Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Erfahrungsberichte

Buchweizen aus Deutschland hat gute Chancen für Renaissance

Einst in Deutschland weit verbreitet, steigt die Nachfrage nach Bio-Buchweizen aus heimischem Anbau seit einigen Jahren wieder kontinuierlich. Ein Landwirt und ein Vermarkter berichten.

Lesezeit: 7 Minuten

Der Bericht ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 09/2020.

Die Preise für Bio-Getreide waren in den vergangenen Jahren wenig stabil. Deshalb machen sich viele Landwirte vermehrt Gedanken darüber, welche Kulturen sie alternativ anbauen können. Ziel ist dabei nicht nur eine sichere Einnahmequelle, sondern auch eine erweiterte, aufgelockerte Fruchtfolge.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Buchweizen eignet sich dafür mit einer Pfahlwurzel und der späten Anbauperiode ideal. Er ist als Pseudogetreide bekannt, weil er sich für den menschlichen Verzehr eignet, zählt aber zu den Knöterichgewächsen.

China ist das Hauptanbaugebiet für Buchweizen und dort liegt auch sein Ursprungsgebiet. Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert wurde Buchweizen in ganz Mitteleuropa angebaut. Er galt damals als „Arme-Leute-Essen“, da er auch auf kargen Böden gut gedeiht. Mit zunehmendem Anbau der Kartoffel verlor er aber an Bedeutung und verschwand fast vollständig von deutschen Ackerflächen.

Seit einigen Jahren kehrt der Buchweizen aber in das Bewusstsein der Landwirte und Verbraucher zurück. Unter anderem hat er einige ernährungsphysiologische Vorteile:

  • glutenfrei
  • reich an den Vitaminen E, B1 und B2
  • hohe Mineralstoffgehalte: Kalium, Eisen, Calcium, Magnesium und Kieselsäure
  • viel Lysin und Trypthophan
  • hohe Mengen des sekundären Pflanzennährstoffs Rutin: fördert die Durchblutung, beugt Venen- und Gefäßerkrankungen vor

Bio-Landwirte haben in Deutschland im Jahr 2019 auf circa 1.200 ha Buchweizen angebaut, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI. Hauptanbaugebiete sind Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern.

Im Norden…

Auf der schleswig-holsteinischen Seite an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern bewirtschaftet Kay Hansen einen 750 ha großen Bioland-Betrieb. Jährlich baut er circa 20 bis 25 ha Buchweizen an. Er hat einen Anbauvertrag mit der Bohlsener Mühle in der Lüneburger Heide abgeschlossen.

Dass er sich vor einigen Jahren am Anbau von Buchweizen probierte, war ein Zufall. Eines seiner Felder war Mitte Juni so stark vernässt, dass er überlegte, welche Kultur er zu diesem späten Zeitpunkt noch säen könnte. Er versuchte es erfolgreich mit Buchweizen. Es handelte sich dabei allerdings noch um den kleinkörnigen Buchweizen, der sich nicht für die Lebensmittelproduktion eignet. Im darauffolgenden Jahr baute er dann eine großkörnige Buchweizensorte an, um sie zu dreschen.

Großkörniger Buchweizen wird auch als Echter oder Gewöhnlicher Buchweizen bezeichnet. Sandige Böden eignen sich für den Anbau von Buchweizen besonders gut. Die durchschnittlich 650 mm Jahresniederschlag in der Region genügen dem Knöterichgewächs.

„Grundsätzlich kommt Buchweizen sehr gut mit Trockenheit klar“, weiß Kay Hansen. Auch bei der Aussaat sollte es möglichst trocken sein. Die Aussaat erfolgt mit einer herkömmlichen Drillmaschine. Wichtig ist ein Saattermin nach den Eisheiligen Mitte Mai, wenn die Wahrscheinlichkeit für Frostnächte gering ist. „Frost mag er nicht! Bereits bei -0,5 °C wird er braun“, sagt Kay Hansen.

Der Pfahlwurzler Buchweizen wächst schnell. Nach kurzer Zeit beschattet er einen großen Teil des Bodens und nimmt Unkräutern das Licht. „Ich setze den Buchweizen sogar bewusst auf Flächen ein, auf denen ich häufig Probleme mit Unkräutern habe, da der Buchweizen eine sehr starke Konkurrenzkraft hat.“

Die Ernte des Buchweizens ist jedoch kompliziert. Der optimale Zeitraum liegt zwischen Mitte und Ende September, ist kurz und schwer abzuschätzen. Buchweizen reift sehr ungleichmäßig ab. Bei der Ernte sind deshalb die obersten Körner noch grün. „Ich ernte bei einem Feuchtigkeitsgehalt zwischen 23 und 27 % und trockne den Buchweizen dann sofort auf 14,5 % runter“, sagt der Landwirt. Er empfiehlt Buchweizen nur dann anzubauen, wenn eine Trocknungsanlage in Reichweite ist. Wichtig ist aber, die Körner nicht unter 14 % Restfeuchte zu trocknen, da es sonst zu Problemen beim Schälen und mit Bruch kommen kann.

Das Schälen ist der Knackpunkt beim Buchweizenanbau. Es gibt in Deutschland nur sehr wenige von Bioland zertifizierte Schälmühlen, die in der Lage sind, Buchweizen zu schälen. Das Schälen ist eine Kunst für sich, denn die Schale des Buchweizens ist sehr hart und zäh und anfälliger für Bruch als beispielsweise die Schale des Dinkels. Es geht auch kein Weg daran vorbei, Buchweizen zu schälen, denn auch längeres Kochen weicht die Schale nicht auf.

