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Regional und preiswert: Hofeigenes Futter für Bruderhähne

Die Brüder von legebetonten Hybridhennen sind schlechte Futterverwerter. Praktiker in Nordhessen suchen nach geeigneten Rezepturen für hofeigenes Futter.

Lesezeit: 4 Minuten

Brigitte Stein und Gita Sandrock berichten. Zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin 10/2019:

Wenn sich Bio-Legehennenhalter überlegen, ob die Brüder ihrer Hennen aufwachsen sollen, stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Denn die Hähne der Legehybriden sind schlechte Futterverwerter. Selbst wenn die Verbraucher über einen Preisaufschlag auf die Eier die Aufzucht der Hähne unterstützen, bleibt das Dilemma, dass hochwertige Öko-Futtermittel anderweitig effizienter genutzt werden könnten.

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Preiswerte, hofeigene Futtermittel könnten eine Lösung sein. Das probieren im Rahmen eines EIP-Projekts jetzt drei Geflügelbetriebe in Nordhessen aus. Vom ersten bis zum letzten Tag bekommen die Hähne erfolgreich 100 Prozent Bio-Futter.

Die Hähne, Lohmann Brown-Hybriden, bekommen bevorzugt Futterkomponenten, die auf den Höfen anfallen, wie herausgereinigtes Getreide mit Ackerbohnen als Eiweißkomponente. Mit Unterstützung von Bioland-Geflügelberater Friedhelm Deerberg entstehen Futtermischungen, die zwar preiswert sind, aber zugleich eine gesunde Ernährung der Tiere sicherstellen. Dazu lassen die Landwirte jedes Futtermittel analysieren. Denn auch bei der Aufzucht der Bruderhähne ist es selbstverständlich, dass die Bio-Betriebe die Vorgaben des Tierschutzgesetzes, der EU-Ökoverordnung und der Bioland-Richtlinien erfüllen.

Tierwohl muss gewährleistet sein

Das Tierwohl der Hähne über ihre gesamte Lebenszeit ist ein weiterer Aspekt des EIP-Projekts. Die Agraringenieurin Nadja Hilmes beurteilt die Tiere regelmäßig nach dem M-Tool, dem Tierwohl-Schema für Legehennen. Auch die Schlachtkörper werden nach Tierwohlkriterien untersucht. Innerhalb von drei Jahren soll die Aufzucht von insgesamt 7.000 Hähnen neue Erkenntnisse für die Praxis liefern.

Dr. Christiane Keppler vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen begleitet die Betriebe und organisiert zweimal jährlich Stable Schools zum Austausch untereinander. Die Bruderhähne kommen als Eintagsküken von der Brüterei Hockenberger. Zu Beginn bekommen sie das hochwertige Starterfutter auf Alleinfutterbasis, bis sie 500 g wiegen, also für sechs bis sieben Wochen.

Dadurch haben sie die Basis für eine zügige Jugendentwicklung. Denn spätestens mit 42 Tagen sollen die Hähne den Grünauslauf genießen können. Anschließend wird ihr Futter allmählich auf hofeigene Futterkomponenten umgestellt. Dieses Verfahren entspricht der Aufzucht der LegehennenSchwestern, die demnächst nach dem neuen EU-Bio-Recht in der Aufzucht ebenfalls in den Grünauslauf müssen und reines BioFutter bekommen sollen.

Die Hähne leben insgesamt rund 100 Tage. So schreibt es die BruderhahnInitiative Deutschland (BID) vor. Sie dann zu schlachten, ist auch aus Sicht der Tierhalter ein akzeptabler Zeitpunkt. Denn dann haben die schwach bemuskelten Tiere bereits einige verwertbare Teilstücke.

Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Futterverwertung rapide und mit der Geschlechtsreife stellt sich Unruhe im Stall und in der Nachbarschaft ein.

Dokumentierter Futterverbrauch

In dem EIP-Projekt erheben die Geflügelhalter die verbrauchten Futtermengen wöchentlich für jede Gruppe. Vor der Schlachtung wiegen sie eine ausreichend große Stichprobe von Einzeltieren. Diese Daten fließen in die wissenschaftliche Auswertung ein. Wenn die Tiere Abweichungen in den Mastleistungen zeigen, reagieren die Tierhalter sofort, untersuchen Kotproben und Tiere. So soll es in dem Projekt gelingen, Futtermischungen zu erproben, die möglichst effizient viele unterschiedliche betriebseigene Komponenten verwenden und so die knappen Futterressourcen schonen.

Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die Hähne mit diesem kombinierten Futter robuster sind und Leistungseinbrüche schnell wieder aufholen. Die drei Bio-Geflügelhalter stallen jeweils Gruppen von 400 bis 600 Hähnen zeitversetzt auf. Die Betriebe richten sich hierbei einerseits nach den Versuchsergebnissen. Andererseits muss die Produktion des Bruderhahnfleisches im Versuchsverlauf zur Vermarktung passen, auch wenn die Vermarktung nicht Teil des Projektes ist.

Das Fleisch der Hähne geht in zwei Absatzkanäle: Der Großhändler Naturkost Elkershausen verkauft Bruderhähne im Ganzen oder als Teilstücke im Rahmen seiner Bruderhahn- Initiative (BID). Bickus, eine Marke von hessischen Legehennenhaltern, stellt aus dem Fleisch Convenience-Produkte her. Die Vermarktung des Bruderhahn-Fleischs ist derzeit noch mit recht großem Aufwand insbesondere für die Ladner verbunden. Noch ist es notwendig, die Kunden über die Produkte zu informieren und zu überzeugen.

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