Der Fachbeitrag von Tino Hedrich, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin 3/2020:
In den vergangenen Jahren richteten Kohlerdflöhe immer wieder große Schäden in verschiedenen Kohlarten an. Die Schädlinge treten ab April auf und fressen Löcher und Fenster in die Blätter.
Wissenschaftlich zählen Erdflöhe zu den Käfern (Coleoptera). Sie lieben fast alle Kreuzblütler. Im Bio-Anbau haben Gärtner nur wenige Möglichkeiten, die Schädlinge zu bekämpfen. Viele decken ihre Kultur mit feinmaschigen Netzen ab, um den Schädling auszusperren. Ob es noch weitere Möglichkeiten gibt, wollten die Versuchsansteller im Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wissen.
Im vergangenen Jahr verglichen sie in Weißkohl verschiedene vorbeugende und direkte Maßnahmen zur Bekämpfung der Erdflöhe.
Bei Nässe ist Ruhe
Der Kohl wurde Mitte Mai gepflanzt. Danach herrschte fast zwei Wochen nasse Witterung, der Bestand blieb daher nahezu befallsfrei. Anfang Juni, als es warm und trocken wurde, vermehrten sich die Käfer massenweise. Drei Erdfloharten waren beteiligt: der Gewelltstreifige Kohlerdfloh (Phyllotreta. undulata), der Gelbstreifige Kohlerdfloh (P. nemorum) und der Grünglänzende Kohlerdfloh (P. cruciferae). Die beiden erstgenannten Arten erkennt man an zwei gelben Längsstreifen auf dem Panzer, der Grünglänzende Kohlerdfloh hat einen schwarzen Panzer.
Die Versuchsansteller bewerteten mehrfach die Befallsstärke der einzelnen Varianten und berechneten daraus je einen Wirkungsgrad (siehe Tabelle). Im Versuch wirkte das Kulturschutznetz am besten. Hierfür wurde ein Netz mit einer Maschenweite von 0,8 mm verwendet, das direkt nach der Pflanzung aufgelegt wurde.
Allerdings mussten die Versuchsansteller das Netz regelmäßig entfernen, beispielsweise zum Hacken oder für Bonituren. So konnten vereinzelt Käfer zuwandern und Schäden verursachen.
Als direkte Bekämpfungsmaßnahme spritzte das Team in Bamberg Diatomeenerde (Kieselgur), kombiniert mit einem Netzmittel. Klassischerweise verwenden Landwirte Kieselgur gegen Geflügelmilben im Hühnerstall oder im Vorratsschutz gegen den Kornkäfer. Das Präparat wirkt, indem es den Schädlingen Wasser entzieht.
Zur Bekämpfung der Erdflöhe brachten die Versuchsansteller nach Befallsbeginn insgesamt viermal je 15 kg/ha Diatomeenerde im Abstand von fünf bis sieben Tagen aus. Die Spritzungen zeigten allerdings nur eine schwache Wirkung. Zudem ist das Präparat als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen.
Untersaaten verwirren
In zwei Varianten wurden Untersaaten mit Gelbsenf oder Erdklee getestet. Der Gelbsenf wurde rund drei Wochen vor der Pflanzung der Kultur als Einzelreihe zwischen den Kulturreihen ausgesät. Der Senf sollte die Kohlerdflöhe von der Hauptkultur ablenken. Das Fernhalten gelang zum Teil, der Wirkungsgrad dieser Maßnahme lag bei 55 %. Senf wächst allerdings stark. Deshalb muss man darauf achten, dass er die Kohljungpflanzen nicht überwächst.
Ist die kritische Jungpflanzenphase überschritten, kann man den Senf weghacken. Denkbar wäre es auch, den Senf inmitten eines Kohlfeldes beetweise anzubauen und nach einer Zeit umzubrechen. Bislang ist allerdings unbekannt, in welchem Radius der Senf wirkt.
Anders als Gelbsenf wurde der Erdklee rund fünf Wochen vor der Pflanzung als Breitsaat ausgesät. Der Kohl wurde dann direkt in den jungen Erdkleebestand gepflanzt. Mit einem Wirkungsgrad von 66 % hat diese Maßnahme den Befall deutlich reduziert.
Auch die Abdeckung mit Silagemulch sollte als Variante geprüft werden. Erdflöhe benötigen für ihren Lebenszyklus nämlich den Zugang zum gewachsenen Boden. Eine isolierende Mulchschicht würde die Erdflöhe behindern. Außerdem ist denkbar, dass der Silagegeruch die Schädlinge vergrämt. Beide Theorien haben sich im Versuch allerdings nicht bestätigt. Alternativ zur Netzabdeckung könnten vorbeugende Maßnahmen mit Untersaaten, die mittelgut wirken, interessant sein. Das gilt insbesondere für Gärtner, die kein makelloses Erntegut abliefern müssen.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Der Fachbeitrag von Tino Hedrich, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin 3/2020:
In den vergangenen Jahren richteten Kohlerdflöhe immer wieder große Schäden in verschiedenen Kohlarten an. Die Schädlinge treten ab April auf und fressen Löcher und Fenster in die Blätter.
