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Politikversagen

Umstellung auf Ökolandbau: Fläche mal drei bis 2030

Jeder zehnte Hektar in Deutschland wird ökologisch bewirtschaftet. 2030 sollen es deutlich mehr sein. Die Politik muss daher Gas geben, um die Öko-Ziele zu erreichen, meint Autorin Annegret Grafen.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Bericht ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 3/2021.

Genau 35.413 Höfe arbeiten in Deutschland nach den Regeln des ökologischen Landbaus. Rund 1.300 Betriebe sind im Jahr 2020 neu hinzugekommen. Mehr als jeder zehnte Hektar wird ökologisch bewirtschaftet, ein Flächenplus von 5,3 % gegenüber 2019 - wir berichteten.

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Verglichen mit dem Vorjahr ist der Ökolandbau im vergangenen Jahr allerdings langsamer gewachsen. 3,8 % neue Höfe kamen hinzu, 2019 waren es noch plus 6,3 %. Eine Entwicklung, die der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein mit mangelndem Vertrauen der Landwirte in die Politik für die nächsten Jahre erklärte.

An mangelnder Nachfrage der Konsumenten nach Bio-Lebensmitteln kann das gedämpfte Wachstum dagegen nicht liegen: Der Umsatz mit Bio-Produkten wuchs im Corona-Jahr 2020 um sagenhafte 22 % auf knapp 15 Mrd. €, doppelt so stark wie der gesamte Lebensmittelmarkt in Deutschland.

Die Signale müssen deutlicher sein

So ist es offensichtlich, dass die Politik den Marktpotenzialen nicht hinterherkommt. Die Signale müssen deutlicher in Richtung Bio weisen: „Die Politik muss den Ökolandbau für die Lösung der großen Aufgaben beim Klima- und Umweltschutz nutzen“, mahnte Löwenstein.

Zudem stehen ja die bekannten Ziele im Raum: 25 % Ökolandbau bis 2030 sollen es in der EU werden, 20 % gelten für Deutschland, einige Bundesländer haben noch ehrgeizigere Ziele. „Die Betriebs- und Flächenzuwächse der vergangenen Jahre reichen bei weitem nicht aus, um die Zielsetzungen der Bundesregierung und der Bundesländer zu erreichen“, meinte Jan Plagge, Präsident von Bioland, angesichts der Zahlen.

Löwenstein forderte mehr Kohärenz in der Politik, um den Ökolandbau schneller voranzubringen. Beispiel: das geplante Tierwohllabel, das die biologische Tierhaltung ausgrenzt; oder das derzeit in Bearbeitung befindliche Ökolandbaugesetz, das wichtige Bereiche wie die Außerhausverpflegung nicht ausreichend berücksichtigt. Zudem müssen Bund und Länder die nötige Finanzierung sicherstellen, um die Umweltleistungen der Bio-Betriebe zu honorieren.

„Immer noch fehlt die Ernsthaftigkeit, dass aus Zielen auch Maßnahmen werden, die dem Ökolandbau den notwendigen Schwung für die nächsten zehn Jahre und den Bio-Bauern Planungssicherheit geben“, kommentierte Plagge.

Der Markt wächst schneller als die Fläche

In der EU nahm die Ökolandbau-Fläche 2019 um 0,8 Mio. ha zu, das ist ein Zuwachs von knapp 6 %. Spitzenreiter bei der Öko-Fläche ist nach wie vor Spanien mit fast 2,4 Mio. ha, Frankreich hat mit 2,2 Mio. ha fast aufgeschlossen, danach folgt Italien mit 2 Mio. ha.

Gut 8 % der Landwirtschaftsfläche in der EU werden ökologisch bewirtschaftet, auch hier ist also noch ein Stück Weg bis zur Zielmarke von 25 % zu gehen – eine Verdreifachung der heutigen Fläche. Wie in Deutschland hat sich das Flächenwachstum in der EU gegenüber dem Vorjahr verlangsamt.

