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Nick unter Druck: Sind bäuerliche Biostrukturen noch zu retten?​

Bio steckt in der Krise. Nachfrageschwäche und hohe Kosten erdrücken die Betriebe. BMEL-Staatsekretärin Dr. Ophelia Nick flüchtet sich in Durchhalteparolen. Reicht den Biobauern das? ​

Lesezeit: 5 Minuten

Schwächelnde Nachfrage, steigende Kosten und ständig neue Auflagen treffen alle Unternehmen in Deutschland. Bio-Betriebe trifft es aber offenbar noch härter. Viele kleinstrukturierte Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand, weil die Verbraucher in der Krise vor allem günstig einkaufen. Bioexperten warnen bereits davor, dass die mühsam aufgebauten Biostrukturen in der Krise wegbrechen.

„Ich sehe die Gefahr, dass viel Biostrukturen kaputtgehen“, erklärte Christoph Dahlmann Geschäftsführer der Genossenschaft Biofleisch NRW eG am Mittwoch den 7. Dezember bei der Mitgliederversammlung. Er vermisst die Unterstützung durch die Bundesregierung, die Biolandwirtschaft ja eigentlich ausbauen möchte und fragt: „Bäuerliche Bioerzeugerstrukturen und handwerkliche Verarbeitung für eine regionale Nahversorgung – Steht das oft geforderte Zukunftsmodell in Zeiten der Krise zur Disposition?“

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BMEL: „30 % Bio bis 2030 bleibt Ziel“

Um diese Frage zu klären hatte die Genossenschaft die parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick aus BMEL zur Diskussion nach Bergkamen ins Ruhrgebiet eingeladen. In ihrem Vortrag machte Frau Dr. Nick gleich zu Beginn klar, dass man beim BMEL weiterhin am Ziel 30 % Bio bis 2030 festhalten wolle. „Gleichzeitige Krisen müssen auch gleichzeitig bekämpft werden“, stellte sie klar und verwies auf die Klimakrise, die nur mit einem Ausbau der nachhaltigen Biolandwirtschaft möglich sei.

„Wir haben viele kleinere Förderprogramme geplant, um den Absatz von Bioprodukten zu unterstützen“, erklärte sie. So könne beispielsweise bis 2027 jede Kantine 30.000 € Fördermittel erhalten, um die Voraussetzung zu schaffen, mehr Bioprodukte einzusetzen. Außerdem arbeite das BMEL an einem neuen Siegel für die Gastronomie, das den Bioanteil transparent macht. „Jeder Gast könne dann sehen, das der Bioanteil auf der Speisekarte bei beispielsweise 50 % liegt“, erklärte sie.

„Staatliches Kennzeichnung ist der Einstieg in Borchert!“

Die ständige Kritik an der geplanten staatlichen Haltungskennzeichnung wies sie zurück. Es sei der Einstieg in die Pflichtkennzeichnung. Wenn Brüssel grünes Licht geben, sei es EU-weit das erste Siegel dieser Art. Sie bat um Geduld, denn Ferkelerzeugung, Rindfleisch und Geflügel würden zügig folgen. „Wir arbeiten auch an dem Baugesetzbuch, um endlich privilegiertes Bauen für höhere Haltungsformstufen zu ermöglichen.“

Das für die Transformation bereitgestellte Fördergeld von 1 Mrd. Euro sei zwar zu wenig, aber ein wichtiger Anfang. Gegen die Stimmen der FDP seien in der Koalition keine höheren Beträge möglich. „Schon gar nicht, wenn es mit höheren Steuern finanziert werden soll“, erklärte sie. Die genannte Milliarde sei aber zumindest fest für die Schweinehaltung geblockt.

Lange Durstrecke zu erwarten

Im Bezug auf die wirtschaftlichen Probleme, die aktuell vor allem kleinere handwerklicher Betriebe haben, verwies Nick auf den Härtefall-Fonds. Er könne nicht nur den viel zitierten Bäckereien helfen, sondern auch Betrieben aus anderen Branchen durchs Loch helfen.

Sie machte aber auch keinen Hehl daraus, dass die Durststrecke noch lange dauern könne. „Bis zu drei Jahre kann es schon noch dauern, bis sich die Lage normalisiert“, glaubt sie. Ab selbst dann sei nicht wieder mit niedrigeren Energiekosten zu rechnen. „Strom und Gas werden teuer bleiben“, stellte sie klar.

Rote Gebiete: Biobetriebe ausklammern?

In der Diskussion machten die anwesenden Landwirte ihrem Ärger Luft. So kritisierten einige Biolandwirte die Regelungen zu den roten Gebieten. „Wir Biobetriebe werden in Sippenhaft genommen“, beklagte Hubertus Hartmann, der einen Bio-Gemischtbetrieb im Kreis Höxter bewirtschaftet. Er habe nichts mit den zu hohen Nitratwerten zu tun, müsse aber nun unter den Folgen leiden. Er forderte, Biobetriebe bei den Restriktionen auszuklammern.

Willkür bei der Strompreisbremse

Nick musste sich auch Kritik an der Strompreisbremse anhören. Viele Biobetriebe gehören beim Jahresverbrauch zur Kategorie Verbraucher und Kleingewerbe und kommen nicht über 30.000 kWh. Sie bekommen daher nur den recht hohen Strompreisdeckel von 40 Cent inkl. Nebenkosten. Für größere Unternehmen greife ein deutlich niedriger Preisdeckel. „Gerade kleine Direktvermarkter kommen nicht über die Grenze und haben nun einen deutlichen Nachteil“, erklärte Hartmann.

Viele weitere Themen kamen auf den Tisch: Grünlandförderung, Wolfsmanagement, Dokumentationspflichten, Personalmangel etc. Die Staatsekretärin Nick versuchte in Ihren Antworten, immer wieder zu erklären, dass sie selbst auch viel mehr ändern wolle, aber der Einfluss des grünen Landwirtschaftsministeriums in der Ampel begrenzt sei.

Nick: „Machen Sie noch mehr Druck!“

Im Spannungsfeld zwischen Koalitionspartnern, Brüssel und den finanziellen Grenzen komme man nur sehr langsam weiter. Sie forderte die Anwesenden deshalb auf weiter Druck zu machen. Dann könne sich auch was bewegen. „Die Bäckerei und die Biogasbranche haben das in den letzten Monaten gut gemacht“, erklärte sie. Da habe sich dann auch etwas politisch bewegt.

Zu Biofleisch NRW eG

Die Biofleisch NRW eG ist eine Genossenschaft mit über 110 landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben. Das Herzstück der 2001 gegründeten Genossenschaft ist der eigene Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb in Bergkamen. Am Standort in Bergkamen arbeiten über 40 Mitarbeiter*innen. Der Betrieb beschäftigt schon seit Jahren ausschließlich Festangestellte, bildet seit Jahrzehnten erfolgreich aus und ist regional verwurzelt. Neben der Belegschaft in Bergkamen ist das Rückgrat der Genossenschaft die hohe Identifikation der Mitgliedsbetriebe zu ihrer Genossenschaft.

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