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topplus Auf Bio Umstellen?

Wie rechnet sich Bio in der Praxis?

Wie übersteht ein Ackerbaubetrieb die Umstellungsjahre des Bioanbaus? Wir haben das für einen Praxisbetrieb nachgerechnet.

Lesezeit: 5 Minuten

"Die Bereitschaft zur Umstellung war schon lange da – aber die Frage, ob ich zu viele Sicherheiten aufgebe, hat mich lange abgehalten,“ erzählt Landwirt Peter Iven, der im Mai 2018 auf Bio umstellte.

Seine Flächen in Bedburg, 40 km westlich von Köln, sind der Traum jedes Ackerbauern: 100 ha milder Lösslehm mit 90 Bodenpunkten, ebene große Flächen und in Normaljahren regelmäßige Niederschläge. Im konventionellen Anbau sind Rübenerträge zwischen 900–1000 dt/ha die Regel, Weizen liegt bei rund 100 dt/ha, Möhren und Kartoffeln bei 600 dt/ha.

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Am Bioanbau reizt Peter Iven, den Boden als Ökosystem zu sehen und auf ökologische Weise auch mit altem Wissen zu verbessern. „Die konventionellen Bewirtschaftungskonzepte lasse ich dabei gerne hinter mir“, erklärt er. Weil es für Iven wegen der Vermarktung nicht in Frage kommt, ohne Verband nach EU-Bio zu produzieren, hat er sich für Bioland entschieden. Die derzeitige Verbandsvielfalt und die fehlende Markttransparenz kritisiert er aber. „Für den Handel ist es so leichter, die Verbände gegeneinander auszuspielen, das drückt die Preise“, so seine Ansicht.

Klar kalkuliert

Auch bei Peter Iven ist die Bioproduktion allerdings kein Selbstzweck – sie muss die Familie ernähren. Wir wollten wissen, wie der Betrieb durch die Umstellungszeit kommt. Wie schneidet Bio auf den guten Böden im Vergleich zur konventionellen Wirtschaftsweise ab?

Um hier zu konkreten Zahlen zu kommen, hat Berater Georg Pohl von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen die realen Werte auf dem Hof erhoben und wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahlen für die drei Phasen berechnet:

  1. konventioneller Betrieb bis Mai 2018 mit tatsächlichen Zahlen,
  2. Umstellungszeit 2018 bis Mai 2020 mit tatsächlichen Zahlen,
  3. Biobewirtschaftung ab 2021 mit Erfahrungswerten.

Erster Schritt ist dabei, jeweils den Deckungsbeitrag (DB) der einzelnen Früchte zu errechnen. Daraus hat Berater Pohl anschließend einen gewichteten durchschnittlichen Deckungsbeitrag über die ganze Fruchtfolge ermittelt. Dieses Geld steht zur Verfügung, um die Festkosten des Betriebes zu decken. In zweiter Linie wurde die „Direkt- und Arbeitserledigungskostenfreie Leistung“ berechnet. Sie deckt neben den variablen Kosten auch die Kosten für die Arbeitserledigung ab. Der Wert ist gut für den Vergleich von Betrieben mit vergleichbarer Produktionsausrichtung geeignet.

Konventionell solide

Als konventioneller Betrieb erwirtschaftete Iven einen durchschnittlichen DB von 2363 €/ha. Der Landwirt arbeitet pfluglos und erzielt mit Kartoffeln, Zuckerrüben und Speisemöhren auskömmliche Ergebnisse. Umstellungsberater Georg Pohl sagt dazu: „Es war hilfreich, dass der Betrieb aus einer gewissen wirtschaftlichen Stärke heraus in die Umstellung ging.“ Bestehende Fremdfinanzierungen sind derzeit noch tragbar. Die robuste Ertragslage aus der konventionellen Zeit kann die zu erwartenden Liquiditäts-Engpässe bis zum Ende der Umstellungszeit höchstwahrscheinlich überbrücken.

