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Geschäftsfeld CO₂-Speicher: Der Handel mit Klimazertifikaten

Klimazertifikate können Klimaschutz und Landwirtschaft miteinander verbinden. Doch bislang fehlt ihnen eine wissenschaftliche Basis. Die Studie einer Forschungsgruppe beurteilt sie kritisch.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Artikel ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 4/2021.

Humus ist ein wichtiger Bestandteil in landwirtschaftlichen Böden. Er besteht zu 58 % aus organisch gebundenem Kohlenstoff (Corg). Humusaufbau kann deshalb einen großen Teil dazu beitragen, klimawirksames CO₂ aus der Atmosphäre im Boden zu binden.

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Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die zusätzliche Bindung von Kohlendioxid in landwirtschaftlichen Böden weltweit im Idealfall den Klimawandel aufhalten könnte. Um Landwirte dazu anzuregen, mehr Humus in ihren Böden aufzubauen, könnten Klimazertifikate und der Handel mit diesen helfen.

Klimazertifikate kompensieren den Ausstoß einer bestimmten Menge an Emissionen, die man zum Beispiel bei Bauprojekten oder Verbrennungsprozessen nicht vermeiden kann. Durch den ausgleichenden Aufbau von Humus im Boden werden Landwirte finanziell entlohnt.

Die Vergabe von Klimazertifikaten läuft überwiegend über Dienstleister. Carbocert, Positerra oder Soil & More sind zum Beispiel Anbieter, die Klimazertifikate vergeben.

Klimazertifikate zur Humusspeicherung im Boden werden auch als Humuszertifikate bezeichnet. Auch Politik und Wissenschaft interessieren sich in jüngster Zeit verstärkt für Klimazertifikate.

Es gibt aktuell viele Forschungsarbeiten zur Messung landwirtschaftlicher Klimabilanzen. Eine wissenschaftliche Bewertung des Handels mit Zertifikaten zur Humusspeicherung im Boden, also zu Humuszertifikaten, fehlte jedoch bislang. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat deshalb die Fördermaßnahme „Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie“ ins Leben gerufen (www.bonares.de).

Ein Projekt aus dieser Fördermaßnahme ist die sogenannte Wiesmeier-Studie „CO2-Zertifikate für die Festlegung atmosphärischen Kohlenstoffs in Böden: Methoden, Maßnahmen und Grenzen“. Diese Studie ist eine der ersten, die den landwirtschaftlichen Zertifikatehandel bewertet.

Kritischer Blick auf Klimazertifikate

Als geeignete Maßnahmen für den Humusaufbau nennt die Wiesmeier-Studie unter anderem eine verbesserte Fruchtfolge, reduzierte Bodenbearbeitung oder Agroforstsysteme. Doch die Aussagekraft dieser Maßnahmen mit Blick auf das Klima hat Grenzen. Denn der Kohlenstoffspeicher der Böden ist begrenzt. Je größer das freie Speichervolumen ist, desto größer der mögliche positive Effekt auf das Klima.

Agrarflächen mit niedrigen Humusgehalten können noch viel CO2 speichern und Humus aufbauen. Einen positiven Klimaeffekt erreicht man mit dem Kohlenstoffspeicher Boden aber nur einmal. Der Handel mit Klimazertifikaten wirft daher die Frage der Fairness gegenüber Landwirten auf, die bereits über hohe Humusgehalte im Boden verfügen und jetzt schon klimafreundlich arbeiten.

Bedenklich ist zudem, dass sich organische Substanz im Boden je nach Bewirtschaftung und Klimaveränderung wieder abbauen und als CO2 ausgasen kann.

Kohlenstoff im Boden ist nur dann klimawirksam, wenn er dauerhaft gebunden bleibt. Es ist daher fraglich, inwieweit der Handel mit Klimazertifikaten einen dauerhaft positiven Effekt auf das Klima erreicht. Dies kritisiert die Wiesmeier-Studie.

Am Beitrag des Humusaufbaus zum Klimaschutz zweifeln die Autoren der Studie allerdings nicht und bewerten diese Maßnahme positiv.

Alternativen zur Zertifizierung

Die Bioland Stiftung sucht in ihrem Projekt „Boden.Klima“ Konzepte für eine klimafreundlichere Landwirtschaft und Methoden der Zertifizierung (siehe unten). Daran beteiligt sich auch die Interessengemeinschaft gesunder Boden (IG gesunder Boden).

Auf Grundlage der Wiesmeier- Studie beurteilt sie den Handel mit Klimazertifikaten ebenfalls kritisch. Die Interessengemeinschaft schlägt allerdings eine Alternative vor und hat dazu einen Zehn-Punkte-Plan erarbeitet. Dieser beinhaltet unter anderem folgende Punkte:

  • eine gesamtbetriebliche Teilnahme am Zertifikatshandel inklusive der Pachtflächen sowie der Tier- und Energieproduktion
  • eine verpflichtende dauerhafte Speicherung von Kohlenstoff im Boden
  • einen Humusaufbau, bei dem Landwirte den Umfang anderer schädlicher Emissionen wie Lachgas oder Ammoniak minimieren müssen.

Die IG gesunder Boden schlägt vor, den Humusaufbau als Aufgabe in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) anzusiedeln. Sie vertritt zudem die Meinung, dass Böden und Humus nicht primär dazu da sind, das Klima zu retten. Vielmehr stellt sie den Humus als wichtige Grundlage aller Bodenfunktionen wie Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaushalt heraus.

Die Humusbilanz als ein Prozess aus Aufbau und Abbau müsse nachhaltig und langfristig positiv sein. So sorgen Böden automatisch für den Klimaschutz. Ohnehin ist das einer der Grundsätze des Ökolandbaus.

Die Wiesmeier-Studie von Bonares: www.kurzelinks.de/wiesmeier-studie

Das Positionspapier der IG gesunder Boden: www.kurzelinks.de/stellungnahme-iggb

Konzepte für klimafreundlichen Landbau

Projekt „Boden.Klima“ der Bioland Stiftung

Die Bioland Stiftung hat mit „Boden.Klima“ ein Projekt ins Leben gerufen, welches sich mit Landwirtschaft und Klimaschutz beschäftigt. Darin spielen Klimazertifikate eine zentrale Rolle.

Gemeinsam mit Bioland-Landwirten, Wissenschaftlern und Unternehmen aus der L ebensmittelbranche ist es Ziel von „Boden.Klima“, klimafreundliche Konzepte für landwirtschaftliche Betriebe zu entwickeln.

Im Vordergrund steht eine regional angepasste, gesamtbetriebliche Klima- und Humusbilanzierung. Zudem sollen Beratungs- und Weiterbildungskonzepte entstehen, um Landwirte dabei zu unterstützen, ihre Betriebe klimafreundlich auszurichten. Das Projekt will zudem eine solide wissenschaftliche Grundlage für den Handel mit Klimazertifikaten liefern, falls sich diese Praxis in Zukunft etablieren sollte.

Die Pilotphase des Projektes hat bereits begonnen und ist mit einer Laufzeit bis 2022 ausgelegt.

Diskutieren Sie die Themen Klima, Humus, Klimazertifikatehandel und das Projekt „Boden. Klima“ mit der Bioland Stiftung, heute (27. April), online. Weitere Informationen und Anmeldung: www.kurzelinks.de/boden-klima

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