AMA-Milchforum 2025

Bei Milch sind Herkunft und Nachhaltigkeit gefragt

Über die künftige Entwicklung der Milchwirtschaft in Österreich diskutierten 200 Experten aus Landwirtschaft, Wirtschaft und Wissenschaft beim AMA-Milchforum 2025. Ein Ergebnis: Milch bleibt gefragt.

Lesezeit: 4 Minuten

Beim AMA-Milchforum 2025 in Wien trafen sich rund 200 Experten aus Landwirtschaft, Wirtschaft und Wissenschaft, um die zukünftige Entwicklung der Milchwirtschaft in Österreich zu diskutieren. Im Zentrum standen die Herausforderungen und Chancen, die sich aus den steigenden Anforderungen an Qualität, Nachhaltigkeit und veränderte Konsumtrends ergeben. Nationale und internationale Fachleute präsentierten spannende Einblicke – von flexitarischer Ernährung über innovative Tierwohl-Standards bis hin zu globalen Marktperspektiven.

Nicht vorschnell auf Milchalternativen setzen

„Die Konsumentinnen und Konsumenten erwarten heute von Milchprodukten mehr als nur Geschmack und Qualität“, betont Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing. „Sie wollen wissen, woher die Milch stammt, unter welchen Bedingungen sie erzeugt wurde, und wie sie zu mehr Nachhaltigkeit beiträgt. Diese Fragen haben wir in den Mittelpunkt des AMA-Milchforums 2025 gestellt.

Simone K. Frey, Gründerin des Nutrition Hub Berlin, hob den Trend zur flexitarischen Ernährung hervor, bei der Milchprodukte weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Sie wies darauf hin, dass insbesondere junge Menschen durch Social Media beeinflusst werden, was neue Kommunikationsstrategien für die Branche erfordert. Frey sagte aber auch, "wir werden auch im Jahr 2050 Fleisch, Milch, Gemüse, Hülsenfrüchte und nicht nur Tabletten und Pulver essen." Die Ernährungswissenschaftlerin Petra Rust von der Universität Wien unterstrich die gesundheitlichen Vorteile des täglichen Milchkonsums und warnte davor, Milchprodukte vorschnell durch Alternativen zu ersetzen, ohne die ernährungsphysiologischen Auswirkungen zu berücksichtigen.

Eigener Fachbereich Nachhaltigkeit

Werner Giselbrecht von der bayerischen Hochland Group brachte eine internationale Perspektive ein und betonte die wachsende globale Nachfrage nach Milchprodukten sowie die Notwendigkeit nachhaltiger Produktionsmethoden. Die seit 1927 bestehende Familienkäserei beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeitende und setzt jährlich 440.000 Tonnen Käse ab.

Um verantwortungsvolles Handeln auf allen Ebenen und bei allen Entscheidungen zu erreichen, hat man einen eigenen Fachbereich Nachhaltigkeit gegründet. Hochland verfolgt damit das Ziel, mit Eigeninitiative Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit zu sein. Giselbrecht erläuterte auch die aktuelle Situation im internationalen Vergleich: „Wir brauchen eine nachhaltige Landwirtschaft, um als Milchbranche zukunftsfähig zu bleiben. Die Nachfrage nach Milch wächst schneller als die Produktion. Angebot und Nachfrage führen zu steigenden Preisen, Tierkrankheiten werden uns zunehmend vor Herausforderungen stellen, aber generell gibt es gute Aussichten für die Milchproduktion weltweit.“

Nur wenige Verbraucher wollen mehr für Tierwohl zahlen

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Tierwohl: Mit dem 2024 eingeführten AMA-Gütesiegel-Zusatzmodul „Tierhaltung plus“ hat Österreich neue Standards gesetzt, die bereits von 86 % der Betriebe umgesetzt werden. Robert Römer von der deutschen Initiative Tierwohl erläuterte, wie freiwillige Programme in Deutschland die Nutztierhaltung verbessern und welche Herausforderungen dabei bestehen, insbesondere in Bezug auf die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten.

Die Initiative Tierwohl in Deutschland ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Landwirtschaft, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel, nach ihren Kriterien hergestellte Produkte werden mit einem Siegel ausgezeichnet. 12.300 landwirtschaftliche Betriebe nehmen in Deutschland daran teil und arbeiten an einem Mehr an Tierwohl in der Nutztierhaltung. Römer sprach über die Entwicklung der Haltungsform in Deutschland und deren Auswirkungen auf die Milchviehhalter. Er betonte, dass es zwar laut Umfragen generell eine hohe Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten gebe, Produkte aus höherer Tierhaltungsform zu kaufen, wenige würden dafür aber auch mehr bezahlen wollen.

Die Weiterentwicklung der Haltungsform in Deutschland hat auch wesentliche Auswirkungen auf die Milchproduktion in Österreich. Mit dem 2024 eingeführten AMA-Gütesiegel-Zusatzmodul Tierhaltung plus entspricht die Milch nicht nur den Anforderungen des Marktes in Deutschland – damit ist auch für verbesserte Standards gesorgt, während bäuerliche Familienbetriebe Gewissheit für die Zukunft erhalten. 13.450 teilnehmende Betriebe in Österreich ein Jahr nach der Einführung des Zusatzmoduls zeigen eindrucksvoll den Erfolg auf – insgesamt produzieren bereits 86 % der Betriebe im AMA-Gütesiegel nach verbesserten Tierhaltungsstandards.

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