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Pfluglos Biokartoffeln – das geht

Ruedi Bühler hat vor zwei Jahren auf bio und Regenerative Landwirtschaft umgestellt. Die Resultate sind vielversprechend. Was steckt dahinter?

Lesezeit: 5 Minuten

Saubere Felder, gesunde Kulturen und gute Erträge sind Ruedi Bühler wichtig. Darum hat der passionierte Kartoffelproduzent aus Heimenhausen (BE) lange gezögert, seinen Betrieb auf bio umzustellen. Vor zwei Jahren hat er es getan, motiviert von Kursen in der Regenerativen Landwirtschaft.

Mit Erfolg, wie es scheint: Seine Erträge geben in der Bioszene zu reden. Die Zahlen dazu möchte Ruedi Bühler aber lieber nicht preisgeben. "Dafür ist es noch zu früh", sagt der Biobauer. Selbst sei er aber zuversichtlich, das Ertragsniveau halten zu können. "Denn eine gesunde Bodenstruktur mit biologischer Aktivität und genügend verfügbaren Nährstoffen ist nebst dem gesunden Pflanzgut das A und O im Kartoffelbau – ob bio oder konventionell."

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Die Kartoffel steht im Mittelpunkt seiner Fruchtfolge. Jedes sechste Jahr muss der Boden Höchstleistung erbringen. Die fünf Jahre dazwischen nutzt er, den Boden darauf vorzubereiten:

  • die ersten zwei Jahre: Kunstwiese
  • drittes Jahr: Winterweizen mit Untersaat
  • viertes Jahr: Körnermais, Wintergrün
  • fünftes Jahr: Konservenerbsen, Dominanzgemenge, Wintergrün
  • sechstes Jahr: Kartoffeln

Durch die weite Fruchtfolge von sechs Jahren habe er weniger Druck von bodenbürtigen Krankheiten wie etwa Schorf.

Das Spezielle an Bühlers Strategie ist, dass er ohne Pflug arbeitet und Zwischenfrüchte und Untersaaten einsetzt. Die Vorbereitungen für den Kartoffelanbau beginnen Ende August/anfangs September des Vorjahres:

  • Das kniehohe Dominanzgemenge wird mit dem Geohobel eingearbeitet. Gleichzeitig eingespritzte Rottelenker sollen beim Rotteprozess helfen. Dabei handelt es sich um ein selbst hergestelltes Kräuterfermentprodukt mit Effektiven Mikroorganismen.
  • Danach bearbeitet Bühler die obersten 5 bis 7 cm mehrmals mit der Kreiselegge oder der Federzinkenegge. Durch das mehrmalige Durchwühlen trocknen nicht nur Drahtwurmlarven aus, sondern auch Schneckengelege werden zerstört.
  • Darauf folgt die Einsaat des Zwischengrüns, einer überwinternden Sativamischung mit Roggen, Wicke, Inkarnatklee, Triticale, Raps und Rübsen.
  • Auch bringt er seinen Mistkompost schon im Herbst aufs Feld. So steht Stickstoff den Kartoffeln zu Beginn des Wachstums zur Verfügung.

Pfluglos plus Separierung

Das Wintergrün arbeitet Ruedi Bühler im März mit dem Geohobel zirka 5 cm tief ein und spritzt erneut Rottelenker in die Gründüngung. Dann lässt er es rund zehn Tage liegen. Je nach Bodenfeuchtigkeit wird ein weiterer Durchgang mit dem Grubber nötig, oder Bühler schreitet direkt zur Beetvorbereitung.

Mit dem Beetpflug arbeitet er zirka 35 cm tief und separiert den Boden anschliessend. Das tönt nach einem starken Eingriff ins Bodengefüge. Aber Bühler ist überzeugt, dass er damit dem Boden mehr helfe als schade.

Dadurch, dass die Steine auf die Fahrgassen gelegt werden, könne der Boden mehr Last tragen. "Zudem habe ich durch die Regenerative Landwirtschaft mittlerweile eine so stabile Krümelstruktur, dass sie den Siebvorgang ohne Schaden übersteht", sagt der Landwirt.