Anbauer von Buchweizen müssen zum Teil hohe Transportkosten auf sich nehmen, um ihn zu einer geeigneten Schälmühle zu bringen. Kay Hansen arbeitet dazu mit einer Schälmühle im Spreewald zusammen.

Mit der Bohlsener Mühle hat der Landwirt einen festen Abnehmer gefunden. Buchweizen aus heimischem Anbau ist mittlerweile ein fester Bestandteil in der Produktpalette des Bioland-Partners. Die Bohlsener Mühle vermarktet ihn in Form von Flocken, Grütze, Kernen und Mehl. Die Produkte lassen sich deutschlandweit in Naturkostläden, Bio-Supermärkten sowie Unverpackt-Läden finden.

Buchweizen ist außerdem ein Teil des Rohstoffsortiments für Bäckereien, Konditoreien und die Gastronomie.

… und im Süden

Einen anderen Vermarktungsweg für seinen Bio-Buchweizen hat Lutz Mammel von der Schwäbischen Alb gefunden. Mit seinem Verarbeitungs- und Vermarktungsbetrieb „Lauteracher Alb-Feld-Früchte“ vertreibt er neben Buchweizen auch weitere Sonderkulturen. Mehrere Landwirte bauen für ihn Bio-Buchweizen auf 10 bis 20 ha an.

Auf den kargen Albböden liegt der Ertrag in einem guten Jahr zwischen 1 und 1,5 t/ha. Es gab aber auch schon Jahre, in denen es nur 0,5 t/ha waren. „Pro Jahr ist die Nachfrage nach mindestens 10 t Buchweizen vorhanden“, sagt Lutz Mammel. Seit fast zehn Jahren hat er Buchweizen im Angebot. Seinen Landwirten zahlt er dafür einen angemessenen Preis. „Die Kultur ist im Anbau sehr lukrativ, da sie durch ihren späten Aussaattermin in der Fruchtfolge keine andere Frucht verdrängt. Der Landwirt hat dadurch neben seinen Hauptfrüchten noch ein zusätzliches Glied in der Fruchfolge.“

Auf die Idee, den Anbau von Buchweizen bei seinen Vertragslandwirten zu fördern, brachten ihn seine Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Im Bio- Großhandel war für sie nur Buchweizen aus China erhältlich. Sie traten deshalb mit der Bitte an ihn heran, sie mit Bio-Buchweizen aus heimischem Anbau zu beliefern. Anfangs wurde in den Läden der Buchweizen verhalten angenommen, da ihn viele Verbraucher in Baden-Württemberg nicht kannten. Die Nachfrage nimmt mittlerweile stetig zu. Bioland-Verarbeiter Mammel lässt den geschälten Buchweizen in der Schälmühle zu Flocken, Grütze, Kernen und Mehl aufbereiten und beliefert damit seine Abnehmer. Mit Buchweizennudeln und einem Buchweizenbrand hat er seit kurzem zwei Kuriositäten im Angebot, die seine Kunden durchaus schätzen.

Frucht für arme Böden

„Buchweizen gehört ursprünglich nach Deutschland und es ist schade, dass er im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten ist“, beklagt Mammel. Mit der weiter steigenden Nachfrage nach heimischen Bio-Produkten werde auch der Anbau von Buchweizen in den nächsten Jahren steigen, ist er sich sicher und weist auf die ernährungsphysiologischen Vorteile hin.

Einen Anstieg der Nachfrage nach Buchweizen bestätigt auch Marc-Philip Steg, Inhaber des Saatgutgroßhandels Camena Samen. „Die Nachfrage nach Bio-Buchweizensaatgut ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.“ Nach Stegs Meinung wird das auch in Zukunft so sein. Er sagt dennoch auch: „Der Buchweizen ist und bleibt ein Nischenprodukt. Durch den niedrigen Ertrag wird die Kultur meistens nur als Ersatzfrucht auf sehr armen und sauren Böden verwendet.“

-----------

Buchweizen und Bienen

Beliebt bei Imkern, umstritten bei Verbrauchern „Durch ein blühendes Buchweizenfeld zu spazieren, ist wie ein Jungbrunnen! Auf diesen Flächen herrscht so viel Leben, das habe ich bisher auf keinem anderen Feld erlebt“, sagt Kay Hansen, der die Kultur in Schleswig-Holstein anbaut.

Buchweizen ist aufgrund der langen Blütezeit von fünf bis sechs Wochen eine gute Trachtpflanze für Bienen. Er beginnt Anfang Juli zu blühen, dann, wenn bereits alle anderen Haupttrachten abgeblüht sind. Durch den späten und langen Blühzeitraum ist Buchweizen bei Imkern sehr beliebt.

Eine Besonderheit des Buchweizens ist, dass er nur vormittags bis circa 11 Uhr Nektar gibt. Deshalb müssen die Beuten vormittags neben dem Buchweizenfeld stehen. Nur dann wandern die Bienen den Buchweizen an statt andere Pflanzen anzufliegen.

Buchweizenhonig muss nicht zwangsweise geschleudert werden. Wegen seiner späten Blüte eignet er sich auch sehr gut als Wintervorrat für die Bienen. Er schmeckt allerdings nicht jedem Honigliebhaber. Er ist kräftig aromatisch mit herbem, fast schon bitterem Geschmack und hat eine dunkle Farbe.

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.