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Röhrig: Jetzt die Weichen auf Bio stellen

Auf der Hessischen Staatsdomäne Gladbacherhof in Villmar finden gerade die Öko-Feldtage statt. Praxis und Forschung erwarten laut BÖLW-Vorstand Röhrig Signale von der Politik zum weiteren Ausbau.

Lesezeit: 5 Minuten

Bessere Angebote für Bioprodukte außerhalb der privaten Haushalte hat der geschäftsführende Vorstand des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Peter Röhrig, im Interview mit AGRA-EUROPE angemahnt.

AgE: Herr Röhrig, nach der Premiere im Jahr 2017 mit rund 8.000 Besuchern finden die Öko-Feldtage jetzt zum dritten Mal statt. Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie in diesem Jahr und was erwartet diese an Neuem?

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Röhrig: Wir rechnen mit 5.000 bis 6.000 Besuchern pro Tag. Das Programm der Öko-Feldtage zeigt eine Vielzahl an Neuentwicklungen im ökologischen Pflanzenbau und in der Tierhaltung aus Praxis und Forschung.

Schwerpunktthema auf den Öko-Feldtagen 2022 ist das Klima. Die Forschung zeigt an etwa 20 Stationen die Herausforderungen für die Landwirtschaft und mögliche Lösungsansätze wie beispielsweise Agroforstflächen und Mulchgemüseanbau. Artgerechte Tierhaltung, Digitalisierung, Ökozüchtung und Preispolitik stehen ebenso im Mittelpunkt des Programms. Wir freuen uns, auf den Öko-Feldtagen mit Bundes- und Länderminister und -ministerinnen über das neue Ziel der Bundesregierung - 30 % Ökolandbau bis 2030 - zu beraten und darüber zu sprechen, wie wir es umsetzen können.

Im nächsten Jahr finden bereits die nächsten Öko-Feldtage statt. Ist künftig ein jährlicher Turnus geplant und wenn ja, wie kam es zu dieser Entscheidung?

Röhrig: Die übernächsten Öko-Feldtage finden erst 2025 statt. Wir bleiben also beim Zwei-Jahresabstand. Corona hat die Messekalender durcheinandergebracht. Um wieder in den richtigen Takt zu kommen, haben wir mit den Messen 2022 und 2023 nun einmalig einen kurzen Abstand.

Im Hinblick auf das 30-%-Ausbauziel der Bundesregierung bis 2030: Womit wollen Sie am Ökolandbau interessierte Landwirte auf den Öko-Feldtagen überzeugen und mitnehmen?

Röhrig: Was die Feldtage ausmacht, ist die Kombination aus spannenden und zukunftsweisenden Angeboten der Aussteller und die Möglichkeit, sich mit vielen Bauern dazu direkt vor Ort austauschen zu können - egal, ob diese noch konventionell oder schon ökologisch wirtschaften.

Gerade auch die Begegnung mit Praktikerinnen und Beratern aus ähnlichen Produktionsbereichen gibt umstellungsinteressierten Betrieben die Chance, Wege und Optionen für die eigene Ökologisierung kennenzulernen und zu prüfen und damit eine gute Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Und es macht deutlich: Ich bin mit meinem Interesse nicht allein und die Umstellung auf Bio ist keine „Raketenwissenschaft“; es gibt für jede betriebliche Situation inzwischen Lösungen für eine erfolgreiche Zukunft als Ökobetrieb.

Welches Signal versprechen Sie sich in Richtung Politik, aber auch in Richtung Praxis von den diesjährigen Öko-Feldtagen?

Röhrig: Die noch von der früheren Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel eingesetzte Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat in ihrem Abschlussbericht drei Dinge deutlich gemacht: Erstens, wir brauchen dringend einen tiefgreifenden Umbau unseres Agrar- und Ernährungssystems, zweitens unsere derzeitige Produktions- und Konsumweise verursacht jährliche Gemeinwohl-„Schulden“ von netto 60 Mrd. € und drittens, der ökologische Landbau hat sich als funktionierende Alternative bewährt.

Die Kombination von systemimmanenten positiven Umweltleistungen bei Arten-, Klima-, Wasser- und Bodenschutz, klaren und EU-weit gesetzlich definierten Produktionsregeln für Erzeugung und Verarbeitung, flächendeckender Kontrolle, klarer Kennzeichnung und einer seit Jahrzehnten stetig zunehmenden Nachfrage ist eine einmalige „Win-Win-Win-Win-Situation“ für Politik, Betriebe, Umwelt und Verbraucher.

Wir hoffen, dass die Politik durch das persönliche Erleben der geballten Innovationspower von Bio auf den Öko-Feldtagen sieht, welch starken und wirksamen Hebel sie zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele mit Bio nutzen kann. Und wir sind überzeugt, dass die tausenden von Bauern - ob konventionell oder ökologisch wirtschaftend - viele Impulse mitnehmen werden, wie sie ihre Betriebe - noch - nachhaltiger bewirtschaften können und welche Chancen in der Umstellung auf Bio liegen.

Jüngsten Meldungen zufolge war der Absatz von Biolebensmitteln in Deutschland im ersten Quartal 2022 rückläufig. Die Verbraucher sparen offenbar hier beim Einkauf. Wie sollte, wie kann die Branche darauf reagieren?

Röhrig: Die Umsätze mit Lebensmittel im Lebensmittelhandel gehen insgesamt zurück. Der Bioumsatz war davon zuletzt etwas weniger stark betroffen als der Verkauf konventioneller Produkte. Wir haben in der Corona-Zeit gesehen, was passiert, wenn die Menschen sich die „Zutaten“ für ihr Essen selbst einkaufen müssen beziehungsweise können - dann wird massiv zu Bio gegriffen.

Jetzt sind viele gastronomische Einrichtungen wieder dauerhaft geöffnet, in denen es bisher noch kaum Bioangebote gibt. Wer in der Mittagspause in Firmen oder Behörden die Kantine aufsucht, kann meist froh sein, wenn es alle paar Wochen mal ein paar Biokartoffeln oder -nudeln gibt. Deshalb ist es wichtig, dass die Bundesregierung jetzt mit einer guten Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung und einer verstärkten Beratung und Kommunikation zu Bio endlich die Rahmenbedingungen für mehr und bessere Bioangebote auch außerhalb der privaten Haushalte schafft!

Für welche weiteren Themen erhoffen Sie sich einen besonderen Schub durch den Austausch auf den Öko-Feldtagen?

Röhrig: Das Thema Klima ist ja nicht zufällig Schwerpunktthema in diesem Jahr. Wir erleben gerade wieder, wie Betriebe im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen sitzen, während sie 2021 in einigen Regionen in Wassermassen untergegangen sind.

Auf den Öko-Feldtagen zeigen wir, mit welchen Methoden und Produkten die Betriebe resilienter gemacht werden können. Außerdem werden wir deutlich machen, dass hinsichtlich Innovationsansätzen und Konzepten alle Voraussetzungen für das von der Politik gewünschte schnelle Wachstum der ökologischen Landwirtschaft vorhanden sind. Praxis und Forschung brauchen jetzt ein klares „Go!“ von der Politik, ob in der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) oder in der Forschungsförderung, in Züchtung oder Tierhaltung. Jetzt müssen die Weichen auf Bio gestellt werden!

Vielen Dank!

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