Das Interview mit Peter Röhrig ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 07/2020:
Was die Argumente für die neuen Gentechniken angeht: Sie sind nicht neu. Viele der Heilsversprechen, die nun kursieren, nutzte die Industrie bereits in den 90er-Jahren, um eine Deregulierung zu forcieren. Also etwa „Superpflanzen“ zu beschwören, die angeblich die Hungerkrise lösen oder Klimaveränderungen parieren würden.
Keines dieser Versprechen hat sich erfüllt, stattdessen sicherten sich die Unternehmen mit dem Kombipack ‚Gentechpflanze plus passendes Pestizid‘ ihr Kerngeschäft ab: Pflanzenschutzmittel verkaufen. Auch im Sortiment der neuen Gentechniken sucht man wirklich hilfreiche Pflanzen vergeblich. Den zweifelhaften Versprechungen ist nicht zu vertrauen.
Für uns bleibt wichtig, die immer wieder auflodernde, von der Industrie befeuerte Diskussion wissenschaftlich zu führen. Es ist unstrittig, dass auch die neue Gentechnik das Erbgut von Organismen sehr viel tiefgreifender verändern kann als klassische Züchtungsmethoden. Gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere sind, einmal in die Umwelt freigesetzt, nicht mehr rückholbar. Allein deshalb ist eine Regulierung dieser Techniken samt sorgfältiger Risikoprüfung zwingend.
Längst sind Konstrukte der neuen Gentechnik patentiert worden. Solche Patente wirken in der Züchtung als Innovationsblockaden, behindern den Fortschritt und führen Bäuerinnen und Bauern in die Abhängigkeit der Patentinhaber. Die Industrie versucht, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen – ein Baustein auf dem Weg in eine enkeltaugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft sind CRISPR/Cas & Co. nicht.
Eine Technologie ist kein Selbstzweck, sondern ein Instrument, das sich den Zielen unterordnen muss. Diese sind mit den UNZielen für nachhaltige Entwicklung und neuerdings auch durch die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission klar benannt. Bio gehört dazu und schließt Gentechnik aus.