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Wer arbeitet nachhaltiger? Der Konvi oder der Öko?

Ein Forscherteam unter Leitung der TU München hat analysiert, ob ein konventionell oder ein ökologisch wirtschaftender Betrieb nachhaltiger arbeitet. Was sind die Vorteile für den Ökolandbau?

Lesezeit: 4 Minuten

Wie effizient setzen landwirtschaftliche Betriebe ihre Betriebsmittel ein? Wie unterscheiden sich konventionelle und ökologische Betriebe bei Energieeinsatz, Nährstoffbilanz und Treibhausgasausstoß? Welchen Einfluss haben Fruchtfolge, Tierhaltung oder Zwischenfruchtanbau auf die Bodenfruchtbarkeit und andere Kennzahlen zur Nachhaltigkeit? Bisher gab es zu diesen und anderen Fragen zur Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Erzeugung kaum belastbare Daten aus landwirtschaftlichen Betrieben.

Deshalb gründeten der Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der Technischen Universität München, das Thünen-Institut für Ökolandbau und das Ingenieurbüro für Ökologie und Landwirtschaft ein Netzwerk von Pilotbetrieben. Dort erhoben die Wissenschaftler erstmals auf betrieblicher Ebene konkrete Daten, die Aussagen über die Nachhaltigkeit eines Betriebs erlauben.

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Der Projektansatz

Das Netzwerk setzt sich zusammen aus bundesweit 80 Betrieben, von denen jeweils 40 konventionell und 40 ökologisch arbeiten. Davon sind wiederum je die Hälfte Milchvieh- und Marktfruchtbetriebe. Die Wissenschaftler ermittelten auf jedem Betrieb den Energieeinsatz durch Betriebsmittel wie Pflanzenschutzmittel, Dünger und Treibstoff. Zudem erstellten sie Stickstoff-, Humus-, Kohlenstoff-, Energie- und Treibhausgas-Bilanzen anhand der Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte und eingesetzten Wirtschaftsdünger.

Diese Zahlen bildeten die Basis für einen Vergleich zwischen ökologischen und konventionellen Milchvieh- und Marktfruchtbetrieben in Bezug auf Klimawirkung und Effizienz der eingesetzten Ressourcen. Um die Vergleichbarkeit der Betriebe zu wahren, wurden jeweils Betriebspaare aus je einem ökologischen und konventionellen Betrieb in der gleichen Region gebildet.

Jeder Betrieb erhielt auf Basis der Untersuchungsergebnisse seine Empfehlungen zur Optimierung, deren Wirkung im Verlauf der Studie überprüft und z.T. auch wirtschaftlich bewertet wurde. Die Ergebnisse des Netzwerks gelten als besonders wertvoll, weil das Projekt über zehn Jahre lief. Finanziert wurde die Studie über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Treibhausgase im Ackerbau: Ökobetriebe setzen im Vergleich zu konventionellen Betrieben durchschnittlich 50% weniger Energie pro Fläche ein. Entsprechend geringer sind die flächenbezogenen CO2-Emissionen im Ökolandbau. Auch unter Berücksichtigung der höheren Erträge und Milchleistungen erzeugen konventionelle Betriebe im Mittel 35% mehr CO2 je Produkteinheit als ökologische Betriebe. Die mit Abstand niedrigsten THG-Emissionen im Pflanzenbau haben ökologische Milchvieh- und Gemischtbetriebe.

  • Humusbilanz: Der Erhalt bzw. die Vermehrung von Humus ist ein entscheidender Faktor für die Kohlenstoffbindung im Boden und damit für weniger CO2-Emissionen. Ökologische Betriebe haben hier deutliche Vorteile. Während konventionelle Ackerbaubetriebe im Schnitt negative Humusbilanzen aufweisen, wird auf den meisten ökologischen Flächen Humus aufgebaut und damit CO2 gebunden.

  • Stickstoffbilanz: Die Stickstoffverluste liegen bei konventionellen Betrieben mit durchschnittlich 58 kg/ha deutlich höher als bei Ökobetrieben (15 kg/ha). In beiden Anbausystemen ist die N-Effizienz auf Milchviehbetrieben (bezogen auf den Pflanzenbau, nicht auf den Gesamtbetrieb!) wesentlich besser als bei Ackerbaubetrieben.

  • Energieeffizienz: Ökologische Betriebe haben im Durchschnitt eine um 15% bessere Energieeffizienz (Input-/Output-Verhältnis), auch unter Berücksichtigung höherer Erträge und Milchleistungen konventioneller Betriebe. Besonders energieeffizient arbeiten ökologische Milchviehbetriebe.

  • Betriebsleiterqualifikation: Unabhängig vom Produktionssystem gibt es zwischen den Betrieben eine sehr große Streuung bei den ermittelten Zahlen zur Nachhaltigkeit. Zum Teil erreichten konventionelle Betriebe bessere Ergebnisse als Biobetriebe (z.B. eine höhere Energie- und Stickstoff-Effizienz). Laut Forscherteam sind diese Unterschiede vor allem auf die große Bedeutung des betrieblichen Managements zurückzuführen (siehe Reportagen). Hinzu kommen der Einfluss des jeweiligen Standorts (Bodengüte, Klima etc.) und der Betriebsstruktur.

Ansätze zur Optimierung

  • Ökobetriebe können durch eine nachhaltige Intensivierung ihre Produktion optimieren. Möglich ist zum Beispiel eine Ertragssteigerung durch eine verbesserte Nährstoff- und Humusversorgung sowie optimierte betriebliche Stoffkreisläufe (Stickstoff, Phosphor).



    Je nach betrieblicher Voraussetzung und der bestehenden Nährstoffkreisläufe kann dies die Nachhaltigkeit der Produktion und der Wirtschaftlichkeit verbessern. Eine solche Intensivierung ist jedoch nicht sinnvoll für Biobetriebe, die ohnehin schon sehr energieintensiv arbeiten. Das gilt zum Beispiel für ökologische Biogasbetriebe oder spezialisierte Milchviehbetriebe.
  • Konventionellen Betrieben mit negativer Humusbilanz empfehlen die Forscher, mehr Zwischenfrüchte anzubauen, Stroh so oft wie möglich einzuarbeiten, die Fruchtfolgen zu erweitern und verstärkt Wirtschaftsdünger einzusetzen.



    Zudem ist es nicht immer sinnvoll, Maximalerträge anzustreben. In vielen Fällen hat eine leicht verringerte Anbau-Intensität deutlich positive Effekte auf die Nachhaltigkeit der Erzeugung. Grundsätzlich sollten aber nur Maßnahmen umgesetzt werden, die sich auch wirtschaftlich rechnen.

Wie erfolgreiche Betriebsleiter die Produktion optimieren, lesen Sie am Beispiel der Betriebe von Dirk Schulze-Gabrechten (konventionell) und Gyso von Bonin (ökologisch) in der aktuellen top agrar 8/2019.

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