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Interview

Biofach 2020: Quo Vadis Bio-Branche, Herr Löwenstein?

Vom 12. - 15. Februar 2020 öffnet die Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, Biofach, wieder ihre Tore in Nürnberg. Zum Jahresauftakt der Branche werden 3.500 Aussteller aus circa 100 Ländern erwartet

Lesezeit: 5 Minuten

Die guten Wirtschaftszahlen in den Bereichen Ökologische Lebensmittelwirtschaft und Naturkosmetik stimmen positiv. Entsprechend freudig dürften die meisten Branchenvertreter der Biofach Mitte Februar in Nürnberg entgegenfiebern.

Um herauszufinden, was die wichtigsten Entwicklungen, Herausforderungen und Trends sind, hat das Presseteam der Biofach mit dem Vorsitzenden des deutschen Bio-Spitzenverbands Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, gesprochen.

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Im Jahr 2017 erlösten deutsche Bio-Bauern 12 % mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2018 stellten täglich fünf Höfe auf Öko um. Ist die Ökologische Lebensmittelwirtschaft (...) bald auch der Standard?

Löwenstein: Bio rentiert sich vor allem für die Allgemeinheit, weil die Ökologische Lebensmittelwirtschaft Lösungsbeiträge für Klimakrise, Arten- und Höfesterben bietet. Das zeigen weltweit Studien immer wieder. Standard ist sie zwar noch lange nicht. Aber sie ist Wegbereiter für eine Landwirtschaft und Ernährung, wie wir sie angesichts der Brisanz der Probleme so schnell wie möglich brauchen – und zwar zu 100%!

(...) Die Ernährungswende geht nur gemeinsam. Doch die Praxis und die Gesellschaft treiben die Politik ganz schön vor sich her, das sehen wir ja deutlich auf den Agrardemos im Januar in Berlin oder der Fridays for Future Bewegung. Oder hätten Sie vor zehn Jahren geglaubt, dass Pestizide oder Bienen Themen in der Tagesschau sein würden? Die Menschen merken, dass es so nicht weitergeht und fordern, dass sich etwas ändert – nicht nur auf der Straße, sondern auch mit ihrem Wahlzettel, Volksbegehren oder auch an der Ladenkasse. Das verstärkt den Druck auf Politik und Wirtschaft.

Sie sprechen immer wieder von enkeltauglicher Land- und Ernährungswirtschaft. Was verstehen Sie darunter?

Löwenstein: Wir müssen so wirtschaften, dass unsere Kinder und Enkel sauberes Wasser, gesunden Boden, stabiles Klima und funktionsfähige Ökosysteme vorfinden. Wie wir heute und hier unsere Äcker bestellen, hat mit den Lebenschancen künftiger Generationen zu tun. Und übrigens jetzt schon mit den Lebenschancen der Menschen anderswo.

Wo sehen Sie hierfür den größten Hebel?

Löwenstein: Die Transformation gelingt, wenn Sie die politischen Rahmenbedingungen ändern. Nehmen Sie die EU-Agrarpolitik. Die bestimmt mit Milliarden Euro jedes Jahr, welche Landwirtschaft sich lohnt. Hier kann die Politik klar die Weichen Richtung Öko stellen und die Bauern unterstützen, die mehr für Klima, Artenvielfalt oder Tierwohl tun, weil der Biomarkt sie für diese Zusatzleistung entlohnt.

Und wie begegnen Sie dann dem Argument der Vertreter der konventionellen Landwirtschaft, die wachsende Weltbevölkerung mit reiner Öko-Landwirtschaft sei kaum zu ernähren.

Löwenstein: Die Kollegen stehen da längst nicht geschlossen da. Viele stellen um, eben weil sie nachhaltig wirtschaften wollen. Wenn wir weitermachen wie bisher, wird niemand satt. Und wenn sie heute schauen, wo Menschen hungern, dann sind das vor allem Kleinbauern in den wirtschaftsschwachen Herkunftsländern. Ökologische Intensivierung hilft vor Ort, dass die Kleinbauern stabilere Erträge und mehr Vielfalt einfahren. Was uns angeht: Wir können nicht erwarten, dass 100 Prozent Bio mit unserem derzeitigen Ernährungsstil funktioniert. Vor allem müssen wir vom hohen Fleischkonsum runter und aufhören, einen so großen Anteil unserer Lebensmittel zu verschwenden.

Das Umsatzwachstum im Bio-Markt basiert stark auf den Sortimentserweiterungen der Discounter und Vollsortimenter des Lebensmitteleinzelhandels. Die Umsätze der Naturkostfachgeschäfte wuchsen im Jahr 2018 jedoch nur minimal. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung?

Löwenstein: Die Kunden greifen überall zu mehr Bio. Und da Menschen in Deutschland ja nicht mehr essen, bedeutet jedes Prozent mehr Umsatz mit Öko ein Stück Transformation. Und das Gute an Bio ist ja: Wo Bio draufsteht, steckt Bio drin – egal, wo Sie das kaufen. Auch wenn Menschen im Fachhandel natürlich andere Vorteile genießen: ein riesiges Sortiment mit 100 Prozent Bio und gute Beratung beispielsweise.

In welchen Bereichen werden Sie dann bei Ihrer Arbeit als Spitzenverband in den nächsten Jahren ihre Schwerpunkte legen?

Löwenstein: Unsere Hauptaufgabe ist es, für einen politischen Rahmen zu sorgen, mit den Bio-Bauern, -Herstellern und Händlern gut wirtschaften können. Ein dicker Brocken Arbeit ist es, das neue Bio-Recht mit Leben zu füllen, das 2021 in Kraft tritt. Aber natürlich beschäftigen uns auch die gemeinsame EU-Agrarpolitik, das Dünge-Recht, Klimaschutz, Kennzeichnung oder Außer-Haus-Verpflegung.

Über welches Thema wird im Rahmen der Biofach 2020 am meisten diskutiert werden?

Löwenstein: Im Kongress setzen wir ja den Schwerpunkt auf die gesellschaftlichen Leistungen von Bio mit „Organic delivers – Bio wirkt“. Das Thema strahlt auch auf die Messe aus. Für uns ist die Messe aber auch ein hervorragender Platz, um mit Politik, Presse und Multiplikatoren zu aktuellen politischen Themen ins Gespräch zu kommen, die die Branche bewegen.

Und haben Sie zum Abschluss noch persönliche Tipps für die Biofach 2020?

Löwenstein: Das Dilemma ist ja: Interessante Gesprächspartner mit oft außergewöhnlichen Geschichten finden Sie überall auf der Bio-Weltleitmesse – vom Bio-Pionier bis zum Start-Up, von Deutschland bis Indien. Die Zeit reicht aber nie, um alles zu sehen, zu probieren und über Landwirtschaft und Essen zu sprechen. Sehr spannend ist jedoch sicher die Sonderschau Wasser.

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