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Ökolandbau übertrumpft Konventionell im Pflanzenbau

Eine umfassende Studie hat die gesellschaftlichen Leistungen des Ökolandbaus im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft untersucht. Beim Wasserschutz, der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität liegt der Ökolandbau vorn. Beim Klimaschutz und Tierwohl sind beide Systeme gleich auf.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Ökolandbau erbringt vor allem im Pflanzenbau mehr Leistungen für Umwelt und Gesellschaft als der konventionelle Landbau. Beim Tierwohl kommen beide gleich gut weg. Das sind die zwei entscheidenden Schlussfolgerungen einer neuen umfangreichen wissenschaftlichen Studie, die beide Systeme mit Blick auf deren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft verglichen hat. Sie wurde am Montag auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt.

Vergleiche aus 528 Studien gezogen

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Ein Wissenschaftlernetzwerk von acht verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen hat unter Leitung des Thünen Institut für Betriebswirtschaft dafür die Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft bewertet. Dafür haben sie 12.000 Studien aus den vergangenen 30 Jahren gesichtet. Für ihre Untersuchung ausgewählt haben sie nur die 528 Studien, die einen „repräsentativen“ Vergleich zwischen Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft ermöglichen. Anhand der Kriterien Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl haben die Wissenschaftler die Studien gefiltert.

Größte Unterschiede bei der Biodiversität

Am deutlichsten überlegen ist der Ökolandbau dem konventionellen bei der Biodiversität. Mit Blick auf die Erhaltung von Pflanzenarten bietet der Ökolandbau laut der Studie zu 91 Prozent höhere Leistungen als der konventionelle. Bei der Erhaltung von Insektenarten ist der Ökolandbau in 42 Prozent der Fälle besser, bei 41 Prozent haben die Systeme eine gleiche Leistung, in 17 Prozent der Fälle gibt es im Ökolandbau eine niedrigere Leistung als im konventionellen Vergleichssystem.

Nährstoffaustrag über Fruchtfolge wichtig

Auch bei der Ressourceneffizienz schneidet der Ökolandbau besser ab. Danach hat der Ökolandbau mit einem Anteil von 52 Prozent eine höhere Leistung beim N-Saldo in der gesamten Fruchtfolge und bei weiteren 19 Prozent liegen beide Systeme gleich auf. Es sei wichtig den N-Austrag immer über die gesamte Fruchtfolge zu betrachten. Nach einem Kleegrasumbruch gebe es im Ökolandbau natürlich auch N-Austräge. Über die gesamte Fruchtfolge schneidet der Ökolandbau jedoch wesentlich besser ab, bilanzieren die Wissenschaftler. Gleiches gilt für den Austrag von Stickstoff in Gewässer. Hier weisen die Forscher in 67 Prozent der Studien bessere Ergebnisse für den Ökolandbau nach. In der Mehrheit höhere Leistungen zeigt der Ökolandbau in den Studien außerdem bei der Bodenfruchtbarkeit, beim Gehalt an organischen Kohlenstoff sowie beim Bodenabtrag.

Ertrag versus Fläche beim Klimaschutz

Weniger eindeutig ist der Beitrag des ökologischen Landbaus zum Klimaschutz. Durch eine höhere Kohlenstoffspeicherungsrate und verminderte Lachgasemissionen emittieren Ökobetriebe gemäß der Auswertung im Mittel 1.082 kg weniger CO2‐Äquivalente pro Hektar und Jahr. Aufgrund des niedrigeren Ertragsniveaus im Ökolandbau sind die ertragsbezogenen Klimaschutzleistungen im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft jedoch vergleichbar, so die Wissenschaftler.

Management entscheidet beim Tierwohl

Kein klares Bild zeigt die Untersuchung der Studien beim Tierwohl. Bei 46 % der Vergleichspaare wurden keine eindeutigen Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Tierhaltung festgestellt. Die ökologische Wirtschaftsweise wies bei 35 % der Vergleichspaare Vorteile auf, die konventionelle bei 19 %. Hinsichtlich Verhalten und Emotionen deuten sich Vorteile der ökologischen Tierhaltung an. Bei der Tiergesundheit sind keine grundlegenden Unterschiede festzustellen; das Management scheint hier entscheidender zu sein als die Wirtschaftsweise, vermuten die Wissenschaftler.

Forscher wollten Schwachstellen des Ökolandbaus finden

„Wir hätten nicht gedacht, dass wir da so klar raus kommen für den Ökolandbau“, sagte Prof. Jürgen Heß von der Universität Kassel. Das Team sei objektiv an die Kriterien heran gegangen mit dem Ziel, auch die Schwachstellen des Ökolandbaus aufzuspüren. Projektleiter Dr. Jürn Sanders vom Thünen Institut weist der Studie weit über die Zuschreibung der beiden Landwirtschaftssysteme Bedeutung zu. „Das Erbringen von öffentlichen Leistungen wird in der Agrarpolitik an Bedeutung gewinnen“, sagte er. Aus seiner Sicht sollte die Agrarpolitik nicht primär dem Ökolandbau mehr Geld geben, sondern den Landwirten finanzielle Anreize für mehr Umwelt- und Tierwohl verschaffen. Davon könnten dann Ökobetriebe überproportional profitieren.

Verschmelzen Ökolandbau und konventioneller Landbau?

„Der konventionelle Landbau wird sich ökologisieren“, sagte Dr. Lothar Hövelmann Geschäftsführer des DLG-Fachzentrums Landwirtschaft bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Aus seiner Sicht sollte die Studie Eingang in die gesellschaftliche Debatte finden. „Wir sollten das Beste aus beiden Systemen nehmen“; sagte er. Die Ökobranche lehnt eine Verschmelzung der Systeme jedoch ab. „Der Ökolandbau muss auch in Zukunft den Premium Standard sicher stellen“, sagte Florian Schöne vom Deutschen Naturschutzring (DNR). Prof. Jürgen Heß pflichtete dem bei. „Wir sollten das System Ökolandbau als Basislinie erhalten, es kann aber einen dritten Weg geben, wo sich beide angleichen“, sagte er.

BMEL hat Studie gefördert

An dem interdisziplinären Verbundprojekt waren das Thünen‐Institut, die Universität Kassel, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, die Justus‐Liebig Universität Gießen, das Leibniz‐Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, die TU München und das Zentrum für angewandte Forschung und Technologie an der HTW Dresden beteiligt. Gefördert wurde das Projekt mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Die Ergebnisse der Studie wurden als Thünen Report 65 veröffentlicht, der auf der Thünen-Webseite als PDF verfügbar ist.

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