Wackelige Umstellungszeit

Dass Iven in der Umstellung weiter Kartoffeln anbaut, ist eher ungewöhnlich. Denn er muss ökologisch produzieren, kann aber keine Öko-A-Ware vermarkten. Deshalb lassen die meisten Betriebe die Finger davon. „Ich sehe in der Kartoffel aber einen Umsatzträger, auf den ich auch in der Umstellungszeit nicht verzichten will“, erklärt er. Statt auf Kleegras setzt er auf Rotklee, um Drahtwürmern vorzubeugen. Wie jeder viehlose Öko-Betrieb muss sich Peter Iven auch Gedanken über zugelassene Dünger machen. Hier verfolgt Iven mehrere Ansätze:

  • Cut&Carry bei Rotklee: Den Klee häckseln, einsammeln und anderswo ausbringen bringt ca. 40 kg N/ha,
  • Grünroggenlieferung an eine NaWaRo-Biogasanlage gegen Rücklieferung von Gärsubstrat,
  • Stroh-Champost-Tausch (1:2) mit einem Bioland-Champignon-Betrieb.

Durch die geringeren Erträge und die Umstellungspreise brach die Wirtschaftlichkeit schon im ersten Umstellungsjahr ein, wie folgende Übersicht zeigt. Statt 2363 €/ha durchschnittlichem DB kommt Iven jetzt nur noch auf 1818 €, fast ein Drittel weniger. Bislang kam der Betrieb ohne Liquiditätsschwierigkeiten über die Runden.

Ab Mai 2020 Vollwertig Bio

Ab Mai 2020 kann Iven Bio-A-Ware anbauen und zu Biopreisen vermarkten. Wenn er Möhren, Kartoffeln und Leguminosen erst nach Umstellungsende im Mai legt bzw. drillt, ist bereits die Ernte 2020 A-Ware. Der im Herbst 2019 gedrillte Winterweizen ist dagegen auch 2020 noch Umstellerware.

Die Vermarktung der wirtschaftlich bedeutsamen Möhren ist bereits geklärt. Ivens Packbetrieb fährt auch eine Ökoschiene. Eingeplant für 2020 sind Ackerbohnen oder Erbsen, deren Vermarktung problemlos möglich ist. Iven denkt hier auch über anderes Gemüse nach, denn er will auf dem guten Standort möglichst wenig Getreide anbauen.

Ackerbaulich ist Iven gespannt, wie er die Gesunderhaltung und Unkrautregulierung in den Griff bekommt. Ein 12 m-Striegel (Kosten 35000 €) steht dazu bereit. Iven will auch weiterhin pfluglos wirtschaften. Läuft alles wie geplant, wird sich unter vollen Biobedingungen die Wirtschaftlichkeit gut entwickeln wie Übersicht 3 zeigt. Erträge und Preise sind hier Schätzungen. Berater Georg Pohl und Betriebsleiter Iven sind aber überzeugt, dass die verwendeten Werte in jedem Fall zu erreichen sind.

Wie sich der Betrieb über die Jahre entwickelt, zeigt die nächste Übersicht. Zu erkennen ist: Der Ökobetrieb Iven wird aller Voraussicht nach besser abschneiden als der konventionelle Ausgangsbetrieb. Denn der durchschnittliche Deckungsbeitrag über die ganze Fruchtfolge steigt, die höheren Arbeitskosten fängt die Ökoprämie des Landes auf. Aber: Während der Umstellung geht die Wirtschaftlichkeit deutlich in die Knie, was der Regelfall ist. Das ist kein Problem, wenn man sich wie Herr Iven rechtzeitig darauf einstellt.

Das Fazit von Berater Pohl: „Herr Iven hat eine für seinen Betrieb passende Entscheidung getroffen. Es zeichnet sich ab, dass seine Strategie aufgeht.“ Positiv aufgefallen ist ihm die Aufbruchstimmung bei Peter Iven. Der Berater ist sich daher sicher: „Da steckt noch viel mehr drin!“

Landwirt Iven hofft, dass sich der Bioanbau langfristig rechnet. Dabei sieht er nicht nur die Konsumenten in der Pflicht: „Alle an der Erzeugung bis zur Vermarktung Beteiligten beeinflussen den Preis“, meint er und ist sich sicher: „Auch die konventionellen Preise müssen sich festigen, sodass der Abstand zu Bio nicht zu weit wird – sonst bleibt Bio eine Randerscheinung!“

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