Wissenschaftlich zählen Erdflöhe zu den Käfern (Coleoptera). Sie lieben fast alle Kreuzblütler. Im Bio-Anbau haben Gärtner nur wenige Möglichkeiten, die Schädlinge zu bekämpfen. Viele decken ihre Kultur mit feinmaschigen Netzen ab, um den Schädling auszusperren. Ob es noch weitere Möglichkeiten gibt, wollten die Versuchsansteller im Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau wissen.
Im vergangenen Jahr verglichen sie in Weißkohl verschiedene vorbeugende und direkte Maßnahmen zur Bekämpfung der Erdflöhe.
Bei Nässe ist Ruhe
Der Kohl wurde Mitte Mai gepflanzt. Danach herrschte fast zwei Wochen nasse Witterung, der Bestand blieb daher nahezu befallsfrei. Anfang Juni, als es warm und trocken wurde, vermehrten sich die Käfer massenweise. Drei Erdfloharten waren beteiligt: der Gewelltstreifige Kohlerdfloh (Phyllotreta. undulata), der Gelbstreifige Kohlerdfloh (P. nemorum) und der Grünglänzende Kohlerdfloh (P. cruciferae). Die beiden erstgenannten Arten erkennt man an zwei gelben Längsstreifen auf dem Panzer, der Grünglänzende Kohlerdfloh hat einen schwarzen Panzer.
Die Versuchsansteller bewerteten mehrfach die Befallsstärke der einzelnen Varianten und berechneten daraus je einen Wirkungsgrad (siehe Tabelle). Im Versuch wirkte das Kulturschutznetz am besten. Hierfür wurde ein Netz mit einer Maschenweite von 0,8 mm verwendet, das direkt nach der Pflanzung aufgelegt wurde.
Allerdings mussten die Versuchsansteller das Netz regelmäßig entfernen, beispielsweise zum Hacken oder für Bonituren. So konnten vereinzelt Käfer zuwandern und Schäden verursachen.
Als direkte Bekämpfungsmaßnahme spritzte das Team in Bamberg Diatomeenerde (Kieselgur), kombiniert mit einem Netzmittel. Klassischerweise verwenden Landwirte Kieselgur gegen Geflügelmilben im Hühnerstall oder im Vorratsschutz gegen den Kornkäfer. Das Präparat wirkt, indem es den Schädlingen Wasser entzieht.
Zur Bekämpfung der Erdflöhe brachten die Versuchsansteller nach Befallsbeginn insgesamt viermal je 15 kg/ha Diatomeenerde im Abstand von fünf bis sieben Tagen aus. Die Spritzungen zeigten allerdings nur eine schwache Wirkung. Zudem ist das Präparat als Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen.
Untersaaten verwirren
In zwei Varianten wurden Untersaaten mit Gelbsenf oder Erdklee getestet. Der Gelbsenf wurde rund drei Wochen vor der Pflanzung der Kultur als Einzelreihe zwischen den Kulturreihen ausgesät. Der Senf sollte die Kohlerdflöhe von der Hauptkultur ablenken. Das Fernhalten gelang zum Teil, der Wirkungsgrad dieser Maßnahme lag bei 55 %. Senf wächst allerdings stark. Deshalb muss man darauf achten, dass er die Kohljungpflanzen nicht überwächst.
Ist die kritische Jungpflanzenphase überschritten, kann man den Senf weghacken. Denkbar wäre es auch, den Senf inmitten eines Kohlfeldes beetweise anzubauen und nach einer Zeit umzubrechen. Bislang ist allerdings unbekannt, in welchem Radius der Senf wirkt.
Anders als Gelbsenf wurde der Erdklee rund fünf Wochen vor der Pflanzung als Breitsaat ausgesät. Der Kohl wurde dann direkt in den jungen Erdkleebestand gepflanzt. Mit einem Wirkungsgrad von 66 % hat diese Maßnahme den Befall deutlich reduziert.
Auch die Abdeckung mit Silagemulch sollte als Variante geprüft werden. Erdflöhe benötigen für ihren Lebenszyklus nämlich den Zugang zum gewachsenen Boden. Eine isolierende Mulchschicht würde die Erdflöhe behindern. Außerdem ist denkbar, dass der Silagegeruch die Schädlinge vergrämt. Beide Theorien haben sich im Versuch allerdings nicht bestätigt. Alternativ zur Netzabdeckung könnten vorbeugende Maßnahmen mit Untersaaten, die mittelgut wirken, interessant sein. Das gilt insbesondere für Gärtner, die kein makelloses Erntegut abliefern müssen.