Minimale Unkrautregulierung

Nach der Saatbettbereitung und Pflanzung heisst es für den Kartoffelbauer aber: So wenig wie möglich berühren. Während im Biolandbau mindestens zwei Striegel- und zwei Hackdurchgänge zur Unkrautregulierung die Regel sind, beschränkt sich der Landwirt auf das Minimum.

Die breiten, flachen Beete formt er kurz vor dem Durchstossen der Kartoffeln zu Dämmen und greift danach höchstens einmal zum Striegel, wenn kühle Temperaturen das Kartoffelwachstum bremsen. Um die empfindliche Kartoffel vor mechanischen Schäden zu schützen, setzt er seit einem Jahr beim Setzen und Dammformen auf GPS-Technik.

Indirekte Düngung

Mit dem Mistkompost im Herbst gibt Bühler rund 60 Einheiten Stickstoff pro Hektare in das wachsende Wintergrün. Weitere 40 bis 50 Einheiten Stickstoff erhalten stark zehrende Sorten wie ,La Vie‘ oder ,Erika‘ vor dem Pflanzen in Form von zugekauftem organischen Stickstoffdünger (Biorga). Dank dem Effekt der Regenerativen Landwirtschaft habe er die Normdüngung von 120 bis 140 Einheiten um etwa einen Drittel reduzieren können, sagt Bühler.

Rund einen Drittel des Stickstoffbedarfs decken nun die Mikroorganismen im Boden. Ergänzend düngt er Kalzium, Magnesium und Schwefel im Frühling ins Wintergrün sowie 200 bis 300 kg/ha Patentkali vor dem Schliessen des Bestands.

Im Notfall Kupfer

Trotz bio ist Bühler oft mit der Spritze unterwegs. Alle zehn Tage behandelt er die Kartoffelblätter mit Komposttee und Rottelenker, um die pflanzeneigenen Abwehrkräfte zu stärken. Den Komposttee stellt er in einer 200-l-Kompostteemaschine her. Kalk als Zusatz des Komposttees soll speziell vor dem Frass der Kartoffelkäfer schützen. Dennoch traut er sich noch nicht, auf Produkte aus der Liste der im Biolandbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel gänzlich zu verzichten.

Sobald er Larven des Kartoffelkäfers entdeckt, bekämpft er sie mit Novodor. Das biologische Insektizid auf Basis des Bacillus thuringiensis wirkt gut in den ersten zwei Larvenstadien. Und eine kleine Menge von 1 bis 2 kg/ha Kupfer kommt bei anfälligen Sorten zur Vorbeugung der Krautfäule zum Einsatz.

Mit Drahtwurmbefall hatte er bisher wenig zu kämpfen. Bühler ist überzeugt: "Wenn das Bodenleben im Gleichgewicht ist und auch die Bodenpilze ihren Raum einnehmen, kann der Drahtwurm sogar in Böden mit einem Humusgehalt von 5 %, wie ich sie habe, nicht Überhand gewinnen." Auch die Kurzrasenweide habe einen positiven Effekt auf die Drahtwurmbekämpfung.

Rottelenker und Abflammen

Nach der Krautvernichtung mit Krautschläger spritzt er nochmals Komposttee und Rottelenker. Wenn notwendig, wird abgeflammt.

Ruedi Bühler ist überzeugt: "Der Weg zu gesunden und ertragssicheren Kartoffelbeständen ist für mich ein vitaler Boden." Zurückhaltend ist er, wenn es um die Erträge geht. Das gute Ertragsniveau der ersten Ernten sorgte in der Bioszene für Aufsehen. Er selbst ist zuversichtlich, dass er das Ertragsniveau halten kann.

Vor "Wunderpülverchen" der Regenerativen Landwirtschaft warnt der Oberaargauer Landwirt allerdings: "Bleiben Sie kritisch. Überprüfen Sie allgemeine Empfehlungen und richten Sie diese nach den Bodeneigenschaften vor Ort aufgrund der Fühlprobe und der Laboranalyse."

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