Noch großes Verbesserungspotential bescheinigt ein im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) erstelltes Gutachten dem ökologischen Landbau.
Zwar sei es möglich, im Ökolandbau höhere Erträge zu realisieren und dennoch hohe Umweltleistungen zu erbringen, heißt es in der Studie, die das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) erarbeitet hat. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass „zusätzliche Anstrengungen in der Forschung und Förderung ökologischer Produktionssysteme unternommen und die Schwächen des heutigen Ökolandbaus konsequent adressiert werden“.
Zu den Defiziten zählen die FiBL-Autoren eine starke Verlangsamung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Diese ergebe sich insbesondere dadurch, dass ein Hauptaugenmerk des Ökolandbaus auf vorbeugenden Maßnahmen liege. Zwar würden durch die dafür erforderlichen klar definierten Normen und rechtsverbindlichen Regeln die Vermarktung und der weltweite Warenaustausch erleichtert; gleichzeitig würden jedoch wissenschaftlich-technische Innovationen erschwert.
Von zentraler Bedeutung für Fortschritte im Ökolandbau sind den Wissenschaftlern zufolge Innovationen beim Pflanzenschutz und der Züchtung. Dabei gehe es um die Entwicklung von effektiveren und umweltverträglicheren biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Insbesondere die Mikrobiomforschung sowie die Entwicklung neuer molekularer und digitaler Techniken böten ein erhebliches Potential für den ökologischen Pflanzenschutz.
Ernsthaft zu prüfen seien der Einsatz genetischer Marker und genomischer Selektionen für die Unterstützung der traditionellen Kreuzungszüchtung, so die Autoren um den bisherigen FiBL-Direktor Prof. Urs Niggli.
Konflikte in der Tierhaltung abbauen
Vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten für den Ökolandbau sehen die Autoren der Studie in der Digitalisierung. Genannt werden eine präzise Unkrautregulierung, eine frühe Krankheitsdiagnostik auf dem Feld und im Stall sowie eine optimierte Düngung durch Drohnen.
Eine große Bedeutung messen die FiBL-Experten zudem solchen Innovationen bei, mit denen die Bewirtschaftung des Stickstoffs optimiert werden kann. Verwiesen wird unter anderem auf Mikroben-Pflanzen-Interaktionen, die Verbesserung von Fruchtfolgen, die Verminderung von Stickstoffverlusten in der Tierhaltung, die Weiterentwicklung von Hof- und Recycling-Düngern sowie die Düngungsplanung.
In der Tierhaltung müssten Innovationen im Ökolandbau darauf abzielen, die bestehenden Konflikte zwischen Tierwohl, Produktivität und Nachhaltigkeit zu lösen, heißt es in dem Gutachten. Möglichkeiten dafür bestünden in der Aufzucht und Fütterung von Jungtieren, der Lebenstagsleistung von Milchkühen sowie der Weiterentwicklung von Haltungssystemen zur Reduzierung des Nährstoffaustrags.