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Verteilungskampf

Konventionelles Proteinfutter ab 2022 für Biohennen verboten

Mit der neuen EU-Ökoverordnung bekommen Hennen, Broiler, Enten, Gänse und Puten reines Bio-Futter. Das kostet mindestens zwei Cent mehr je Bio-Ei.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Artkel ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 4/2021.

Einen regelrechten Verteilungskampf am Futtermittelmarkt um die hochwertigen Eiweißfuttermittel sieht Rudolf Joost-Meyer zu Bakum im nächsten Jahr heraufziehen. Denn dann tritt die neue EU-Ökoverordnung in Kraft. Sie verpflichtet alle Bio-Geflügelhalter 100 % Bio-Futter nach der Jungtieraufzucht zu füttern.

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Ab 2022 dürfen keine hochproteinhaltigen Futtermittel aus konventioneller Herkunft mehr in die Bio-Rationen. Das bislang häufig verwendete konventionelle Kartoffeleiweiß oder der Maiskleber sind dann tabu.

Nur für die Jungtieraufzucht gibt es Ausnahmen. Auf diese Situation bereitete der Referent der Gesellschaft für ökologische Tierernährung (GOETE) die Teilnehmer der Bioland-Geflügeltagung vor.

Das Bio- Mischfutterwerk Meyerhof zu Bakum hat aber schon ein Viertel der produzierten Mischungen in reiner Bio-Qualität hergestellt. Daher weiß Rudolf Joost-Meyer zu Bakum, welche Komponenten notwendig sind. Weitere, langjährige Bio-Futterhersteller seien ähnlich erfahren, ergänzte er.

Die Pflicht, ab 2022 auch Bruderhähne nach Bioland-Richtlinien aufzuziehen, verschärft die Situation: Je Bio-Henne sind dann 10 % mehr Bio-Futter nötig, um den zugehörigen Bruderhahn zu versorgen. Die Kosten dafür muss der Hennenhalter über den Verkauf der Eier erwirtschaften. Große Umschichtungen im Futtermittelmarkt seien die Folge: „Wenn konventionelles Kartoffeleiweiß fehlt, verlieren Körnerleguminosen ihre Bedeutung als Proteinkomponenten. Sie sind dann nur noch Energielieferanten in der Mischung“, sagte er.

Die begehrten Ölkuchen von Soja, Sonnenblume, Raps und Lein müssen künftig verstärkt ins Futter für Monogaster fließen. Am Markt gebe es durchaus noch Ware: etwa 30 % mehr Sonnenblumenkuchen und rund 40 % mehr Raps- und Leinkuchen fallen jährlich an, die bislang noch nicht im Futter für Schweine oder Geflügel landen. Diese Mengen verfüttern derzeit Bio-Milchviehhalter.

Mit den Milcherzeugern müssen künftig Geflügel- und Schweinehalter konkurrieren. Zum Proteinausgleich könnten Kühe die überschüssigen Mengen Körnerleguminosen bekommen, schlug Joost- Meyer zu Bakum vor.

Bestes Protein für Puten

Der Bedarf an europäischem Soja wachse folglich weiter – um bis zu 90 %, vermutete der Experte. Um die Komponenten mit ganz hochwertigen Proteinen wie Bio-Kartoffeleiweiß, Bio-Maiskleber, Bio-Sesamkuchen oder Bio-Reiskleber werde ein „Verteilungskampf“ entstehen.

„Das beste Protein muss an die Puten gehen. Sie haben den höchsten Bedarf“, betonte der Fütterungsfachmann. „Die in Europa verfügbare Menge an Ölkuchen ist sehr begrenzt. Die Preise werden steigen“, machte er den Geflügelhaltern klar und riet: „Stimmen sie ihre Kunden darauf ein, was auf uns alle zukommt.“

GOETE-Experten haben verschiedene Preisszenarien kalkuliert: Wenn der Preis für Bio-Getreide stabil bleibt, könnte der Futterpreis um 50 €/t steigen. Die Futterumstellung auf 100 % Bio schlägt mit bis zu 2 Cent je Ei zu Buche, rechnete Joost-Meyer zu Bakum vor.

Zusätzlich müssten Eiervermarkter ihre Kunden auf den Bruderhahnaufschlag in Höhe von derzeit 4 Cent/Ei vorbereiten.

Aufzüchter sind gefordert

Mit den leichter verfügbaren Proteinquellen können Futtermühlen Mischungen mit 2,8 g/kg Methionin je 10 MJ ME zusammenstellen. Damit können die Legehennen ihren Proteinbedarf decken, sofern sie 133 g täglich aufpicken.

Hennen, die weniger Futter aufnehmen und Mastbroiler brauchen höher konzentriertes Futter. Küken brauchen 3,2 g/kg Methionin je 10 MJ ME, Puten sogar 4 g/kg Methionin je 10 MJ ME. Hennenhalter, Stallbauer und Junghennenaufzüchter nimmt der Futtermittelexperte mit in die Verantwortung dafür, dass die Legehennen genug Futter aufnehmen und 100 % Bio-Futter gelingt.

Hennenhalter sollten die Tiere bei der Futteraufnahme unterstützen, eine automatische Futterbefeuchtung müsse Standard werden. Kalk und Austernschalen mit separater Dosiertechnik nachmittags zu geben, passe besser zum Stoffwechselbedarf. Zwischen Futtertrog und Sitzstange müssen die Tiere genug Platz haben, um zu picken. Dafür ist ein Abstand von 80 mm erforderlich. Futter und Wasser muss auf jeder Ebene vorhanden sein.

Bereits in der Junghennenphase müssen die Tiere lernen, viel zu fressen. Sie brauchen genug Rohfaser und Futtersteinchen. „Junghennen aufzuziehen heißt, sie zu trainieren, nicht sie zu mästen“, sagte Joost-Meyer zu Bakum.

Wie wichtig eine gewissenhafte Junghennenaufzucht ist, hatte Dr. Christiane Keppler, Geflügelberaterin vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), bei der Geflügeltagung erklärt: „Die Küken wachsen ohne Glucke auf, von der sie lernen, was sie zum Leben brauchen. Das müssen Junghennenaufzüchter unter anderem mit einem vielfältigen Futterangebot leisten.“

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