruchtfolgegestaltung aus?

Döring: Anfangs sind wir ganz pragmatisch an die Sache herangegangen und haben das gemacht, was sich einfach umsetzen lässt. Sprich Luzerne, Weizen, Erbsen, Roggen und Sommergerste. Die Luzerne geht an einen Milchviehbetrieb in Kooperation, von dem wir Festmist als Dünger und für den Humusaufbau zurückbekommen.

Und wie ändert sich jetzt die Frucht­folge nach der Umstellung?

Döring: Mit dem Anbau von Zuckerrüben haben wir gewartet, bis wir vollständig auf Öko umgestellt waren, da sonst Kosten und Erlös in keinem Verhältnis gestanden hätten. Die Zuckerrübe ist nun mal trotz aller Mechanisierung sehr handarbeitsintensiv. Aber jetzt erweitert sich das Anbauspektrum um 10 ha Rüben für die Nordzucker, 20 ha Sojabohnen und 20 ha Sonnenblumen. Die Ware ist gesucht und die Preise sind derzeit noch stabil.

Der Biomarkt ist klein und dementsprechend groß die Preisausschläge, da Angebotsschwankungen kaum abzupuffern sind. Die Kulturen in der Fruchtfolge und deren Anbauumfang werden wir daher auch in Zukunft flexibel halten, je nach Markterfordernis. Die Herausforderung ist die Intransparenz des Bio-Marktes. Börsennotierungen wie etwa die der Matif in Paris gibt es nicht. Die Fragen stellte Thomas Künzel, DLG-Mitteilungen

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