Der Markt für Bio-Produkte ist 2019 auch in der EU stärker gewachsen als die Fläche, nämlich um acht Prozent. Die starken Zuwächse des Bio-Konsums infolge von Corona und den Lockdowns, die 2020 in vielen Ländern zu beobachten waren, sind hier noch nicht abgebildet.

Dass eine konsequente Politik auf der Abnehmerseite den ökologischen Landbau voranbringt, zeigt Dänemark mit seinen Programmen für Bio in der Gemeinschaftsverpflegung: Das Land war 2019 weltweit Spitzenreiter mit 12,1 % Bio am gesamten Lebensmittelmarkt. „Die Daten zeigen das Potenzial des europäischen Öko-Marktes, die Ziele der beiden EU-Strategien Biodiversität und Farm-to-Fork zu erreichen“, sagte Eduardo Cuoco, Direktor von IFOAM Organics Europe. Um die Ziele zu erreichen, brauche der Bio-Sektor politische Unterstützung auf allen Ebenen. Dazu gehören ein guter gesetzlicher Rahmen und eine angemessene Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik – mit klarem Vorzug für den ökologischen Landbau in den nationalen Maßnahmenplänen.

Das 25-Prozent-Ziel bis 2030 braucht entschiedene Anstrengungen von allen Seiten. So sieht es Wolfgang Burtscher, Generaldirektor der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Räume der EU-Kommission, der während der Biofach mit Bioland-Präsident Jan Plagge und weiteren Vertretern und Vertreterinnen des ökologischen Landbaus in Europa diskutierte. Er ist optimistisch, dass die gesetzten Flächenziele mit dem Rahmen der neuen GAP erreichbar sind.

Auch die Finanzierung sei gesichert. Der Ökolandbau kann künftig sowohl aus der Zweiten Säule als auch durch die Eco Schemes in der Ersten Säule gefördert werden. Eine Garantie für einen gelingenden Umbau sei das noch nicht. Auf die Umsetzung kommt es an. Der Schlüssel sind die Strategischen Pläne, die die Mitgliedstaaten zurzeit erarbeiten.

Am Ökolandbau misst sich der Erfolg

Für Jan Plagge ist es ein Durchbruch, dass die Kommission den ökologischen Landbau im Green Deal zum ersten Mal dezidiert als zentrales Instrument benennt, um den nötigen Umbau der Land- und Ernährungswirtschaft hinzukriegen. Doch auch ihm macht die Umsetzung Sorgen.

Der Rahmen der GAP-Reform ist gesetzt, der Bio-Markt wächst, die Landwirte sind zur Umstellung bereit. „Das größte Risiko liegt im Raum dazwischen“, sagte der Bioland-Präsident, der gleichzeitig Präsident von IFOAM Organics Europe ist. Denn das, was aus den Strategischen Plänen einiger Mitgliedstaaten schon bekannt geworden sei, setze die Zeichen eher auf Bio-Verhinderung als auf mehr Bio.

„Die Kommission ist an entscheidender Position“, meinte Plagge, „sie muss überprüfen, ob die Maßnahmen in den Strategischen Plänen den Bio-Betrieben und den Umstellungswilligen einen echten Vorteil verschaffen.“ So müssten die Mitgliedstaaten im Rahmen der neuen GAP verpflichtet werden, verbindliche Ziele, Finanzierungspläne und Maßnahmen zum Ausbau des Ökolandbaus zu formulieren.

„Wir werden uns die nationalen Ziele genau anschauen“, versprach Burtscher. Ende März will die Kommission ihren Öko-Aktionsplan für 2021 bis 2027 vorstellen, danach erwartet sie Aktionspläne auf nationaler Ebene. „Ich denke, das Signal der Kommission ist bei der Bio- Branche klar angekommen“, heißt es in einer Note des Agrarkommissars Janusz Wojciechowski, die Burtscher mitgebracht hatte. „Das Wachstum des ökologischen Landbaus wird die Messlatte für den Erfolg der Farm-to-Fork-Strategie sein!“

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